Kutath die sterbende Sonne
Vernunft anderen Rat gab, mit einer Stimme, die sogar um Melein, als sie noch jünger gewesen war, Seidenschnüre gewickelt hatte; sie hatte es gelernt und setzte es selbst ein – bewußt.
Vielleicht besaßen alle She'panei solche Fähigkeiten; sie wußte es nicht. Es lag in ihrer Natur, daß sie sich nie begegneten; man traf nur die, durch deren Tod man aufstieg.
Es stimmte, daß Intel ihre Kinder beherrscht hatte, wenn sie rebellieren wollten, und Ältere überredet hatte, die in sich selbst über Macht verfügten. Diese ihre halb verrückte Macht, die das Rückgrat mit Kälte erfüllte und das Auge festhielt, wenn es sich lieber abwenden wollte, sie folgte einem sogar, so daß nicht einmal außerhalb ihrer Gegenwart auch nur der zynischste Verstand ihre Argumente völlig zu erschüttern vermochte.
Intel hatte Melein immer noch in der Gewalt; und Melein die anderen.
10
Der Sicherheitschef war wieder da, um in den Labors Schwierigkeiten zu machen. Averson blinzelte und heftete die Augen auf ihn, diesen dunklen Mann, der in seinen Patrouillen so beharrlich war. Ebenso blickte er auf die Papiersammlung neben sich auf dem Schreibtisch und langte nervös danach, als Degas eines der Papiere hochhob und betrachtete.
»Haben Sie einen Fortschritt bezüglich des Regul Funkverkehrs gemacht?« fragte Degas. »Die Sache hat eine gewisse Dringlichkeit an sich.«
»Sie...« Averson streckte eine Hand nach dem Papier aus und erhielt es zurück. Degas bedachte ihn mit einem spöttischen Lächeln, als er es wieder an seinen Platz schob. »Alles idiomatisch formuliert, kein Code. Es könnte alles klar sein, wenn wir über Nurag Bescheid wüßten.«
»Nurag?«
»Die Heimatwelt hat Einfluß auf die Sprache«, erwiderte Averson kurz angebunden und unterdrückte das unbehagliche Gefühl, als Degas sich auf die Tischkante setzte und ihn betrachtete. Degas brachte Cassetten zum Vorschein und legte sie klick, klick, klick vor ihm auf den Schreibtisch.
»Es geht eine Menge vor sich, Dr. Averson. Die Zeit läuft uns davon. Die planetare Mission hat beschlossen, aufzubrechen... ob klugerweise oder nicht, steht auf einem andern Blatt. Sie sind losmarschiert, um zu finden, was immer sie können. Und vielleicht stören sie etwas auf. Diese Möglichkeit besteht immer. Und jetzt sind wir gebeten worden, eine Regul-Fähre nach unten und neben der FLOWER landen zu lassen.«
Averson kaute auf der Unterlippe.
»Der Admiral hält sie hin«, sagte Degas.
Vielleicht wurde von ihm erwartet, eine Bemerkung dazu zu machen. Er mochte den Gedanken an Regul in der Nachbarschaft der FLOWER nicht; er wußte nicht, was er machen sollte.
»Der Admiral«, sagte Degas, »entnimmt Ihren Berichten und Hinweisen, daß die Regul es mit oder ohne unsere Erlaubnis tun könnten.«
»Möglich«, gab Averson zu. »Sie könnten denken, daß wir sie nicht daran hindern werden.«
»Das sage ich Ihnen.« Degas langte über den Tisch an die Stelle direkt vor Aversons Hände und tippte mit dem Zeigefinger darauf. Der Mann war dunkel, was seine Manieren und seine Kleidung anging, außer den Waffen und Abzeichen, von denen er glitzerte wie Kel'ein, dachte Averson, ihnen sehr ähnlich. »Das sage ich Ihnen, Dr. Averson: Sie haben uns mit Ihrem Jein paralysiert. Sie haben nichts gesagt, außer daß nichts unternommen werden darf. Warten, haben Sie gesagt; und welches Gefühl hegen Sie im allgemeinen über die Regul? Was sind Ihre Ansichten? Heraus damit!«
»Ich kann nicht; das habe ich Ihnen schon gesagt. Ich kann nicht mit Sicherheit behaupten...«
»Ihre Vermutungen , Doktor!«
»Aber ohne untermauernde Daten...«
»Ihre Vermutungen , Doktor, sind wertvoller, als die erlernten Meinungen der meisten Menschen.«
»Nein«, meinte Averson, »gefährlicher.«
»Heraus damit!«
»Ich... ich halte es für möglich, daß... daß sie mehr als einen Ältesten haben. Einen, der hierbleibt, einen... auf dem Schiff, das sie nach unten schicken wollen. Logischerweise, nicht wahr – sie funktionieren nicht ohne Führung durch einen Ältesten. Sie denken, daß bereits Regul-Schiffe dort unten sind; dem stimme ich zu. Aber kein Ältester. Ich glaube, daß sie gerne einen hinunterbekommen würden, wenn sie könnten.«
Degas' Atem zischte leise zwischen den Zähnen.
»Das Haupt der Hydra«, sagte Averson. Degas betrachtete ihn ohne ein Anzeichen von Verständnis. »Eine alte Geschichte«, sagte Averson. »Nicht die Sternenschlange... die alte. Man schlägt ihr den Kopf ab
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