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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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und Ras sah weg, blickte in die Richtung, die auch er spürte. »Sie kommen«, sagte er. »Kel Ras – sie kommen.«
    »Seit Tagen...« erwiderte sie rauh, »seit Tagen ist es schon da. Es will nicht ablassen. Seit dem Moment, als ich vom Stamm wegging – ist es da.«
    Das Sturmgefühl wurde stärker, nahm eine andere Richtung an, eine andere – männliche – Essenz. Und noch eine.
    Und wieder eine. Duncan hielt Ausschau und erblickte Dusei auf dem nächstgelegenen sandigen Grat, die herab- und auf das Lager zukamen.
    »Götter!« murmelte Ras. Ihre Stimme zitterte; sie wollte zurückweichen. Duncan spürte das Beben in den eigenen Muskeln.
    »Es will dich«, sagte er. »Man kann es nicht aufhalten.«
    »Ich werde es töten!«
    »Es hat zwei Gehirne und zwei Herzen, und Wahnsinn überkommt sie, wenn sie zurückgewiesen werden. Glaub mir, manchmal springt er auch auf den Kel'en über. Shon'ai ... laß fahren! Laß fahren, Ras! Du bist bereits in seinem Bewußtsein, warst es schon vorher.«
    »Treib es zurück!«
    Er spürte sein Herz hämmern, wie es das auch unter eigenem Schmerz getan hätte, der Puls eines Menschen und einer Mri und eines Dus in Gleichklang gezerrt. Bei ihm und Ras und Niun; bei wem sonst noch, wußte er nicht.
    »Hast du Angst?« fragte er Ras. Es gab nichts, was mehr stach.
    Sie verließ ihn, ging zwischen ängstlichen und schweigenden Kel'ein hindurch, denn alle waren still geworden und blickten den Tieren entgegen. Duncan folgte ihr mit immer noch klopfendem Herzen, sah vom Rand des Lagers aus zu, wie Ras hinaus zu den Tieren ging, wie eines der vier sich ihr in einem persönlichen Alptraum näherte. Töten konnte sie es nicht; das wäre ein Messer in das eigene Fleisch gewesen.
    Kein Haß – das begriff er, hatte er längst gespürt... daß Ras jetzt wieder von etwas anderes geprägt war, einer steinernen Stetigkeit und Standhaftigkeit, einer Hingabe. Das fremde Dus erhob sich auf die Hinterbeine, türmte sich über ihr auf, sank wieder herab in aufwirbelndem Staub und einem Schutzimpuls, der sogar durch Duncans Tier zitterte.
    Dann kam wieder etwas, spürte er ein Schwindelgefühl, als Dus und Kel'e'en sich berührten, als sie niederkniete und die Arme um den Nacken des Tieres legte. Kraft, Dus-Bewußtsein und Mri, eine gefährliche und disziplinierte Einheit. Mri verstreuten sich, als weitere Dusei herbeikamen; Kinder flohen zum Kath. Noch mehr Bande wurden geschmiedet, und Duncan wußte es, da sein Dus diese Geister schon vorher berührt hatte... Hlil; der junge Taz, der ein so tiefes Verlangen hatte, daß es durch das ganze Lager vibrierte; und Rhian, der sich fürchtete, und dann die Furcht stoppte.
    »Yai!« rief Duncan aus, sank auf die Knie und zog das Tier an sich, versuchte es abzuschließen von den Geistern anderer Dusei und Mri. Es wollte erst nicht für lange, langsame Momente. Er hing nach wie vor an ihm, wurde schließlich dessen gewahr, daß es ihn mit der Nase anstupste, freundliche Stöße, die für einen Mann nicht freundlich waren. Er schluckte den Widerwillen hinunter, war schließlich wieder frei von dem, was noch in der Erinnerung hauste, von zuviel Wissen und zu genauem Wissen und davon, daß alle Schleier unten gewesen waren.
    Niun war dort, so benommen wie er – Mri und standhaft. Duncan stand auf und ging, die Muskeln noch immer von den konvulsivischen Zuckungen schmerzend, und das Dus begleitete ihn an seiner Seite. Überall herrschte Schweigen, und Kel'ein und all die anderen starrten ihn an, starrten auf die, die auch da waren, die sich um Niun als Mittelpunkt versammelten. Rhian war dort, ein Bewußtsein, das Duncan zu lange als Jäger gespürt hatte; Hlil; Ras; und der narbenlose Taz, benommen und erschreckt darüber, in die Gemeinschaft mit Kel'anthein hineingezogen worden zu sein.
    Sie sahen sich gegenseitig in die Augen. Duncan spürte, daß sein Herzschlag sogar jetzt dazu neigte, aus dem normalen Rhythmus zu geraten, schlug nach seinem Dus und unterbrach es. Hitze stieg ihm ins Gesicht, das Bewußtsein, daß er jetzt Fremde kannte wie Niun und ihnen in gleichem Maße bekannt war.
    »Es tut mir leid«, murmelte Taz, als sei es seine Schuld, daß das Dus ihn erwählt hatte.
    »Niemand hat Antworten, wo es um Dusei geht«, sagte Niun. »Sie wählen. Sie finden in uns etwas, das ihnen ähnlich ist – die Götter wissen, was.«
    »Sie spüren die Fremden«, sagte Duncan mit belegter Stimme. »Sie sind hier – um uns dazu beschützen. Dort draußen ist

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