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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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schwangen vor Mißtrauen diesem Ort gegenüber die Köpfe hin und her. Entweder Instinkt oder aus Niuns Geist bezogenes Wissen brachte auch sie dazu, sich dicht bei den Felsen zu halten, die Schultern fast am Gestein, und die äußere Fläche mit nervös rollenden Augen zu betrachten.
    Sie erreichten die Stelle, die dem Kel gehört hatte, und drinnen gab es nichts als Schatten; der Sand war bis zur halben Höhe der Höhle angestiegen. Dahinter führte der Sandfall weiter, ergoß sich hinab auf das, was jetzt die Flanke des Rutsches war, hatte wieder ein großes Stück des Kegels beseitigt, den er dort zuvor aufgehäuft hatte. Sie gingen unter dem flüsternden Fall hindurch und immer weiter nach hinten in die Schlucht, wo die Nacht begonnen hatte und wohin der Saum des Rutsches nicht reichte.
    »Jetzt«, sagte Niun. »Hier gehen wir hinüber. Keine Zaghaftigkeit und keine Verzögerung: es geht oder es geht nicht.«
    Er sandte den Dusei einen strengen Befehl und ergriff Duncans Arm – und so gut sie konnten, rannten sie über die Steinwurfbreite der Sandfläche hinweg. Unter den Füßen spürten sie das natürliche Gleiten, nicht mehr; und vor ihnen türmten sich die Felsen auf und empfingen sie wieder in der Sicherheit. Duncan taumelte und fing sich an der Felswand, ging weiter, als Niun ihn packte und mit nach oben zerrte, hinauf in das Gewirr der Felsen und windgeformten Steingestalten. Für die Dusei war Klettern keine natürliche Fortbewegungsart, und sie erledigten es murrend mit Steingepolter und Klauenkratzen; Niun arbeitete sich hinter ihnen her, immer weiter hinauf dorthin, wo es von der anderen Seite aus einen Anstieg gegeben hatte.
    Und auf halber Höhe ein Sims, eine schräge Felsplatte, kaum breiter als ein Dus. Die Tiere kletterten weiter und ließen kleine Steinchen hinter sich hinabpurzeln; Niun hielt auf dem Sims an, kauerte sich in verkrampfter Haltung zusammen und zerrte Duncan soweit mit darauf, wie er konnte. Duncan hustete gequält und keuchend, lag mit dem Gesicht nach unten und etwas zusammengerollt; und Niun kauerte dort und lauschte, die Hand auf Duncans wogender Schulter.
    Die Dusei kamen oben an, vielleicht um weiterzugehen, vielleicht um zu warten; Niun befahl ihnen entschlossen, zu warten, und spürte, wie Duncans Atem endlich leichter ging, zu tiefem Keuchen wurde und dann rasch und flach. Es gab keine andere Unterlage als diesen kalten Felsen, keine andere Stelle zum Ausruhen. Niun hoffte innerlich, daß ihre Verfolger sich in der Dunkelheit in den Einschnitt wagen würden – ein mächtiger Rutsch würde sie für diese Unvorsichtigkeit ins Vergessen reißen, für dieses Vordringen an einen Ort, wo sie nicht wußten, was auf sie wartete. Oder wenn sie ihn umgingen, würde sie das ein gutes Stück von ihrem Weg abbringen. Das bedeutete Zeit zum Ausruhen, genug zumindest, um Duncan etwas Erleichterung zu verschaffen.
    Melein , sendete er seinem Dus in verzweifelter Hoffnung. Da war nichts, nichts außer dem fernen Unbehagen, das an diesem Tag begonnen hatte und andauerte. Er wagte es nicht, sich dem Schlaf zu ergeben; so müde wie er war, schlief er dann vielleicht bis zu dem Moment, wo er sich von Hao'nath umzingelt fand.
    Er schlief jedoch, erwachte wieder mit einem schuldbewußten Ruck und einem Versuch, seine Augen auf die Sterne zu fokussieren, um herauszufinden, wie lange. Der Mond war aufgegangen. Für einen Moment schien es, daß sich ein Stern bewegte, und seine angespannten Augen blinzelten und verloren ihn. Eine Illusion, redete er sich ein. Dort war immer noch ein Stern, stabil und im Staub schimmernd. Er beobachtete den Fleck sichtbaren Himmels, bis ihm trotz der tauben Glieder und eines schmerzenden Felsbrockens im Rücken die Augen wieder zufielen; Duncans Rücken hob und senkte sich gleichmäßig unter seiner Hand. Er blieb noch lange Zeit reglos, bewegte schließlich die Hand und schüttelte Duncan, so zögernd, als schlüge er ihn.
    »Weiter«, sagte er. »Wir müssen weiter.«
    Duncan versuchte es und glitt beinahe vom Sims, als er sich auf die Knie erheben wollte; Niun packte ihn am Ehrengürtel und ließ ihn das Gleichgewicht finden, regte seine eigenen steifen Glieder und zog, brachte einen sicheren Griff an Duncan an. Irgendwo über ihnen regten sich die Dusei aus dem Schlaf, und vager Alarm prickelte in der Luft, eine Neueinschätzung der Positionen. Der Feind hatte eine neue Richtung eingeschlagen... umging den Einschnitt, wie Niun vermutete.
    Wohin Melein

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