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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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würde, was ihn bewegte. Oder vielleicht kam es von beiden Seiten, dieses Verlangen: selbst jemand, der Dusei kannte, konnte das nicht immer sagen. Neben ihm schlief Duncan und atmete mit tiefen Zügen, als habe der Rauch ihn vom Schmerz befreit.
    Niun löste eines seiner Ehrenzeichen und bot es mit fast zitternder Hand an. Er dachte, daß Hlil es sicherlich zurückweisen würde, kränkend und gekränkt; aber er mußte es anbieten.
    »Für welchen Dienst?« fragte Hlil.
    »Daß ich den Stamm... wohlbehalten in deiner Obhut vorgefunden habe. Du und Seras... wenn ihr wollt.«
    Hlil nahm es, ebenso Seras... von den Ehrenzeichen, die Merai gehört hatten, die weiterzugeben jetzt an Niun lag; die eines Freundes, um den – dachte Niun mit einem plötzlichen Stich – Hlil immer trauern würde. Unerwünscht brandeten sie durch die Dusei, die Verlassenheit und die Einsamkeit.
    »Wir haben Späher draußen«, sagte Hlil. »Du hast diese Sache mit den Hao'nath nicht gewollt; das war nicht deine Absicht.«
    »Nein«, sagte Niun und erkannte entsetzt, wie die Dinge zu einem derartigen Gedanken gepaßt hatten. »Du kennst mich nicht, Kel Hlil, wenn du dir darüber im Zweifel warst.«
    Hlils Augen wanderten kurz zu Duncan, hoben sich dann wieder.
    »Sie haben ihn verfolgt«, sagte Niun.
    »Sie sind zu den Städten gegangen«, meinte Hlil. »Das sollten auch wir machen, wenn es nicht bereits geschehen wäre. Kel'anth – es wird nicht allein bei den Hao'nath bleiben. Das weißt du. Die Nachricht wird sich verbreiten... von diesem... Fremden bei uns.«
    »Ich weiß«, bestätigte er.
    Hlil nickte, sah zu Boden, stand auf und entschuldigte sich, als habe er nicht mehr zu sagen. Die anderen folgten ihm, einer nach dem anderen. Taz blieb als letzter und brachte schweigend eine kleine Handvoll getrockneter Wurzeln und bleicher Fasern aus den Gewändern auf seiner Brust zum Vorschein, zusammen mit einem kleinen Ledersack.
    »Sir«, sagte er und legte alles neben die Kanne. »Ich kann noch mehr auftreiben, wenn es sein muß – Kath hat sicherlich noch etwas abzugeben.«
    Der Junge ging. Niun wollte etwas zu Duncan sagen, ihn fragen, ob er sich behaglich fühle – und sah hin und stellte fest, daß Duncans Augen geschlossen waren, und sein Atem leichter ging.
    Er lehnte sich an das Dus, und der Knoten, den er schon so lange in seinem Magen gespürt hatte, war etwas weniger stark gespannt; er beobachtete, wie sich das gesamte Kel zur Nacht niederließ, auf den Matten, die den Boden des Zeltes bildeten. Die Lampen wurden gelöscht, außer der einen, die in seiner und Duncans Nähe hing, und der kleinen Schale voll schwelender Fasern, die sie in emporkräuselnden Rauch hüllte.
    Nur Ras blieb in Sitzhaltung; schließlich regte sie sich, und er vermutete, daß auch sie jetzt zu ihrer Matte gehen und schlafen würde; aber sie kehrte nach einem Moment zurück, ein Schatten im Dunst von Rauch und Lampe, kam herbei und kniete neben ihnen nieder. Sie hielt etwas in den Armen, eine Mattenrolle, die sie neben Niun legte.
    »Was ist das?« wollte er wissen. »Kel Ras?«
    Sie sagte nichts... zog sich in die Schatten zurück, legte sich dann nieder und schien zu schlafen.
    Er hob das Bündel auf den Schoß, rollte es auseinander und legte die Cho -Seideborten seines Langschwerts frei, ebenso Duncans gröbere Arbeit, in Anehon zurückgelassen. Er biß sich auf die Lippe und befingerte die altertümliche Arbeit des Knaufes, zog den guten Stahl etwas aus der Lederscheide und ließ ihn zurückgleiten. Sie war ihm kostbar, die einsame Eitelkeit seiner Besitztümer; er hatte das Schwert für verloren gehalten.
    Fordern, dachte er, um zu halten, was er erobert hatte. Es wird nicht allein bei den Hao'nath bleiben , hatte Hlil gesagt.
    Zeit auf Zeit, in der Kutaths Kraft ausblutete und Tsi'mri auf Antworten warteten.
    Er legte die Schwerter zur Seite, lehnte sich zurück. In der Stille, die sich ausgebreitet hatte, gurgelte Duncans Atem immer noch, und hin und wieder regte er sich, hustete und betupfte mit dem schmutzigen Schleier den Mund. Aber oft schlief er auch, und schließlich hörte das Gurgeln auf.
    Und durch diese plötzliche Stille beunruhigt, stand Niun auf – aber Duncans Brust hob und senkte sich mit friedlicher Regelmäßigkeit, und das Blut auf seinen Lippen war getrocknet.
    Dann schloß Niun für einige Zeit die Augen – fuhr hoch, aufgeschreckt durch ein Kleiderrascheln in der Nähe, sah den jungen Taz auf den Knien und damit beschäftigt,

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