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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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gegangen sein konnte, um auf ihrem Weg zu sein, bevor er es konnte.
    Er kletterte und zerrte den schwankenden Duncan mit hinauf, sich abwechselnd abstützend und zerrend. Endlich fanden sie sich zwischen den oberen Felsen und vor einem sandigen Grat, ein letzter harter Anstieg. Duncan hing an ihm und schaffte es, trug dann das eigene Gewicht selbst, wenn auch gebeugt und stolpernd. Die Dusei begegneten ihnen dort, ein Trost in Dunkelheit und Mondlicht; und vor ihnen erstreckte sich eine weitere Ebene mit den niedrigen südlichen Hügeln.
    Ein Landschaft mit nicht mehr Begrenzungen als denen, die sie gerade hinter sich gelassen hatten; und es gab kein Zeichen von einem Lager, nichts.
    »Komm!« drängte er Duncan entgegen Beschwerden, die dieser gar nicht geäußert hatte. Er faßte ihn am Ärmel, ein freundliches Führungsangebot, ging weiter, jedoch langsamer als zuvor. Es war fast noch schlimmer als vor dem Ausruhen; Schmerz nistete sich in den Knochen ein, Wundheit in der Kehle. Duncans rauher Atem und gelegentliches Husten plagten seine Nerven, und manchmal zögerte er während eines Schrittes, als wollten die Gelenke nachgeben, winzige Pausen, eine nach der anderen.
    Und plötzlich war da eine Gegenwart zu spüren, eine vertraute Gegenwart – Heimat, Heimat, Heimat!
    »Da draußen sind sie!« rief Niun aus. »Sov-kela, fühlst du es?«
    »Ja.« Die Stimme klang überhaupt nicht nach der Duncans, aber sie schaffte es, Freude auszudrücken. »Ich spüre es.«
    Und aus irgendeiner Kraftreserve heraus verlängerte er seine Schritte, mühte sich noch härter, eine Hand über dem Mund gewölbt im Versuch, die Luft anzuwärmen.
    Da und dort gab es abgerundete Felskuppeln, Bukkel windgeglätteten Sandsteins, manchmal zu Schüsseln ausgehöhlt, manchmal zu Tränenform abgeflacht. Sand pfiff über den Boden hinweg, denn der Wind wehte ihnen diesmal in den Rücken, half ihnen, anstatt sie zu quälen, wenn er auch kalt war; und im Osten wurde es hell, der erste aprikosenfarbene Schimmer der Dämmerung.
    Das Dus-Gefühl bestand weiter als ein verwirrtes Durcheinander, drängte sie nach Süden, vermittelte Unbehagen über diese und jene Himmelsrichtung, als habe sich das Böse geteilt und verstreut. Mittendrin gab es Hoffnung, und näher als alles andere ein Stück Dunkelheit, eine Leere, eine abgeschirmte Stelle im Netz.
    Sie erlangte Substanz.
    Ein Stein erhob sich dort schroff aus dem Land; ein Dus vielleicht... ein Ha-dus mochte solch ein unbeteiligtes Gefühl vermitteln und so aussehen, ein Schattenhaufen in der Dämmerung.
    Die Gestalt richtete sich auf – schwarzgewandet, Waffen und Ehrenzeichen glitzerten im ungewissen Licht. Niun blieb stehen; Duncan ebenso. Und plötzlich gewann das Dus-Gespür Zugang zum anderen Bewußtsein, zeigte ein Durcheinander von Schmerz, bevor es sich wieder abkapselte.
    »Ras«, murmelte Niun. Er ging weiter mit Duncan neben sich. Die Dusei erreichten die Kel'e'en und wichen grollend wieder zurück.
    »Ja'anom«, hauchte Duncan.
    »Aye«, sagte Niun. Er ging näher an sie heran, als es unter Fremden üblich gewesen wäre; dies war kein Ort für das Heben von Stimmen.
    »Du hast ihn gefunden«, stellte Ras fest.
    »Wo ist der Rest des Stammes?«
    Sie hob einen gewandeten Arm Richtung Südsüdost; es war die Richtung, in die sie gegangen waren.
    »Alles in Ordnung mit ihnen?« erkundigte sich Niun, erbittert darüber, daß er fragen mußte.
    »Als ich sie verließ, ja.«
    Duncan machte eine schwankende Bewegung und setzte sich, beugte sich vor. Ras hatte nur einen kalten Blick für ihn übrig. Niun schluckte seinen Stolz hinunter und kniete neben ihm nieder, wehrte das Dus ab, das sich an Duncan drängen wollte, ließ es aber dann doch gewähren, denn die Wärme tat ihm gut. Niun stützte die Hände auf die Knie, um sich auszuruhen, während Ras' beruhigende Nachricht seinen Magen mit Ungewißheit plagte. Er legte den Rest seiner Zurückhaltung ab und sah zu Ras auf. »Alle in Sicherheit?«
    »Kel Ros, Sen Otha, Sen Kadas... tot.«
    Er nahm es hin, senkte den Kopf – war zu müde, sich auf eine verlängerte Befragung von Ras einzulassen. Die Sen'ein hatte er nicht gekannt; Ros war ein ruhiger Mann gewesen, selbst für einen Kel'en; auch ihn hatte er nicht gekannt.
    Ras ließ sich mit raschelnden Gewändern nieder, das Kel-Schwert über den Knien, um sich darauf zu lehnen.
    »Da draußen sind andere«, berichtete Niun dann. »Hao'nath. Sie haben uns während der letzten Tage

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