Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
Vom Netzwerk:
dort hatte nachgegeben, zeigte das Tageslicht durch einen gewaltigen Riß, durch den der Wind Staubmuster wirbelte.
    Und weiter hinten – schimmerten Lichter durch einen Eingang.
    »Sen Kadas?« rief er. »Sen Otha?«
    Er erhielt keine Antwort. Er wagte sich hinein in einen Raum voller Maschinen... wußte, was er sah, die Stadt selbst, den Geist, der endlose Generationen von She'panei und Sen'ein gelehrt hatte. Auch dies war ein Heiliges, ein Mysterium, nicht für den Anblick eines Kel'en bestimmt. Er ging weiter, blieb stehen, als er die überall verlaufenden Risse bemerkte, die Zerstörung, die durch das Zentrum des Turmes selbst hinabgestürzt war und Maschinen und Mauerwerk mitgerissen hatte, alles.
    »Sen'ein!« rief er.
    Licht pulsierte, weißes Licht, das von der Maschine auf ihn herabfunkelte. Er sah zu ihm hinauf und blinzelte in der blendenden Strahlung.
    »Wer?« donnerte eine Stimme.
    »Hlil s'Sochil«, erwiderte er, und ein Zittern kroch durch seinen Körper.
    »Welches ist deine Vollmacht?«
    »Von der She'pan Melein s'Intel.«
    Lichter flackerten, rote und bernsteinfarbene Punkte, die durch die weiße Strahlung hindurch sichtbar waren, die von irgendwo dahinter kamen.
    »Wo ist die She'pan?« fragte die Stimme.
    Er zog sich voller Angst vor ihr zurück; das Licht erstarb. Von ganzem Herzen wünschte er sich, von diesem Ort fliehen zu können, aber zwei seiner Gefährten waren verloren. Er kroch zu den Seitenwänden und schlich zwischen den Lichtern an den gewaltigen Maschinenreihen entlang. Es kamen ständig mehr Lichter hinzu, als bislang dunkle Stellen zum Leben erwachten wie etwas, das sich unter erneuerter Energie regte.
    »Sen'ein!« rief er rauh.
    Plötzlich glitt ihm der Boden unter den Füßen weg, ein winziger Ruck, der ihm bis ins Herz drang. Er wich zurück.
    Und als er zu dem eingebrochenen Gestein im Zentrum blickte, sah er, was alle Hoffnung auf die Sen'ein beendete, goldenes Tuch in dem Rutsch und zwischen Blöcken, die mehr als mannsgroß waren. Er konnte sie nicht erreichen; es gab keine Möglichkeit dazu – und keine Notwendigkeit.
    »Götter«, murmelte er mit krankem Herzen, und als er an die Respektlosigkeit dessen an diesem Ort dachte, erschauerte er und wandte sich ab.
    »Ich empfange!« donnerte An-ehon. Das weiße Auge der Maschine flackerte. »Wer?«
    Er floh vor ihr, mit leichten Schritten und so rasch es ging, erreichte den Eingang zur Sen-Halle und eilte weiter, außer Atem und den spiraligen Korridor nach unten.
    Ein Schatten begegnete ihm in der Biegung: der einäugige Desai in Mißachtung der Befehle. Hlil packte den Arm des Kel'en, war dankbar für diese lebendige Gegenwart.
    »Schnell!« sagte er und drehte Desai um; gemeinsam eilten sie hinunter, an der unten herrschenden Zerstörung vorbei und hinaus, erreichten die ängstliche Versammlung an der Tür. Hlil holte dort tief Luft und hustete, wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht, das mit weißem Staub überpudert war.
    »Fort!« befahl er ihnen. »Bringt diese Sachen weg vom Edun! Hier gibt es nichts mehr zu tun. Die eben erst Gestorbenen haben keine größeren Ansprüche als die anderen.«
    Sie gehorchten unter kummervollem Murmeln. Hlil mißachtete die Konventionen und packte selbst mit an, nahm am Fuß der Treppe anstelle von Kel Ros ein Bündel auf, während die übriggebliebenen Sen'ein sich bereitmachten, den Schlitten zu ziehen, der allein die Pana trug.
    »Weg mit euch!« befahl er und beobachtete, wie sie eine Reihe bildeten und sich auf den Weg machten. Ras kam an ihm vorbei, in irgendeinem Gedanken versunken, trug eine Last, die zu schwer für sie war; aber das taten die meisten. Er starrte sie mit einem Gefühl persönlichen Elends an, das zwischen anderen Dingen unterging, der Angst um alles in seiner Verantwortung. Nichts, was er angepackt hatte, war richtig verlaufen. Sie hatten Leben verloren, hatten Sen'ein verloren – konnten die Verlorenen nicht einmal begraben.
    Seine Führung.
    Er blickte zurück als letzter von denen, die die Stadt verließen, blinzelte im Wind – wandte sich dann ab von den Ruinen, die nicht die Stadt waren, an die er sich erinnern wollte.
    Drei Leben waren verloren; und der Stamm selbst – es war ungewiß, ob irgend jemand überlebt hatte, der die von ihnen besorgten Sachen brauchte. Es war seine Entscheidung, weiterzugehen, seine Entscheidung jetzt, all das mitzunehmen, was ihnen gehörte, wo sie die Last hätten halbieren und die Habseligkeiten der Toten

Weitere Kostenlose Bücher