Kutath die sterbende Sonne
zusammen und steckte ihn unter Degas' Augen in die Tasche. »Sie haben Leben in den alten Städten gefunden, und die Mission ist jedenfalls aufgebrochen.«
»Wir haben es heute morgen erfahren. Wir haben keine Direktverbindung mit der Mission... können sie nicht erreichen, ohne alles zu gefährden.«
»Können Sie sie nicht zurückrufen?«
»Offiziell nicht«, sagte Degas mit leiser Stimme, beugte sich vor und tippte mit einem Finger vor Averson auf den Tisch, »ohne den Regul weithin zu verkünden, was wir machen – unter anderem. Und wie würden die Regul das aufnehmen? Welche Reaktion können wir erwarten? Sie sollten die Bedeutung Ihrer eigenen Berichte erkennen, Doktor. Sie sind richtungsweisend. Sie sollten das begreifen!«
»Ich habe nicht vor, die Richtung zu bestimmen.«
»Sie befinden sich in dieser Position. Was sagen Sie über die Regul? Ich habe gehofft, daß Ihre besonderen Einsichten in ihre Kultur... andere kulturelle Interessen ausbalanciert hätten. Was meinen Sie?«
»Wir sollten sie nicht verlieren, auf keinen Fall. Dazu sollten wir es nicht kommen lassen.«
»Dann machen Sie es klar.« Degas lehnte sich auf beide Hände. »Wir haben abweichende Ansichten. Wir brauchen das schriftlich, mit praktisch anwendbaren Empfehlungen, oder wir gleiten in eine andere Politik ab. Wir hocken hier oben blind über aktivierten Waffensystemen, Doktor wir schützen die Mri und setzen dabei alles aufs Spiel, das wir durch die Verträge erreicht haben. Wir entfremden uns eine Rasse, durch die wir enorm viel gewinnen könnten. Ich schlage vor, Dr. Averson, daß Sie und ich ein langes Gespräch über diese Dinge führen.«
»Ich... ich werde darüber reden.«
»Jetzt«, sagte Degas.
11
Jemand bewegte sich dicht bei ihm; Niun holte plötzlich Luft, hob den Kopf, erinnerte sich mit einem Anflug von Panik an Duncan... er blickte in seine Richtung und sah, daß er schlief.
An seiner anderen Seite hockte Kel Ras auf den Fersen; sie war verschleiert und starrte in den Schatten hinein zu ihm, lehnte auf dem Schwert, das über ihren Knien lag. »Sie sind dort draußen« sagte sie. »Kel'anth, ich finde wirklich, daß du herauskommen und nachschauen solltest.«
Das Kel hatte unter dem Geflüster begonnen, sich zu regen. Hlil war da, Seras und Desai und Merin, der junge Taz, Dias und andere. Kälte senkte sich über Niun, ein tiefempfundenes Gefühl der Einsamkeit. Er blickte auf Duncan hinab, der unberührt blieb von allem, was geschah, und machte sich ruhig von den Dusei frei, eine Trennung, die ihr eigenes Kältegefühl an sich hatte, körperlich und geistig.
Was immer geschehen mochte, sie ließen Duncan vielleicht in Frieden, zumindest bis er stärker sein würde. Er war Kel'en, und manche Ja'anom konnten dies als eine Frage der Ehre betrachten. Niun trat hinaus in die anbrechende Dämmerung, und Ras, Hlil und Desai waren dicht bei ihm.
»Hat jemand die She'pan unterrichtet?« fragte er, und als keine Antwort kam, schickte er Desai mit einem Wink in diese Richtung. Er durfte jetzt nicht mehr an seine Sorgen denken, mußte sich auf das konzentrieren, dem er gegenüberstehen würde und was getan werden mußte. Er hatte nicht das Gefühl, daß ihm Kameraden zur Seite standen, sondern vielmehr von Zeugen hinter seinem Rücken, und die Einsamkeit blieb.
Man konnte das, was gekommen war, noch nicht deutlich sehen. Das Dämmerlicht täuschte das Auge und ließ das Land flach erscheinen, wo es nicht so war. Tausend Feinde konnten sich in den sanften Sandwellungen verbergen. Sie gingen zur Rückwand des Kel-Zeltes, und Ras deutete mit dem Arm schweigend nach Nordosten, wo eine schwache Andeutung von Felsen die Glätte der Landschaft beeinträchtigte.
Auch jetzt war noch niemand zu sehen, und vielleicht war auch das eine der Illusionen des Landes.
Kel'ein gesellten sich aus dem Kath zu ihnen, kamen lautlos herausgehuscht; und Kath'ein eilten mit Schüsseln herbei und boten sie dem Kel an. Die Nachricht war mittlerweile durch das ganze Lager gedrungen; Sen'ein kamen, und nur die Kinder wurden im Kath verborgen gehalten.
Eine Kath'en, die Niun kannte, brachte eine Schüssel und bot sie ihm an. Ein anderer Morgen fiel ihm ein, als es die Illusion der Sicherheit gegeben hatte und Liebe mit dieser sanften Kath'en mit dem offenen Gesicht. »Anaras«, brummte er ihren Namen, nahm ihr die Schüssel aus den Händen, aß etwas und gab sie ihr zurück, fühlte sich einsamer als zuvor. Er hatte Angst; das war kein gewohntes
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