Kutath die sterbende Sonne
ihnen aufzuhören, und sie werden es tun. Manchmal können sie einen dazu verleiten, ihren Zorn zu fühlen; oder Gefühle mit Fremden teilen, mit denen man sie lieber nicht teilen würde. Das Kel, aus dem ich stamme, wußte diese Dinge und schätzte die Tiere, lernte es, das Herz vor ihnen zu verschleiern; und welche Wunden sie zugefügt haben – rechnet sie mir an: ich habe sie gebracht. Sie sind als Gefährten so hingebungsvoll wie als Feinde: Rhian s'Tafa, es waren das Unglück und die Verwirrung eines Augenblicks, und ich bitte dich um Vergebung dafür.«
Die anderen verstanden vielleicht nicht. Die Augen des Hao'nath begegneten seinen mit unmittelbarer Gewalt und glitten dann bewußt zu Duncans schlafender Gestalt.
»Er ist Ja'anom«, antwortete Niun auf den Blick.
Es herrschte ein langes und schwer lastendes Schweigen. Die Dusei regten sich, und Niun beruhigte sie mit den Händen; sein Herz hämmerte vor Furcht, denn sie konnten durch den Stolz dieses Mannes alles verlieren.
»Dieser kommt von den fremden Schiffen«, meinte Rhian. »Wir haben ihm nachgespürt. Und du hast ihn getroffen. Und das ist eine Frage, die ich stelle, Kel'anth der Ja'anom.«
»Ich bin Duncan-ohne-eine-Mutter.« Die rauhe Stimme überraschte sie alle, und Niun sah zu ihm hin und stellte fest, daß Duncans Augen einen Schlitz weit offenstanden. »Ich bin auf einem Mri -Schiff gekommen; aber ich war zu den Tsi'mri gegangen, um mit ihnen zu sprechen, sie zu fragen, was sie hier wollen.«
»Sov-kela.« Niun brachte ihn mit einer Berührung zum Schweigen, warf einen Blick auf Rhian. »Es ist jedoch die Wahrheit. Er lügt nicht.«
»Was ist er?« fragte Kalis.
»Mri«, sagte Niun. »Aber einst war er ein Mensch.«
Was die Dusei auffingen, brachte Beunruhigung, und im ganzen Zelt bewegten sich Körper in instinktivem Unbehagen.
»Das ist eine Sache unter uns«, sagte Hlil, »mit Respekt, Kel'anth der Ka'anomin von Zohain.«
Es entstand ein langes Schweigen.
»Er ist krankhaft«, sagte Rhian mit einem Wink.
»Ich werde genesen«, meinte Duncan, was sein Recht war, nachdem man ihn auf so verächtliche Weise abgekanzelt hatte; jedoch war es verzweifelt voreilig. Niun streckte die Hand aus und unterband weitere Unbesonnenheit; aber er verspürte einen Anflug von Befriedigung über diese Antwort.
Und Rhians abgezehrtes Gesicht zeigte nur die leiseste Andeutung eines Ausdrucks: nicht direkt Wut, denn dann wäre es so ausdruckslos gewesen wie angewehter Sand. »So sei es«, sagte er. »Wir besprechen das später.«
»Zweifellos«, meinte Kalis von den Ka'anomin, »sind wir verschieden. Götter, wie sollte es auch anders sein? Einiges akzeptieren wir, zumindest solange wir beobachten. Aber was habt ihr uns gebracht? Wir haben Schiffe kommen und gehen sehen. Die Hao'nath sagen, daß An-ehon völlig zerstört ist. Das Schicksal von Zohain kennen wir nicht. Es ist nicht das erstemal, daß Tsi'mri auf diese Welt kommen; aber Götter! Niemals zuvor haben Mri sie gebracht.«
»Vom Volk, das hinauszog«, sagte Niun, »sind wir die letzten. Wir wurden von Tsi'mri gemordet, die unseren Dienst gekauft hatten, nicht von Duncans Rasse. Und sie sind gekommen, um die Sache hier zu Ende zu bringen. Sie gebracht, nein. Aber das ist Sache der She'pan, nicht meine. Teilt Nahrung und Feuer mit uns, auch das Kath, wenn es euch gefällt; ihr werdet ihnen Ehre bringen. Was das übrige angeht, schiebt das Urteil auf.«
»Wann wird die She'pan mit uns sprechen?« fragte Elan von den Mari.
»Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Sie wird nach euch schicken. Bis dahin werden wir euch unterbringen.«
»Euer Zelt reicht für uns nicht mehr«, meinte Kedras von den Patha.
»Irgendwie werden wir es einrichten. Wenn jede Kaste etwas Zelttuch abgibt, können wir Seile zwischen unseren Pfosten und dem Sen spannen.«
»Möglich«, meinte Kedras, die Hände auf den Knien ruhend. Für eine kurze Weile herrschte Schweigen, und Kedras stieß zischend etwas Luft aus. »Götter, alle unter einem Zeltdach.«
»Im Kel meiner Geburt«, sagte Niun langsam, »kämpften wir im Dienst von Tsi'mri und fuhren in Tsi'mri-Schiffen von Welt zu Welt; und wir hielten es so, daß Kel'ein auf den Welten bei fremden She'panei und Edunei Zuflucht fanden, anderen als denen ihrer Geburt, bis ihr Dienst sie weiterführte. Vielleicht war es einst auch auf Kutath so, in den Tagen der großen Städte.«
»Dieses Kel erinnert sich nicht daran«, gestand Kedras, und die anderen
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