Kutath die sterbende Sonne
zurücklassen können.
Er begriff eine Regel: daß Verschwendung Tod bedeutete; das, was man der Wüste gab, gab sie nie zurück, nicht bis ans Ende der Welt.
Er tat, was seinem Wissen nach richtig war, was darin bestand, auf nichts zu verzichten.
* * *
Die Blutung hatte wieder begonnen. Im Wechsel schloß sich die Wunde und brach wieder auf, wann immer eine Hebung des Landes ihn anstrengte. Duncan preßte den Arm an den Rumpf und versuchte, ihn beim Gehen so wenig wie möglich zu bewegen; ein Husten schüttelte ihn, und der war schlimmer – viel schlimmer, wenn er einsetzte. Verzweifelt mühte er sich, gleichmäßig zu atmen, hatte Kupfergeschmack im Mund, und in seinem Blickfeld nahm der Himmel gelegentlich dunkle Ränder an. Er wurde verfolgt; das wußte er, und die leichten Wellungen der endlosen Ebene gewährten ihm und ihnen Dekkung. Er suchte keine Landmarken, sondern das letzte Licht der Sonne, verschmutzt vom dünnerwerdenden Staub.
Das Dus neben ihm strahlte gelegentlich Wellen von Fluchtimpulsen und von Zorn aus, war so verwirrt und getrieben wie er. Manchmal kräuselten kleine Lebewesen vor ihnen den Sand, bahnten ihnen den Weg, eine surreale Illusion lebenden Sandes.
Aber ein Wesen tat nichts dergleichen. Duncan trat in nachgebenden Sand, und Schnüre peitschten an seinem Bein empor. Er riß sein Kurzschwert heraus und hackte auf die Stränge ein... es war ein Sandstern, ein kleines Exemplar, andernfalls er sein Gesicht erreicht hätte: derart groß wurden sie. Der Sandstern zuckte verwundet zurück und das Dus fraß ihn, während Duncan auf seinem Weg weiterstolperte, ein paar Schritte weit in übler Panik fast rannte. Ob die Stränge über seine Stiefel gekommen waren, das zu spüren war sein Fleisch zu taub. Danach ging er mit der Klinge in der Hand, fand den Knauf tröstlich in der heranrückenden Dunkelheit. Er hätte das Visier hochklappen sollen, dachte er, bevor er in Schlimmeres hineinstolperte; der Sand blies jedoch noch immer, und als er es eine Zeitlang versuchte, stachen seine Augen derart, daß er ohne Visier so blind war wie mit. Er senkte es wieder, um sich die Qual zu ersparen, und vertraute dem Tier und der Klinge.
Das letzte Stück der Sonne sank hinter den Horizont, und es war wirklich Nacht. Ob Sterne leuchteten oder nicht, ob der Staub sich soweit gelegt hatte, konnte er nicht sagen.
Zu Beginn der Dunkelheit ruhte er sich aus; er konnte nicht anders. Nachdem die Beengung der Brust nachgelassen hatte und der Kopf nicht mehr so schlimm wummerte, begann er in dumpfer Sturheit, sich wieder aufzurappeln – dachte, daß er, wenn er weiterleben wollte, keine andere Möglichkeit hatte.
Und plötzlich sandte ihm das Dus eine starke, eindeutige Warnung, ein Begreifen wie kalter Wind auf ihrer Spur. Komm! schickte er dem Tier einen Gedanken und fing an zu rennen, so schnell er nur konnte.
Es war Wahnsinn, ein Wettrennen mit Mri zu beginnen. Er hatte es bereits verloren. Besser wäre es gewesen, sich umzudrehen und zu kämpfen; sie würden ihm die Gnade von jeweils nur einem Gegner gewähren.
Und das war überhaupt nichts wert, wenn er den ersten Kampf verlor. Er schnappte nach Luft und versuchte, einen stetigen Laufrhythmus zu finden.
Urplötzlich verließ ihn das Dus und stürmte in geänderter Richtung davon. Panik hauchte ihn zwischen den Schultern an; er folgte dem Tier, blieb bei ihm, hatte die Kontrolle über es verloren. Es führte ihn zum Angriff; er spürte, wie ihm die Wildheit ins Gehirn brandete – und dann plötzlich – Fragmente.
Es traf ihn von allen Seiten, Dus-Gefühle, überall um ihn herum.
Die anderen.
Sie waren gekommen. Die Haut zog sich ihm unter der Wut zusammen, die sie ausstrahlten; sie hatten eine Falle gebaut, die Dusei. Ein Grimm ließ sich in seinen Knochen nieder, eine fremdartige Gefahr – Gefahr, Gefahr , GEFAHR...
Aus der Dunkelheit heraus bäumte sich vor ihm ein Dus auf, höher als er; er wich zurück, wirbelte herum, erblickte einen Kel'en eine Schwertlänge von sich entfernt.
Er riß das Schwert hoch zu einem tief angesetzten Schlag, und Stahl lenkte die Klinge ab, als der Kel'en parierte, Schatten und harte Muskulatur und eine dus-getragene Flut der Vertrautheit, die ihn kalt erstarren ließ. Eine harte Hand packte ihn am Arm und riß ihn zurück.
Niun.
Er schnappte nach Luft, mühte sich um geistiges Gleichgewicht, wirbelte nach links in plötzlicher Wahrnehmung von noch mehr der anderen, dusgewarnt.
»Wer sind sie?« wollte Niun
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