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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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war schon so häufig ausgezogen, dass es allmählich fast zur Normalität geworden war. Schon aus diesem Grund wusste ich gar nicht genau, ob wir wirklich miteinander Schluss gemacht hatten oder nicht. Ich würde sagen, es war eher eine Umstrukturierung unserer Beziehung.
    Die Straße lag ziemlich verlassen da, nur vor Morellis Haus stand ein Kleinbus. Der Kleinbus gehörte Joes Vetter Mooch. Mooch übermalte die Graffiti und strich Joes Haustür knallrot. Die Graffiti auf dem Bürgersteig waren noch da, aber neue waren anscheinend nicht hinzugekommen. Ich fuhr langsamer, blieb aber nicht stehen. Mooch blickte nicht von seiner Arbeit auf, und ich rief ihm auch nichts zu.
    Nächster Halt war Carol Cantell. Ich war nicht verpflichtet, jeden Tag nach ihr zu gucken, aber ich hatte Carol ins Herz geschlossen. Jemanden, der einen Frito-Lay-Lieferwagen überfiel und dann das Beweismaterial aufaß, musste man einfach lieb gewinnen.
    Ich parkte vor Cantells Haus und betrat die Veranda. Noch bevor ich geklingelt hatte, machte Carols Schwester Cindy mir auf.
    »Wir waren vorne im Wohnzimmer, und wir haben Sie mit dem Truck vorfahren sehen«, sagte Cindy. »Ist irgendwas passiert?«
    Ich sah an Cindy vorbei hinüber zu Carol. »Reiner Freundschaftsbesuch. Ich wollte nur mal nachschauen, ob alles so weit in Ordnung ist.«
    »Mir geht es schon wieder viel besser«, sagte Carol. »Ich glaube, die Chips sind jetzt aus meinem Verdauungssystem heraus.«
    Cindy trat dicht an mich heran. »Mann, Sie riechen ja toll«, sagte sie. »Sie riechen wie … ich weiß auch nicht. Parfüm ist es nicht gerade, aber …«
    »Das ist Duschgel«, sagte ich. »Das habe ich mir von einem Bekannten ausgeliehen.«
    Jetzt trat auch Carol näher und roch an mir. »Ist der Mann verheiratet?«
    »Nein.«
    »Wäre er gerne verheiratet?«
    Die Frage hing mir noch nach, als ich Cantells Viertel längst hinter mir gelassen hatte. Ich wusste keine Antwort darauf. Ich arbeitete zusammen mit Ranger, ich fuhr seinen Truck und ich wohnte in seiner Wohnung, und dennoch wusste ich fast nichts über ihn. Nur wenige Fakten: Er war einmal verheiratet gewesen, als ganz junger Kerl, und er hatte eine Tochter, die in Florida lebte. Er hatte das College geschmissen und war zur Armee gegangen. Dort war er bei einer Sondereinheit gewesen. Mehr wusste ich nicht. Seine Gedanken behielt er für sich, und nur selten zeigte er Gefühle, gelegentlich mal ein Lächeln. Seine Wohnung gab wenig preis. Er hatte einen guten Geschmack, was Möbel betraf, neigte zu erdigen Farben, und er bewies einen klasse Geschmack, was Seife betraf.
    Es war Mittagszeit, und ich hatte keine Ahnung, was ich als Nächstes machen sollte. Ich stellte mich auf den Parkplatz von Shop ’n Bag und aß zwei Doughnuts. Gerade wischte ich einen Fleck Vanillesoße von meinem T-Shirt, da klingelte mein Handy.
    »Wo steckst du?«, fragte Morelli.
    »Ich stehe auf dem Parkplatz von Shop ’n Bag und mache Mittagspause.«
    »Hast du schon das Gerücht gehört?«
    »Es sind so viele im Umlauf. Welches Gerücht meinst du denn?«
    Morelli stieß einen wütenden Seufzer aus.
    »Ach so«, sagte ich. »
Die
Gerüchte meinst du. Ja, davon habe ich gehört.«
    »Und? Was hast du vor?«
    »Mich verstecken.«
    »Dann such dir mal ein gutes Versteck, denn wenn ich dich finde, stelle ich dich unter Hausarrest.«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Wiederholte leichtsinnige Gefährdung der eigenen Person, und weil du mich in den Wahnsinn treibst. Wo versteckst du dich? Bei deinen Eltern bist du nicht, das habe ich nachgeprüft.«
    »Ich wohne bei einem Freund.«
    »Bist du da in Sicherheit?«
    »Ja.« Außer vor dem Freund.
    »Ich würde mich wohler fühlen, wenn du mehr Angst hättest«, sagte Morelli. »Diese Typen sind absolut durchgeknallt. Man weiß nie, wie sie reagieren. Sie sind irrational. Sie handeln nach vollkommen anderen Gesetzen als normale Menschen.«
    Morelli legte auf. Jetzt durfte ich einen wütenden Seufzer ausstoßen. Ich gab mir solche Mühe, keine Angst zu haben.
    Da ich schon mal auf dem Parkplatz von Shop ’n Bag war, könnte ich auch gleich ein paar Lebensmittel einkaufen. Ich schloss den Truck ab und schlenderte zum Laden. Ich holte einen Karton Frosted Flakes, ein leckeres superweiches Weißbrot, ein Glas Erdnussbutter und ein Glas Oliven.
    Wie ich so mit meinem Einkaufswagen an dem Regal mit Körperpflegemitteln vorbeiziehe, höre ich Mrs. Zuchs Stimme.
    »Stephanie Plum!«, rief sie. »Sie habe ich ja

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