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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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duckst, sieht dich keiner.
    Valerie packte das Baby in ein Tragegestell auf den Rücken, die Windeln in eine große Patchworktasche, die sie über die Schulter hing. »Wo ist meine Handtasche?«, fragte sie. »Ich brauche meine Handtasche.«
    Grandma gab Valerie ihre Handtasche, eine ausgebeulte Umhängetasche, die sie über die andere Schulter hing.
    »Meine Güte, Valerie«, sagte ich, »soll ich dir nicht was abnehmen?«
    »Danke«, sagte sie, »aber so bleibe ich im Gleichgewicht. Das mache ich immer so.«
    Ich will nicht zynisch sein, aber sollte Valerie mal schnell Geld benötigen, könnten wir ihr bestimmt sofort einen Job als Lasttier vermitteln. Sie würde sich gut machen als menschlicher Packesel, neben den tierischen, auf denen Besucher durch den Grand Canyon reiten.
    »Ich habe mein Scheckbuch dabei«, sagte meine Mutter, als sie die Tür hinter sich abschloss. »Falls uns das Haus gefallen sollte.«
    Valerie trottete die Eingangsstufen hinunter, hinter ihr Grandma.
    »Ich will vorne sitzen«, sagte Grandma und überholte Valerie. »Ich möchte nichts verpassen.«
    Es war ein frischer Morgen, strahlend blauer Himmel, und Sallys großer Reifenohrring glänzte im Sonnenlicht, als er sich ans Steuer setzte. Er trug ein Buzz-Lightyear-T-Shirt, seine wie gewöhnlich ausgelatschten Turnschuhe und die kunstvoll zerrissenen Jeans. Um den Hals hatte er ein Dreieckstuch gebunden, und seine Haarpracht hatte an Volumen gewonnen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er setzte sich eine lolitamäßige Sonnenbrille mit herzchenförmigen Gläsern auf die Adlernase und ließ den Motor an.
    »An der Kreuzung müssen Sie abbiegen«, sagte Grandma zu ihm. »Dann fahren Sie zwei Straßen weiter und biegen nach rechts.«
    Sally nahm die erste Kurve sehr weit, und Grandma rutschte von ihrem Sitz herunter auf den Boden.
    »Scheiße«, sagte Sally und sah hinunter zu Grandma.
Klatsch.
    »Um mich brauchen Sie keine Angst zu haben«, sagte Grandma und richtete sich wieder auf. »Ich hatte nur vergessen mich festzuhalten. Ich weiß bloß nicht, wie die kleinen Kinder das machen. Die Sitze sind ganz schön glatt.«
    »Die Kinder toben die meiste Zeit in diesem Scheißbus herum«, sagte Sally. »Oh, Mann, Scheiße.«
Klatsch, klatsch.
    »Haben Sie gerade einen Rückfall?«, fragte Grandma unseren Fahrer. »Eine Zeit lang hat es doch ganz gut geklappt.«
    »Ich muss mich konzentrieren«, sagte Sally zu ihr. »Es ist schwer damit aufzuhören. Schließlich hat es mich Jahre gekostet, bis ich alle die Sprüche draufhatte.«
    »Das sehe ich ein«, sagte Grandma. »Und eigentlich ist es schade, dass Sie etwas aufgeben müssen, was Sie so gut beherrschen.«
    »Ja, aber es ist für einen guten Zweck«, sagte Sally. »Ich tue es nur für die kleinen Zwerge.«
    Vor dem Haus angekommen, lenkte Sally den Bus an den Straßenrand und öffnete die hydraulische Tür, die mit einem
Wusch
zur Seite glitt. »Da wären wir«, sagte er. »Alle aussteigen.«
    Meine Mutter, Grandma Mazur, Valerie mit dem Kind und Sally hetzten die paar Stufen zur Vorderveranda hoch, und ich latschte hinter ihnen her.
    Meine Mutter klopfte an die Tür der Vermieterin, und einen Moment lang verharrten alle still. Meine Mutter klopfte ein zweites Mal. Es wurde nicht geöffnet.
    »Seltsam«, sagte Grandma. »Wollte die nicht zu Hause sein?«
    Sally legte ein Ohr an die Tür. »Ich glaube, ich höre jemanden atmen.«
    Wahrscheinlich lag sie auf dem Boden und hatte einen Herzinfarkt. Eine Horde Irrer war gerade aus einem gelben Schulbus gestiegen und über ihre Veranda hergefallen.
    »Machen Sie lieber auf, wenn Sie da drin sind«, schrie Grandma. »Wir haben eine Kopfgeldjäger in dabei.«
    Knarrend öffnete sich die Tür, die Vorlegekette blieb eingehakt. »Edna? Sind Sie das?«, fragte eine Frau.
    Grandma Mazur spähte nach den Augen der Frau hinter der Tür. »Ja, wer sonst«, sagte sie. »Und wer sind Sie?«
    »Esther Hamish. Ich sitze beim Bingo immer neben Ihnen.«
    »Esther Hamish!«, sagte Grandma. »Ich wusste nicht, dass Sie dieses Haus gekauft haben.«
    »Ja«, sagte Esther. »Ich hatte etwas Geld aus Harrys Versicherung auf die hohe Kante gelegt. Gott segne ihn. Möge er ruhen in Frieden.«
    Alle bekreuzigten sich. Möge er ruhen in Frieden, wiederholten wir.
    »Wir wollten uns das Haus nebenan mal ansehen«, sagte Grandma zu Esther. »Das hier ist meine Enkelin. Sie sucht gerade etwas zur Miete.«
    »Das ist aber schön«, sagte Esther. »Ich hole eben die

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