Kutath die sterbende Sonne
Hoffnung.
»Soll ein Narbenloser dieses Kel mehr wissen«, fragte Peras, »als seine Ältesten, die im Rat sitzen? Die Dinge sind hier nicht im Gleichgewicht, junger Kel'en der Ja'anom. Das ist hier ein ungesunder Zustand. Behebe ihn!«
»Ich bin von der anderen Seite einer Dunkelheit«, protestierte er, »und es ist mir verboten, mich zu erinnern.«
»Ebenso dieser Bruder, den ich für meinen Bruder gewann«, sagte Ras mit rauher Stimme, »und der dich seinen Bruder nennt. Dadurch sind wir... ver wandt , nicht wahr? Antworte! Wir Kel'ein, sind wir nicht das Gesicht-das-nach-außen-blickt? Unsere Augen sind an die Dunkelheit gewöhnt. Und das Problem ist hierher gekommen, zu uns, oder nicht, Tsi'mri-Bruder? Hat die She'pan dir befohlen, über diese Angelegenheit zu schweigen – oder willst du um deinetwillen deine Geheimnisse bewahren, ai? Welche Vereinbarung hattest du mit meinem Bruderdurch-Tod, daß er wußte, wo er dich finden konnte?«
In seinem Gesicht zuckte ein Muskel. Er mühte sich, ihn unter Kontrolle zu bekommen. »Hlil hat das hier arrangiert.«
»Hlil würde das nicht machen«, sagte sie. »Ich. Meine Verwandten. Ich frage.«
Er betrachtete sie, Kel'e'en des zweiten Ranges; Daithe, Schwester des letzten Kel'anth und mit Blutbanden zu so vielen Verwandten, daß er ihre Zahl nicht kannte. Kälte legte sich über ihn.
Er begriff. »Ich höre dich«, sagte er und senkte daraufhin den Kopf, besänftigte mit den Fingern das nervöse Dus... spürte Ras' Berührung an der anderen Seite des Tieres, die es erschauern ließ.
Dieser Kontakt war eine wechselseitige Falle, die Lügen und Halbwahrheiten unmöglich machte. Er legte die Hand fest an das Tier.
Und gab nach, Punkt für Punkt.
14
»Es hat Auseinandersetzungen gegeben«, gestand die She'pan dem Rat. Niun saß ihr am nächsten, mit gekreuzten Beinen auf den Matten, kein Ehemann, aber der persönliche Kel'en der She'pan und Kel'anth gleichzeitig, der diesen Ehrenplatz doppelt verdiente. Dann kamen als nächste die Ehemänner unter den Ja'anom, und neben ihnen die verschiedenen Höchsten der fünf Stämme, eine schwarze Masse. Anthil, die Kath'anth der Ja'anom, war dabei, und ebenso das gesamte Ja'anom-Sen als goldene Masse unter den Lampen, die im Rat auch zur Tageszeit benutzt wurden. Sen'anth Sathas war der vorderste unter ihnen, jedoch gab es dort auch Sen'ein der fünf fremden Stämme, die am Abend zuvor mit den Kel'ein gekommen waren.
»Es hat starke Meinungsverschiedenheiten gegeben«, fuhr Melein fort, »bei den Ja'anom... wegen der Verluste, die wir erlitten haben, wegen der Entscheidungen, vor denen wir stehen. Aber das Sen hat meinen Entscheidungen zugestimmt. Ist das nicht so, Sen'anth?«
»So ist es«, bestätigte Sathas. »Das Sen hat zugestimmt.«
»Die Heimkehr war nicht leicht. Das Pan'en, das uns heilig ist... was kann es euch bedeuten? Eine Kuriosität voll seltsamer Namen und Dinge, die euch nie widerfahren sind? Und die heiligen Relikte eurer Wanderungen auf Kutath... wie sollen mein Kel'anth und ich sie verstehen? Wir bemühen uns darum, ihr mit uns und wir mit euch. Wir von den Reisenden, wir die hinausgingen... wir wollen einen Platz, wo wir stehen können; und ihr, die ihr vor so vielen Jahrtausenden geblieben seid, um Kutath zu hüten – vielleicht blickt ihr um euch und haßt uns dafür, daß wir überhaupt hinausgingen. Ist das nicht Teil davon? Ist es nicht ein kleiner Teil, daß ihr uns beide anklagt, weil von allen, die Kutath opferte... wir alles sind, was heimgekehrt ist, alles, was jemals kommen wird?« Ihre Augen schweiften zum Kel, wanderten zu Niun. »Oder liegt es vielleicht an dem, was wir mit uns heimbrachten, was wir einen von uns nennen?«
Niun senkte den Blick. »Vielleicht. Es ist so vielschichtig, She'pan, aber beides mag zutreffen.«
»Und das Ja'anom-Kath?«
»Das Kath«, sagte Anthils sanfte Stimme, »klagt niemanden an. Wir betrauern nur die Kinder, She'pan; die Verlorenen und die noch verloren gehen werden.«
»Und die Lieder, die ihr über die Zeitalter hinweg diesen Kindern beigebracht habt... auf was warten sie, Kath'anth? Auf die Wiederkehr derer, die hinausgingen, als die Welt jünger war und das Wasser noch floß?«
»Einige Lieder... haben das erhofft.«
»Als unsere Vorfahren noch eins waren«, sagte Melein, »nicht nur die Stämme, sondern eure und meine Vorfahren... das war ein großes Zeitalter der Welt; und schon davor hatte es zahlreiche gegeben. Die Städte standen, bereits
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