Kusswechsel
Sally.«
»Ich wusste ja gar nicht, dass er so viel von Farben und Accessoires versteht«, sagte meine Mutter.
Grandma Mazur wartete schon an der Haustür auf mich, als ich mich direkt hinter den großen gelben Schulbus vor dem Haus meiner Eltern stellte.
»Das ist doch mal ein echt schicker Truck«, stellte sie mit einem glotzenden Blick auf Rangers Ford fest. »So einen hätte ich auch gerne. Der hat bestimmt Ledersitze und allen erdenklichen Komfort.« Sie beugte sich vor und schnüffelte an mir. »Hm, du riechst so gut. Was ist das, ein neues Parfüm?«
»Das ist Seife. Und es geht nicht weg.«
»Es riecht irgendwie … sexy.«
Sag bloß? Ich bin in mich selbst verliebt.
»Die anderen sitzen alle in der Küche«, sagte Grandma.
»Wenn du dich auch hinsetzen willst, dann hol dir einen Stuhl aus dem Esszimmer.«
»Nicht nötig«, sagte ich zu ihr. »Ich kann sowieso nicht lange bleiben.«
Meine Mutter, Valerie und Sally saßen am Küchentisch und tranken Kaffee. Neben dem Kuchen lagen einige Stoffmuster, und Valerie hatte einige Seiten vor sich liegen, die sie aus einer Zeitschrift herausgerissen hatte.
»Hol dir einen Stuhl«, sagte meine Mutter, »und setz dich hin.«
»Geht nicht. Ich habe noch einiges zu erledigen.«
Sally gab mir eine der herausgerissenen Seiten. »Das ist ein Foto von den Kleidern der Brautjungfern. Ihr Kleid sieht genauso aus, aber es hat eine andere Farbe. Ich finde ja immer noch, dass Kürbis die richtige Farbe wäre.«
»Klar«, sagte ich. »Kürbis wäre fantastisch.« Mir war alles recht. Ich wollte kein Spielverderber sein, aber ich hatte zu diesem Zeitpunkt ganz andere Dinge im Kopf.
»Was hast du denn noch zu erledigen?«, wollte Grandma wissen.
»Kopfgeldjägerarbeit.«
Mein Mutter bekreuzigte sich.
»Ihr solltet mal Stephanies neues Auto sehen«, sagte Grandma Mazur. »Sieht aus, als säße der Leibhaftige persönlich am Steuer.«
Alle horchten auf.
»Es ist nur ein Leihwagen von Ranger«, sagte ich. »Es gab Probleme mit dem Buick, und die Versicherung hat den Schadensersatz für den Escape noch nicht überwiesen.«
Meine Mutter bekreuzigte sich erneut.
»Was ragt denn da aus deiner Tasche?«, fragte Grandma mich. »Sieht aus wie der Anzeigenteil der Zeitung. Suchst du ein neues Auto? Ich könnte mit dir fahren, wenn du dir ein neues Auto aussuchst. Ich gucke mir gerne Autos an.«
»Heute gucke ich nicht nach einem neuen Auto. Valerie hat mit dem Baby so viel um die Ohren, dass sie nicht noch nach einer neuen Wohnung suchen kann. Deswegen habe ich mir gedacht, ich helfe ihr dabei. Ich habe in der Zeitung ein paar Anzeigen gefunden, die sich ganz interessant lesen.«
Valerie drehte sich um und zog die Zeitung aus meiner Tasche. »Wirklich? Das ist aber echt nett von dir. Hast du was Passendes gefunden?«
Meine Mutter kam um den Tisch geschlurft, damit sie zusammen mit Valerie die Zeitung lesen konnte.
»Hier ist eine Anzeige für ein Haus, das man mieten kann. Es liegt sogar noch in Burg. Das wäre doch ideal«, sagte meine Mutter. »Die Mädchen brauchten nicht die Schule zu wechseln.« Sie wandte sich an mich. »Hast du die Telefonnummer angerufen? Weißt du, welche Adresse das ist?«
»Ich habe auf dem Weg hierher da angerufen. Es ist ein Zweifamilienhaus in der Moffit Street. Es ist das Haus neben Gino’s Tomato Pie. Die Besitzerin wohnt in der anderen Hälfte. Ich habe ihr gesagt, ich würde heute Morgen noch vorbeikommen und es mir ansehen.«
»Das Haus kenne ich«, sagte Grandma. »Das ist ganz hübsch. Früher gehörte das Lois Krishewitz. Vor zwei Jahren hat sie es verkauft, weil sie sich die Hüfte gebrochen hat und in ein Altenheim gezogen ist.«
Valerie war schon aufgestanden. »Ich brauche nur eine Minute Zeit, um ein paar Sachen für das Baby zu holen, dann können wir los und uns das Haus ansehen. Eigentlich wollten wir eins kaufen, aber selbst wenn wir alles zusammenkratzen, reicht es nicht für die Anzahlung. So würden wir etwas mehr Zeit gewinnen.«
»Ich hole nur schnell meine Handtasche«, sagte meine Mutter.
»Ich komme auch mit«, sagte Sally.
»Ich auch«, sagte Grandma.
»Wir können mit meinem Schulbus fahren«, sagte Sally.
»Da hätten wir mehr Platz.«
»Ist ja cool«, sagte Grandma, bereits auf dem Weg zur Haustür. »Wie die Partridge Family. Wisst ihr noch? Die sind auch immer in so einem Bus herumgetourt.«
Nur keine Panik, sagte ich mir. Es ist ja nur eine kurze Strecke. Wenn du dich tief auf deinen Sitz
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