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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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noch mehr Fasern in die Schale zu tun.
    »Ich werde wachen, Sir«, sagte Taz.
    Niun war etwas betäubt und unfreundlich – betrachtete einfach Duncan, dessen Atem ruhig und regelmäßig blieb, legte dann den Kopf an die Schulter des Dus, ließ die nur einen Schlitz weit offenen Augen über das ganze Kel schweifen, das kleine Häufchen in der Dunkelheit bildete, schloß sie dann wieder.
    * * *
    Die Lampe spendete schwaches Licht zum Lesen; Melein drehte mit den Händen das goldene und zerbrechliche Blatt aus dem Behälter des Pan'en, legte es auf die Knie und zog ein anderes hervor, steckte das erste wieder an den richtigen Platz in der Reihenfolge zurück. Sie drehte das neue ins Licht, und die Lampe ließ die eingravierten, wie haarfeines Feuer wirkenden Buchstaben hervortreten. Melein las, wie sie es schon so manches Jahr zuvor getan hatte, im Bericht von den Reisen des Volkes. Er war unvollständig. Er erstreckte sich über fast einhunderttausend Jahre; und in der blendenden Eile weniger Jahre waren sie zurückgekehrt, sie und Niun und Duncan. Zu gegebener Zeit würde sie ihren eigenen Eintrag auf die goldenen Blätter schreiben, das letzte vom Volk der Reise, die letzte Bekanntgabe, das Siegel.
    Und sie zitterte manchmal, wenn sie daran dachte.
    Die Hand mit der Tafel senkte sich auf den Schoß. Sie starrte in die flackernde Lampe, im Denken versunken, im Jetzt ruhend.
    Wohin gehe ich? Das war festgelegt.
    Was mache ich? Auch das war festgelegt, wie sie wußte.
    Aber von anderen Fragen wußte sie es nicht. Einige davon erstreckten sich in den Raum der Menschen und Regul und zu toten Welten; einige hatten ihren Mittelpunkt auf Kutath selbst, in der Vergangenheit, in der Mri einen anderen Dienst gekannt hatten. Und sie selbst waren eine Frage.
    Eine Hand senkte sich auf ihre Schulter. Sie zog ihren Geist zurück und zitterte, blickte in das freundliche Gesicht von Kilis, der jungen Sen'e'en, die ihr diente, deren Hände sie ankleideten und auszogen und deren junge Augen Zeugen ihres gesamten Lebens waren.
    »She'pan – der Rat des Sen wartet. Du hast nach ihm geschickt, She'pan.«
    Sie lächelte darüber, denn manchmal waren die Träume zu stark; für sie galt das nicht so, zumindest nicht oft. »Ich werde sie empfangen«, sagte sie, hob das goldene Blatt vorsichtig vom Schoß hoch und steckte es zu den anderen in den Behälter.
    Die Vorhänge gerieten in Bewegung, und der Rat trat ein, die Sen'ein des ersten und zweiten Ranges ihrer Kaste, und ließ sich auf den Matten vor ihr nieder. Die meisten waren sehr alt, älter, als Kel'ein gewöhnlich lebten, hohlwangig und runzelig; aber unter ihnen befand sich Tinas, die die Robustheit einer Kel'e'en ausstrahlte und über deren Wangen sich die schrägen Linien der Kel-Narben zogen. Der erste in ihren Reihen, Sathas der Sen'anth, trug auch die Narben; Grimm war bei ihm eine Gewohnheit, aber in dieser Nacht gab es auf mehr als einem Gesicht finstere Blicke.
    »Hat das Sen Fragen?«
    »Du kennst unsere gegenwärtige Gefahr«, meinte Sathas. »Es ist genau die, wovor wir dich gewarnt haben, She'pan.«
    »In der Tat.«
    »Sie beunruhigt dich nicht.«
    »Sie beunruhigt mich. Ich wünschte, es wäre anders. Aber das können wir uns nicht aussuchen. War das eure Frage?«
    »Die She'pan kennt unsere Fragen. Und sie sind alle tsi'mri.«
    »Wir haben Wahlmöglichkeiten, Sen'anth, und Kel Duncan hat sie uns gegeben.«
    »Hast du ihn ausgeschickt?«
    Sie betrachtete die gezügelte Gekränktheit von Sathas' Augen und lächelte schmal, hob die geöffnete Handfläche. »Er führt sich selbst. Ich habe ihn gehenlassen.«
    Augen blitzten und blinzelten vor innerer Leidenschaft.
    »Denkst du ernsthaft über das Angebot nach, das sie gemacht haben?« fragte Sathas.
    »Das ist etwas, über das wir nachdenken werden... ob es einen Wert hat. Zweifellos gebt ihr nichts auf seine Anwesenheit. Aber er hat uns Wahlmöglichkeiten gebracht und Wissen über das, was über unseren Köpfen schwebt; er weiß über sie Bescheid – und dient dem Volk. Sein Leben ist wertvoll. Ihr versteht mich.«
    »Wir verstehen.«
    »Und mögt es nicht.«
    »Wir sind deine einzige Waffe, She'pan, und du bist unsere. Wendest du dich ab?«
    »Von unserem Weg? Nein. Nein, vertraut mir darin, Sen'ein. Ich bin noch nicht fertig .«
    Niemand sagte etwas. Für einen Moment kündeten hart glitzernde Augen von Spekulationen. Glaubt mir : es war Intel, die sprach, ihre alte She'pan... die zu überreden verstand, wenn die

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