Kutath die sterbende Sonne
berührte es, duldete seine Einmischung, während er für einen Moment hinter Meleins Gestalt herstarrte, die sich unter das Sen zurückzog.
Die Reaktion überkam ihn wie ein Hauch kalten Windes. Er wandte sich ab und trat in das Kel-Zelt, das Dus hinter sich, kümmerte sich nicht um die auf ihn gerichteten Blicke... vermißte die vier, denen er einen Ausdruck gesprochenen Dankes schuldete; vielleicht, dachte er, vermieden sie das von sich aus. Er suchte sie nicht, zwang es ihnen nicht auf. Stattdessen ging er zu Duncan und setzte sich an dessen Seite, war besorgt, weil Duncan noch schlief und sich nicht von der Schulter seines Dus geregt hatte, das Gesicht friedlich wie das eines Toten in dem schwachen Licht, das durch die Luftlöcher darauffiel.
Niun berührte Duncans Dus und zuckte vor der betäubenden Leere zurück, die es enthielt, dem Nichts, der Leere, die jede Wahrnehmung aufsog. Sein Tier ließ sich nieder, wobei es die Berührung des anderen vermied, und Niun lehnte sich daran wollte nicht in die Stille eindringen, die das andere Tier für Duncan geschaffen hatte. Er ruhte mit gekreuzten Beinen, die Hände im Schoß, senkte den Kopf und versuchte, etwas zu schlafen.
Schritte bewegten die Matten neben ihm. Er blickte auf, als Hlil sich bei ihm niederkauerte und den Schleier herabzog.
»Du bist nicht verwundet.«
»Nein«, sagte er. »Ich danke dir, Kel Hlil.«
»Der Kel-Zweite mußte dort sein. Für den Stamm.«
»Aye«, stimmte er zu. So war es eindeutig. »Wo ist Ras?«
»Wo immer sie sein möchte. Sie bespricht ihre Wanderungen nicht mit mir.« Hlil sah finster auf Duncan hinab. Niun folgte seinem Blick und entdeckte, daß Duncans Augen einen Schlitz weit offenstanden und sie beide betrachteten; er beobachtete, wie Hlil die Hand ausstreckte und seinen Ärmel anfaßte, als ob ihn überhaupt zu berühren nicht leicht sei. »Sein Anblick wird Probleme schaffen bei den anderen Kel'anthein«, meinte Hlil.
Niun streckte die Hand nach Duncans Schulter aus, damit Hlils Berührung ihn nicht störte; er bekam Kontakt mit dem Dus, das noch dieselbe Stumpfheit in sich trug, die den Verstand zu betäuben vermochte, wenn er es zuließ. Duncan war bei Bewußtsein, aber nur teilweise der Umgebung gewahr.
»Sie kommen jetzt«, sagte Hlil. »Die Wachen haben sie im Blickfeld. Ich glaube nicht, daß jemals seit der Trennung – so etwas in der Welt geschehen ist.« Seine Augen schweiften zu Duncan zurück, richteten sich dann wieder auf Niun. »Er ist dein; kein Fremder wird ihn anrühren. Aber es wäre sicherlich am besten, wenn er nicht das erste wäre, was sie zu Gesicht bekommen.«
Duncan blinzelte; vielleicht hatte er es gehört.
»Nein«, sagte Niun. »Bring sie her, sobald sie im Lager sind.«
Hlil runzelte die Stirn.
»Laß sie mich sehen, wie ich bin«, meinte Niun. »Ich verstelle mich auch sonst nicht.«
»Das bist nicht du!« rief Hlil aus. »Du bist nicht... nicht das, was das Auge von Fremden hier sehen wird. Das bist du nicht.«
Der Aufschrei erzürnte ihn und ging ihm gleichermaßen ans Herz. »Dann kennst du mich nicht. Schau noch einmal hin, Hlil, und mach mich nicht zu dem, was ich nicht bin! Dies ist mein Bruder; und das Tier ist ein Teil meines Geistes. Ich bin kein Kutathi, und ich bin nicht Merai. Bring sie her, sage ich!«
»Aye«, meinte Hlil, stand auf und entfernte sich in offenkundigem Schmerz.
Endlich kamen sie, eine leise Regung draußen, ein Flüstern von Gewändern... die Kel'anthein der fünf Stämme und jeder mit einigen Gefährten, sechzehn insgesamt, eine Schwärze in Hlils Gefolge. Und Hlil kam wieder herbei und setzte sich zu ihm und Duncan.
Niun winkte mit der offenen Hand, bot ihnen an, auf den Matten Platz zu nehmen. Sie setzten und entschleierten sich; hinter ihnen bewegte sich das Zelt durch die Ankunft von Ja'anom-Kel'ein, denn diese Öffnung des Zeltes für Fremde ging sie alle an. Niun streckte eine Hand nach den Dusei aus, dem einen und dem anderen, besänftigte sie in einer bewußten Demonstration, ließ sich und die Tiere solange von ihnen beobachten, wie sie wollten, und am meisten Rhian, dessen Gesicht nichts verriet. Nach einem Moment langte er an die Stirn und nahm als Geste der Bescheidenheit das Kopftuch ab, glich den Nachteil der anderen auf fremdem Boden aus.
»Ich heiße euch willkommen«, sagte er. »Ich möchte euch vor intensiven Gefühlen warnen; die Tiere spüren und verbreiten sie, wenn ihr nicht achtsam seid auf das, was sie machen; befehlt
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