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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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hätten?«
    »Geistlose, höre, was Nagn bereits richtig beobachtet hat, und denk nach! Was würden die Menschen mit den Aufzeichnungen auf unserer Heimatwelt machen? Und welche Welt ist das da vor uns?«
    »Die Mri-Heimatwelt«, sagte Morkhug. »Städte, Datensammlungen...«
    »Zu denen dieser Duncan bereits Zugang erlangt hat«, sagte Suth. »Mri... schätzen Rache. Die Rache, die sie Alagn schulden, ist beträchtlich, und dieses Erbe will ich nicht antreten. Aber das ist nicht das einzige, das uns mit Furcht erfüllen sollte. Welche Zeiträume könnten die Erfahrungen umfassen, die in den an den Küsten längst ausgetrockneter Meere errichteten Städten gespeichert sind?«
    »Mri«, sagte Tiag und versuchte sich in Geringschätzung; ihre Nasenlöcher blieben jedoch geweitet.
    »Mri mit Schiffen«, sagte Nagn, »die die Wüste der Sterne bis in unseren Raum vorgetrieben haben und erst dann umkehrten, als sie fast ausgerottet waren. Und Menschen, die ihre Erinnerungen nur auf Papier bewahren, sammeln die Erinnerungen dieser Stätte. Jahrmillionen, Tiag!«
    »Aber wir können sie nicht vernichten«, jammerte Tiag.
    »Alles Mri-Zeug«, sagte Suth, »und für uns unverständlich. In einer Sprache, die wir nicht lesen können, ist es wertlos für uns. Aber habt ihr schon beobachtet, meine Gattinnen, daß die geistigen Strukturen von Mri und Menschen miteinander verträglich sind?«
    »Was sollen wir dann machen, Bai?«
    »Was machen wir mit Irrationalitäten? Wir entfernen sie aus der Gegenwart. Fremdartige Geister können diese Irrationalitäten überbrücken. Nach meiner Beobachtung sind die Reflexe des Vergessens nicht nur von Nachteil. Unser Verstand kann nicht mit derartigen Absorptionen funktionieren. Wir haben bereits jetzt Schwierigkeiten mit unmöglichen Verbindungen von Konzepten. Wir sprechen in Paradoxen, sobald wir längere Gespräche mit Menschen führen. Wir sind in einen Sumpf geraten. Wir ziehen uns nicht dadurch heraus, indem wir den Schlamm herunterschlucken. Ihn entfernen – das ist, was getan werden muß. Nicht die Waffen sind die Gefahr, nicht die Fehde mit Mri, sondern die Kombination, meine Gattinnen, die Kombination , diese Neigung unserer Verbündeten zum Übernehmen – was wir seit unserer Ankunft hier gesehen haben. Wie sind wir zuerst mit Menschen in direkten Kontakt gekommen? Ein Mensch namens Stavros hat uns imitiert. Wie sind die Mri direkt mit Menschen in Kontakt geraten? Ein Mensch namens Duncan hat sie so erfolgreich imitiert, daß er transformiert wurde. Das hat nichts mit Höflichkeit zu tun. Das ist ein Mechanismus. Es ist ein raffinierter biologischer Mechanismus, mit dessen Hilfe diese Rasse überlebt. In jedem einzelnen Fall gibt es einen Menschen, der ihre Reihen verläßt und es zuläßt, geprägt zu werden, zum Feind zu werden – der damit die Kluft überbrückt und Wissen erlangt. Ein Opfer. Eine einzelne Transformation. Wer von uns, wer von den Mri ist in der Lage, eine Mensch zu werden? Kannst du es, Tiag? Kannst du nach Beobachtung von Stavros und Duncan und Koch auch nur das definieren, was Menschsein ist?«
    Tiag erschauerte sichtlich und rollte die Augen zur Seite.
    »Wir werden die Menschen nie mehr loswerden«, meinte Suth bitter. »Durch Alagns beklagenswerten Irrtum haben wir sie hereingelassen. Aber wir können uns darum kümmern, daß das, was zu dieser Welt gehört... hier bleibt. Hier ein Ende findet. Und wir können in den Heimatraum zurückkehren und der Regulrasse unsere Informationen und Beobachtungen weitergeben, ohne Mri als Gegengewicht. Wir können diesen Ast abhacken, so daß uns aus dieser Quelle keine Gefahr mehr droht. Wir können die Aufmerksamkeit der Menschen hier festhalten, wo es ihnen keinen Gewinn mehr bringen kann, und uns damit Zeit erkaufen.«
    »Wir haben nur ein Schiff«, protestierte Morkhug. »Eines gegen ihre drei. Wie sollen wir da mit ihnen zurechtkommen?«
    »Auch das ist ein Ergebnis von Alagns Verhandlungen. Wir sollten neue einleiten. Meine Anwesenheit gibt uns diese Möglichkeit, da ich zu einem anderen Doch gehöre. Wir sollten uns um die Verteilung der Vorteile kümmern und manövrieren, so gut es geht.«
    Er setzte den leeren Becher ab und starrte die drei grimmig an. Alle waren sie schwanger. Die Jungen konnten nicht mehr rasch genug heranreifen, um eine Hilfe zu sein; ihnen stand nicht die Zeit der Jahre zur Verfügung, sondern nur solche Zeit, womit die Menschen rechneten, und Handlungen mußten unternommen werden...

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