Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
Vom Netzwerk:
Eidechsen, deren Gewänder von größerem Gewicht zu sein schienen als sie selbst, lebendiger als sie, geschmückt mit – Niun erkannte es jetzt – Blumen, Tieren und Schlangen.
    Schön – er konnte nicht anders als so denken. So schön, wie Menschen es nicht waren. Er blieb stehen, und das Kel folgte seinem Beispiel vor den weißen, ausgestreckten Händen und den furchtsamen Augen, die nichts bedrohten und wehrlos flehten.
    Auch Illatai blieb stehen, zwischen beiden Seiten, als wolle er beide um Vernunft bitten.
    »Wir werden durchbrechen«, sagte Melein. »Teilt ihnen das mit!«
    »Nein«, sagte Illatai. »Schickt mich! Ich werde Botschaften überbringen.«
    Niun runzelte darüber die Stirn und gab Hlil ein Zeichen, deutete auf eine der zerbrechlichen Lampen; Stahl blitzte und Kristallscherben fielen auf den Boden. Die Elee schrien entgeistert wie aus einer Kehle, und ein Schutzimpuls erhob sich aus den Dusei wie ein Sturm.
    »Wir gehen hindurch«, sagte Niun, und die Elee standen still, drängten sich weiterhin vor den Türen. Klingen waren bereit. Rhian und Elan waren unter den ersten, die vorrückten, und die Elee schlossen einfach die Augen.
    »Tut es nicht!« sagte Niun plötzlich. »Schiebt sie weg!«
    Es war nicht jedermanns Geschmack, Hände an Männer und Frauen zu legen, die sich zum Selbstmord entschlossen hatten. Aber geringere Kel'ein führten diesen Auftrag aus, schoben die Elee einfach an die Seite; und was Illatai betraf, er wandte ihnen allen seine schönen Augen zu und wies mit der Hand schüchtern in Richtung der inneren Halle.
    Die dahinterliegende Halle erstrahlte in Gold und Farben und in lebendigem Grün; und eine Elee dort war in Silber und Gold, und einer in Gold und eine in Silber, zwischen anderen in farbigen Gewändern. Staunend geöffnete Münder begleiteten das Hereinkommen der Mri, und wirkungslos versuchten die Elee, sie daran zu hindern, schoben weiße Hände vor geschärften Stahl: sie bluteten so rot wie Mri und Menschen.
    »Nein!« schrie eine alte Stimme, und die eine in Gold und Silber hob die Hände und rief ihre Verteidiger zurück. Das Gold und das Silber blieben dicht bei ihr, der goldene Mann und die silberne junge Frau, die gleich der Ältesten auf Stühlen Platz nahmen, und deren Gleichförmigkeit unangenehm an den Sinnen zerrte: Stühle, als ob sie alle denselben Rang hätten. Die hellgewandeten jüngeren Leute drängten sich hinter ihnen.
    »Wer spricht?« fragte Niun.
    »Sie ist die Mutter«, sagte Illatai sanft, verbeugte sich und wies nach beiden Seiten. »Abotai. Und die zweite Mutter, Hali. Und der erste Ehemann, T'hesfila. Mit ihnen sprichst du, Mri-Prinz.«
    Mit tiefer Beunruhigung, die auch die Dusei auffingen, blickte Niun zurück. Es war eine Ordnung wie die ihre und doch wieder nicht; eine Mutter, die nicht allein war und – so vermutete er – auch nicht keusch. Melein faltete gelassen die Hände. »Die Elee«, sagte sie wie in einer privaten Besprechung, »haben andere Gebräuche. Abotai, du weißt, warum ich gekommen bin.«
    »Um in Dienst zu treten«, sagte die alte Elee, und ein finsterer Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. »Du hast die Welt ins Chaos gestürzt, und jetzt kommst du, um in Dienst zu treten. Tu es! Befreie uns von den Schwierigkeiten, die du gebracht hast!«
    Melein sah sich um, warf einen Blick auf die Elee, ging zu einem der Monumente und folgte mit den Fingern der feinen Ausmeißelung einer Steinblume, deren Blüte sich aus gewachsenem Fels erhob. »Sage den Lastenträgern, Kel'anth der Ja'anom, daß ihre Existenz gefährdet und daß An-ehon zerstört ist; wahrscheinlich umgürtet Zerstörung die Welt, bis in Städte jenseits der Becken. Tsi'mri sind von draußen gekommen, und sie weiß es zweifellos. Dieser zerbrechliche Ort... steht; er hat sich in der Stunde des Angriffs nicht mit An-ehon verbunden, nein. Er verblieb abgesondert. Geschützt.«
    »Haben die Elee gehört?« fragte Niun kalt, obwohl ihn ein Zucken der Membranen in den Augen der Elee darüber informierte, daß sie verstanden hatten.
    »Kennst du mich nicht?« fragte Melein.
    »Ich kenne dich«, sagte die Elee Abotai, und die alte Stimme bebte vor Zorn.
    »Und doch hast du mich eingelassen?«
    »Ich hatte keine Wahl«, gestand die Elee rauh. »Ich bitte dich, schick deinen Krieg fort! Er hat hier keinen Platz.«
    »Achtzigtausend Jahre...« murmelte Melein. »Achtzigtausend Jahre der Reise – um zu hören, daß wir fortgehen sollen. Du bist von beharrlichem Geist,

Weitere Kostenlose Bücher