Kutath die sterbende Sonne
Nerven. Es war das Vorrecht des Herausforderers, den Kampf ohne einen Toten abzubrechen; die Herausforderung konnte dann von der anderen Seite erwidert werden, ohne Gnade.
Langsam dämmerte ihm, daß er gewonnen hatte, daß dieser Mann lebendig herausgekommen war, und wegen dessen Tapferkeit freute er sich darüber. Er entspannte sich nicht. Vielleicht maßen sie sich alle mit ihm, einer nach dem anderen. Er versuchte, den Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen, der in seinen Adern hämmerte; es war eine Sache, gut zu kämpfen; das größere war die Disziplin, nicht von irgendeiner Taktik überrascht zu werden, sei sie nun fair oder hinterhältig.
»Wir leihen dir deine zweihundert«, sagte Tafa, »und ebenso unseren Kel'anth. Du könntest mehr verlangen; aber das bieten wir dir an.«
Für einen Moment herrschte Schweigen. »Annehmbar«, meinte Melein. Der Atem verließ Niuns Lungen nicht rascher, aber das Klopfen seines Herzens erfüllte die Ohren.
»Und wir«, sagte die She'pan der Patha, »leihen unseren Kel'anth und zweihundert, um zu bleiben, wenn sie einen vorteilhaften Bericht von dir bringen. Wir können nicht in einem Zelt sitzen, She'pan; aber laß unsere Kel'anthein es tun und Nachricht von dem bringen, was sie gesehen haben, um zu tun, was du erbittest – oder zu fordern. Das ist fair, unserer Meinung nach.«
»So ist es«, meinten Mari und Ja'ari beinahe in einem Atemzug.
»Wir Ka'anomin stammen aus dem Edun Zohain, weit entfernt von unserer Gegend. Unsere Bündnistreue gilt den Ma'an-Mri, aber wir stimmen zu unter der Bedingung, daß die Ma'an uns nicht zurückrufen. Für eine Handvoll Tage laßt sie beobachten; und solange werden wir auf Antwort warten.«
»Einverstanden«, sagte Melein, und andere Köpfe senkten sich. »Eine Handvoll Tage oder weniger. Leben und Ehre.«
Sie wandte sich ab, und desgleichen taten die anderen She'panei mit ihren Sen'ein. Die Kel'anthein blieben für einen Moment, deckten den Rückzug.
Niun warf Rhian einen flüchtigen Blick zu. Ein Kleiderfetzen lag auf dem Sand; seiner, Rhians – er wußte es nicht. Er nahm den Schleier ab und zeigte das Gesicht den Kel'anthein, die bis vor kurzem Fremde gewesen waren, fühlte sich nackt und seltsam dabei – blickte von einem Gesicht zum anderen, während sie dasselbe taten, prägte sich ihre Züge ein, die wilde Stattlichkeit Rhians von den Hao'nath; die Offenheit Tians von den Ja'ari; Kedras von den Patha war einer der jüngsten, gezeichnet mit einer Narbe vom Mundwinkel zum Kinn; Maris Elan war breitgesichtig und älter; aber die Älteste von allen war Kalis von den Ka'anomin, die Augen umschattet und zwischen Sonnenrunzeln und die Kel-Narben mit den Jahren verblaßt.
Niun drehte sich um und folgte Melein, und für den Moment gingen sie alle ihrer verschiedenen Wege. Er blickte den sanften Anstieg empor, wo sein eigenes Kel vor den Zelten wartete, wo die vier, die zu seiner Unterstützung gekommen waren, noch immer standen... wegen des Stammes, redete er sich einen eindeutigeren Grund ihres Kommens ein; aus Stolz auf die Ja'anom und ihr Heiligtum, die sie nicht durch eine Niederlage mit einem anderen Stamm vermischt sehen wollten, obwohl fast derselbe Schmerz die Vermischung als Konsequenz eines Sieges begleiten würde. Es war Stolz. Besonders Ras' Linie hatte die Ja'anom schon lange verteidigt. Es war eine Pflicht gegenüber ihrem toten Bruder. Er verstand das. Und Hlil war Kel-Zweiter und Seras war Fen'anth, und Merin ein Freund Hlils. Sie hatten ihre Gründe, und die waren für ihn und Melein glücklich gewesen. Selbst das nahm er mit Dankbarkeit auf.
Er ging unter sie, hatte ein Nicken des Dankes nach beiden Seiten übrig, die sich hinter ihm vereinigten. Die schwarzen Reihen des Kel strömten ins Lager zurück, wo ängstliche Kath'ein und Sen'ein warteten, um das Schicksal des Stammes zu erfahren. Sie scharten sich um Melein.
»Es gibt eine Übereinkunft«, sagte Melein laut, damit es alle hören konnten. »Sie werden Kel'anthein in unseren Rat schicken, und vielleicht leihen sie uns Hilfe. Die Herausforderung wurde abgewendet.«
Es war, als ob das ganze Lager gemeinsam Atem holte und ihn wieder ausstieß – vielleicht keine völlige Erleichterung, denn sie hatten immer noch einen Fremden bei sich und wurden seltsamen Zwecken zugeführt, aber die Ja'anom existierten noch als Stamm und würden es auch weiterhin tun.
Niuns Dus wagte sich aus dem Kel-Zelt und strahlte Beunruhigung aus. Niun ging zu ihm und
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