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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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nichts Gutes wünschen. Welche Wünsche habt ihr, Kel'ein?«
    Schweigende Blicke gingen von einem zum anderen, und Duncan folgte diesem Austausch mit einer Unruhe, die er sein Gesicht nicht zeigen ließ.
    »Du bist weise«, meinte eine Kel'e'en, »weil du dich stets an jemandes Schatten hältst.« Duncan spürte den Wind, empfand seinen Rücken ohne Niun als nackt, und senkte den Kopf vor ihnen, was seine ganze Zuflucht war.
    »Wir werden sehen, wo es lang geht«, meinte jemand anders. »Am besten bleibst du hier sitzen.«
    Er warf einen Blick durch die Schneise des Lagers auf das Zelt der She'pan, in das hinein Niun verschwunden war, und alles, was er sehen konnte, war ein Wall aus fremden Kel'ein, die es schweigend umsäumten und lauschten. Beinahe wäre er aufgestanden und von den anderen weggegangen, um sich an der Tür der She'pan in Sicherheit niederzulassen, aber ein Griff an seinem Ärmel riet ihm etwas anderes, bevor er die Bewegung machen konnte. Er betrachtet sie wieder. Eine alte Kel'e'en faßte an die Narben in ihrem Gesicht, Zeichen einer Befähigung, die ihm fehlte. »Du bist tsi'seta . Wer würde dich fordern, es sei denn noch jemand ohne Narben? Und solche gibt es hier nicht.«
    »Was geht vor?« wollte Duncan von ihnen wissen, war sich darüber im klaren, daß sie etwas damit meinten, wußte aber nicht einmal, wer in diesem Komplex der Fähigkeiten, der Geburt und des Alters von miteinander vermischten Stämmen den höchsten Rang innehatte. Er blickte forschend von Gesicht zu Gesicht, fühlte sich verloren und verriet es... ließ die Augen schließlich auf dem alten Peras ruhen, dessen hageres und faltiges Gesicht wenigstens die schuldige Ehrerbietung zeigte, und dessen Augen vielleicht etwas Sympathie zum Ausdruck brachten. »Was geht vor? Der Rat... ist es das?«
    »Tsi'mri-Kel'en, das Lager ist gespalten. Dort drü- ben stehen andere Stämme; unsere und andere kommen und gehen. Sie stellen uns Fragen. Und solange du mit uns hier in diesem Kreis sitzt – gibt es niemanden, der es sich leisten könnte, einen Fehler zu machen.«
    Das war eine Verunglimpfung; ebenso war es die Art von Beleidigung, die jeder ohne Rang im Kel als Selbstverständlichkeit hinnehmen mußte.
    »Sir«, murmelte er demütig; das war immer die richtige Antwort einem Krieger gegenüber, der die Seta'al errungen hatte, von jemandem, der sie nicht besaß.
    »Kel'en«, erwiderte Peras, was höflicher war, als es für den Älteren nötig gewesen wäre.
    »Er spricht gut«, meinte einer der fremden Stammesmänner, der in der Nähe Platz nahm. »Das ist bemerkenswert.«
    Andere hinter ihm nickten, und jemand lachte lautlos. »Es ist ein Wunder«, meinte dieser, »bei einem Tsi'mri zu sitzen und mit ihm zu reden.«
    Dieses Wort, reflekierte Duncan gelassen, wobei er die Hände in seinem Schoß begutachtete, bezeichnete auch die Dusei.
    »Er hat Manieren«, sagte ein anderer.
    Die alte Kel'e'en streckte die Hand aus und faßte ihn am Ärmel. »Leg den Schleier an, Kel'en. Die Luft schadet dir; es gibt Höflichkeit und es gibt Dummheit.«
    Er senkte dankbar den Kopf und tat wie geheißen, Kopftuch und zweifach gewickelten Schleier.
    Und im Schweigen, das folgte, blickte er hin und wieder zum Zelt der She'pan, denn einer nach dem anderen setzten sich die dort stehenden Kel'ein; er hatte Angst um sich selbst und wegen der Vorgänge, die vielleicht auch Niun einbezogen hatten, und auch wegen dem, was im Rat geschah bei denen, die Macht hatten... nach alldem, was er zu tun versucht hatte, wofür er sein Leben eingesetzt hatte, wurde es ihm nicht einmal als Verdienst zugestanden, an der Tür zu sitzen und dem Urteil zu lauschen, das über sein Angebot gefällt wurde. Im langen Schweigen der anderen saß er da und machte sich Sorgen, bemerkte schließlich eine weitere Gegenwart, die auf seinen Kummer Antwort gab.
    Sie kam über den Sand herbeigetrottet, sein Dus, unruhig und hastig. Er spürte es; und es spürte die Feindseligkeit, und seine Gegenwart ragte dunkel und bedrohlich auf.
    Er sah sich um und machte für die Ja'anom und die Fremden eine auffordernde Handbewegung. »Empfindet keinen Haß«, wünschte er sich von ihnen.
    Das war, als hätte er den Wind gebeten, mit dem Wehen aufzuhören, nach einem Moment nickten sie jedoch. Das Dus kam, bahnte sich ruhig den Weg zwischen ihnen hindurch und ging stur zu Duncans Rücken, drängte Ras ein Stückchen weiter weg. Duncan freute sich über die Wärme bei ihm dort, wo vorher Ras gesessen

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