Kutath die sterbende Sonne
stetig. »Tote Welten, sie alle. Und denkt ihr jetzt, daß ich keine Angst hatte?
Ich wanderte auf dieser Welt. Ich fand den Ort, genau die Stadt, aus der die meisten meiner Vorfahren stammten... denn wir bewahrten unsere Lieder und unsere Stammbäume. Und nach all dieser Zeit fand ich die meinen: die Ja'anom sind meine weit entfernten Verwandten, An-ehons Kinder; so wie ihr alle das seid, selbst die Ka'anomin von Zohain... meine Blutsverwandten. Ich sprach mit der Stadt und mit dem Sen der Ja'anom und mit den Sen'ein, die von anderen Stämmen kamen... und jetzt weiß ich Bescheid; ich kenne die Natur des Versprechens, und vor allem das, was uns heimwärts wandte... in Schiffen, in Schif fen , meine entfernten Kinder, die die großen Dunkelheiten in der Zeitdauer eines Augenblinzelns durchqueren.
Feinde sind uns gefolgt. Sie haben unser Schiff und unsere Stadt zerstört, aber uns vernichten, nein, die Götter und das Mysterium verbieten es. Tsi'mri machen, was sie wollen. Wir – Niun und ich –, wir haben getan , was zu tun wir aufgebrochen sind. Der Traum ist wahr. Wir halten ihn in unseren Händen. Hier sind Tsi'mri in Reichweite unserer Hände, und in einhunderttausend Jahren – hat nichts und niemand ein Versprechen gegeben, wie wir es euch bringen.«
Sie war zurück, die Wildheit ihrer ersten Nacht bei den Ja'anom; sie glitzerte in den Augen des Kel, Ja'anom und Fremde gleichermaßen, und sogar in den Augen des Sen, und sie leuchtete auch im sanften Gesicht der Kath'anth. Dessen hatte sie die beschä- mende Flucht betrogen, die sie als Gejagte durch ihr eigenes Land trieb; diese Wildheit hatten sie vermißt beim Verstecken und Sich-Verkriechen vor den Waffen der Tsi'mri, nicht nur in diesen Tagen, sondern auch schon früher und auf anderen Welten im hilflosen Sterben und ohne zu wissen, warum. Und auf einmal gehörten sie alle Melein, enthalten in ihrer Faust.
Diese Hoffnung – in Reichweite , hatte Melein gesagt.
Duncan.
Eine große Kälte überspülte Niun in der Erkenntnis, warum Melein bereit gewesen war, sogar ihn aus der Hand zu werfen für die Möglichkeit, Duncan zu finden; warum sie geschwiegen hatte, während der Stamm im Streit auseinanderfiel und keine Antwort hatte – bis sie Duncan wiederfinden konnte, im vollen Wissen, wohin er gegangen war, wie sie auch von den Botschaften an die Menschen gewußt hatte, die Duncan zu senden versucht hatte und die von den Regul vernichtet worden waren.
O mein Bruder , trauerte er, aber der Kummer erschien nicht auf seinem Gesicht, denn es war die Gewohnheit des Kel, keine Verbindung zu haben zwischen Herz und Gesicht, nicht vor dem Gegner.
»Kel'anth«, sagte Kel Seras von den Ehemännern, »sage der She'pan, daß sie unsere Mutter ist und daß das Kel der Ja'anom mit Herz und Hand zu ihr steht.«
»Und daß wir«, sagte Kel'anth Rhian, »eine Nachricht gehört haben, die wir unseren She'panei unbedingt überbringen wollen.«
»Aye«, brummten andere Kel'anthein.
Dies hätte für Niun eigentlich tiefste und äußerste Freude bedeuten sollen. Aber so war es nicht. Er sah auf in Meleins Augen und war froh, daß kein Dus bei ihnen war, das die unerbittliche und berechnende Kälte der She'pan auffing und in ihn hineinschleuderte, schärfer als jede Klinge. »Ihr hört«, sagte er rauh. »Und in allen Dingen... bin ich die Hand der She'pan.«
»Kel'anth«, sagte sie, »die Botschaft, die von den Tsi'mri zu uns kam, daß wir kommen und mit ihnen sprechen sollen... sag mir, Kel'anth der Ja'anom, was werden die Tsi'mri machen, wenn wir nicht zu diesem von ihnen gewünschten Treffen kommen? Werden sie angreifen?«
»Bin ich Tsi'mri, daß ich weiß, was sie tun werden?«
»Dein Wissen von ihnen wird nur von dem Duncans übertroffen. Was werden sie tun, wenn ihre Erwartungen vereitelt werden? Was pflegte Kel Duncan zu tun, als er ein Mensch war?«
Er senkte den Blick, damit die Membrane seine Beunruhigung nicht verriet. »Ich würde von einem Menschen zuerst... Sorge erwarten; Rätseln darüber, warum die Dinge nicht mit seinen Hoffnungen übereinstimmen; dann Zorn. Aber – die Menschen würden wahrscheinlich eher kommen und uns auf die Probe stellen, als einen verheerenden Angriff starten, sofern sie nicht in die Enge getrieben sind. Regul... Regul sind eine andere Lebensform, und auch sie sind da oben, und mit ihnen ist es anders. Duncan glaubt, daß die Menschen sie zurückhalten – aber die Menschen rechnen Geduld von einem Augenblick zum nächsten,
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