Kutath die sterbende Sonne
man keine Gewalt gegen ihn anwenden würde, wenn er zu gehen versuchte; er war jedoch körperlich nicht in bestem Zustand und wich vor der Möglichkeit des Unangenehmen und des Zusammenstoßes zurück, die seine medizinische Verfassung berührten. Er traute sich nicht, konnte nicht, würde nicht.
Er mußte sitzen und warten.
Und endlich traf Degas ein, schloß die Tür und kam durch den Raum auf ihn zu, ruhig und stets viel versöhnlicher aussehend, als nötig war.
»Wir haben ein Mißverständnis«, sagte Degas. »Wir sollten es ausräumen.«
»Sie sollten diesen Mann von meiner Tür entfernen.«
»Dort draußen ist niemand.«
Averson holte Atem. »Ich protestiere dagegen, eingeschüchtert zu werden.«
»Das steht Ihnen frei – wie es mir freisteht, etwas anderes festzustellen.«
»Was ist mit Ihnen los?« schrie Averson. »Stehen wir auf verschiedenen Seiten?«
»Wir haben möglicherweise unterschiedliche Ansichten.« Degas setzte sich wieder auf die Tischkante, ragte vor ihm auf. »Wir beide sind gewissenhafte Männer, Doktor. Sie haben eine von Angst gefärbte Meinung. Meine beruht auf praktischen Überzeugungen. Ein Muster, sagen Sie. Sind Sie je Mri begeg net , Doktor? Hatten Sie Umgang mit dem Agenten, der ein Mri wurde?«
»Wir alle sind Havener. Alle von uns... erinnern sich... aber...«
»Es gibt hier einige Interessen, die das Bündnis mit den Regul brechen wollen, um die Mri zu schützen. Ist Ihnen das klar?«
Er blinzelte, entdeckte, daß sein Mund offenstand, und schloß ihn. Er fing an, die politische Situation zu verstehen. »Ich... ich kann nicht erkennen, wo... Nein. Ein Bruch des Regul-Bündnisses wäre verrückt.«
»Und unnötig.«
»Unnötig, ja.« Er hob eine Hand und wischte sich den Schweiß von der Oberlippe, sah zu Degas auf, der ein paar Schritte von ihm zurücktrat.
»Das ist nicht Ihr Ratschlag«, meinte Degas.
»Nein. Mit den Regul kann man verhandeln. Das weiß ich; nie würde ich etwas anderes sagen. Man kann mit ihnen verhandeln. Aber es ist gefährlich... unter den gegenwärtigen Umständen ist es gefährlich.«
»Begreifen Sie die Situation wirklich, Doktor? Gewisse Interessen sind pro-mri. Warum sie diese Position eingenommen haben – das müssen sie selbst beantworten. Es ist eine sehr gefährliche Position. Die Bodenmission, ihr Personal, ihr Leiter, Ihre Dr. Boaz, wenn Sie es mir verzeihen, die dabei ist... sind darauf eingestellt, die Mri als nicht-aggressiv zu finden, uns eine Annäherung an sie zu empfehlen. Die Regul bedrohen uns nicht; die Regul sind keine aggressive Rasse. Sie stellen nicht die vorrangige Gefahr dar. Stimmen Sie dem zu?«
»Wir sind hier in einer gefährlichen Position. Sie haben selbst gesagt...«
»Aber die Masse der Menschheit zuhause... eine Bedrohung für sie?«
»Nein. Von der Regul keine Gefahr. Keine denkbare Gefahr.«
»Sehen Sie, wozu diese wohlmeinenden Einflüsse Sie bringen würden? Und was das Ergebnis wäre? Von welcher Rasse geht die wirkliche Konfliktdrohung aus, Doktor?«
»Ich verstehe, was Sie meinen. Aber...«
»Die Anwendung humanistischer Prinzipien. Aber die Kulturforschung sollte vor allem über unsere moralistischen Impulse hinausblicken. Wir sprechen über eine Rasse von Killern, Dr. Averson, eine Rasse, die durch das Töten lebt, Parasiten an den Kriegen jeder verfügbaren Macht; eine Rasse, die Krieg kultiviert hat, den Kampf, das Töten, die den Krieg pflegt wie die Regul den Handel pflegen. Hier können wir die Regul verlieren und etwas retten, das wir bedauern werden. Verstehen Sie mich?«
»Ich...«
»Ich meine, Dr. Averson, daß diese Punkte es wert sind, bedacht zu werden. Die Berichte, die Sie anfertigen, sollten in Hinsicht ihres Effektes auf die hohe Politik sorgfältig erwogen werden. Wir haben neue Daten von der Oberfläche, ein beunruhigendes Wiederaufleben der Energie in den zerstörten Städten. Die Mri nehmen keinen Kontakt mit uns auf. Also schicken wir eine Friedensmission, die in den Ruinen herumstochert. Wir haben Verbündete, die aufgrund dieser Veränderungen in unserer Politik und die Ermordung ihrer Anführerin durch einen terranischen Mri-Agenten eigenmächtige Operationen durchführen. Sie können ihre Absichten nicht interpretieren, oder wollen es nicht. Wie sollen wir vorgehen? Haben Sie darauf eine Antwort? Oder sollen wir alles im Sinn der anderen verlaufen lassen?«
Averson saß da und schwitzte, und nachdem er überlegt hatte, knüllte er den Umschlag in der Hand
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