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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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Gefühl.
    Die Kath'en zog sich zurück; ihre ganze Kaste tat dies, denn sie spielte keine Rolle bei dem, was kommen mochte. Das Sen blieb. Sich umwendend erkannte er Meleins bleiche Gestalt unter ihnen, begegnete ihrem Blick. Sie hatte keine Worte für ihn, nur ein bestätigendes Nicken, eine Geste der Erlaubnis. Er ging zu ihr, und sie drückte ihm die Lippen auf die Stirn, erhielt seinen Kuß als Erwiderung. Und mit dieser Entlassung ging er vorbei an den Zelten, das gesamte Kel hinter sich.
    In einer gewissen Entfernung blieben sie stehen, und er ging ein ebenso weites Stück allein, blieb am Rand eines langen Abhanges stehen, überblickte das offene und scheinbar leere Land, über das der kalte Wind ungehindert hinwegfegte.
    Nach seiner langen Wanderung war es unklug von ihm gewesen, sich nicht für die ganze Nacht seinen eigenen Bedürfnissen gewidmet und Duncan vergessen zu haben; aber sich nur ausruhen, das hätte er nicht tun können – und er ging schließlich mit einem klaren Bewußtsein dessen, was er machen mußte. Er verschleierte sich, wie es gegenüber Fremden erforderlich war und sein ganzes Kel es getan hatte. Er legte Niun s'Intel ab, glitt aus sich selbst heraus in das Gesetz, in die Hände der She'pan, des Stammes und der Götter.
    Und wartete.
    * * *
    Die Stadt war bedrückend mit ihren zerbröckelnden Steinschiffen, den schrecklichen Leichen, den Gassen, in denen die Schritte und das Raspeln der Atemgeräte widerhallten, dem Flüstern des Windes. Galey hielt den Blick auf die Gebäude gerichtet, die leeren Schalen, die schon lange nicht mehr durch etwas Lebendiges berührt zu sein schienen. An einem solchen Ort und zu einer solchen Stunde war er froh über die Waffe in seiner Hand und die bewaffneten Gefährten um sich; Boaz war die einzige von ihnen, die keine Waffen trug.

    Es bedeutete gleichzeitig Erleichterung und Entmutigung, daß sich an diesem Ort nichts regte, daß weder der Angriff erfolgte, den sie gefürchtet hatten, noch die Annäherung, auf die sie gehofft hatten. Nichts. Wind und Sand und leere Ruinen.
    Und die Toten.
    Zuerst fanden sie nur die schwarzgewandeten Leichen von Kel'ein; dann andere, goldgewandete und blaue, und Kinder. Die Blauen waren ohne Ausnahme Frauen und Kinder und Säuglinge in den Armen der Mütter. Boaz stand vor einem solchen traurigen Häuflein, schüttelte den Kopf und fluchte. Shibo stieß die Leiche eines Kel'en mit dem Fuß an, nicht grob, aber mit Abscheu.
    »Hier lebt nichts«, sagte Boaz. Sie atmete schwer, trotz der Maske, war überladen mit der Ausrüstung und ihrem eigenen Gewicht; sie verschob den Atemtank auf ihrer Schulter und holte keuchend Luft. »Ich denke, sie hätten sie begraben, wenn es möglich gewesen wäre.«
    »Aber sie war bewohnt«, meinte Galey. »Duncan hat behauptet, die Städte seien leer.« Der Verdacht, daß Duncans Angaben auch in anderen Punkten nicht ganz exakt sein könnten – erfüllte ihn mit einer ganzen Skala von Befürchtungen, einer Feigheit, die den Wunsch auslöste, zurück zum Schiff zu rennen, vom Planeten zu starten und das Scheitern einzugestehen, damit die Kanonen über eine Entfernung hinweg aufeinander schießen konnten, die die Menschen in Vorteil brachte. Ein anderer Teil von ihm sagte nein... sah die toten Zivilisten und Kinder und ließ ihm übel werden. Kadarin, Lane, Shibo... er hatte keine Idee, was sie empfanden, vermutete aber, daß es in etwa dasselbe war.
    »Es ist nicht gesagt«, meinte Boaz, die ein Stück weiter zwischen die Toten ging, »daß die Stadt bewohnt war. Nur daß hier Leute getötet wurden. Kinder sind hier getötet worden. Duncans Mri. Ich denke, daß wir sie gefunden haben... einfach so, wie er sagte. Er hat von toten Städten gesprochen; er hatte eine gesehen, war mit den Mri dort gewesen. Er hat von einer Frau gesprochen, die starb; und die Kinder... auch das hat er gesehen.«
    »Er hat was von Maschinen gesagt«, meinte der Techniker Lane, ein junger Mann, der ein besorgtes Gesicht machte. »Von lebendigen.«
    »Ich zweifle nicht daran«, sagte Boaz, »daß wir auch die hier finden werden.« Auf der Kreuzung zweier Gassen blieb sie wieder stehen, während der Sand ihr um die Füße raschelte, wandte sich hierhin und dorthin und deutete in die Richtung, in die sie gehen wollte.
    »Kommt!« sagte Galey zu den anderen, die hin und wieder nervös an ihre Waffen griffen, wenn sie an den dunklen Türen vorbeikamen, der fremdartigen Geometrie der Bögen, die entweder zu Ruinen

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