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Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Titel: Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem , Daniel E. Mroz
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operieren wir damit?«
    »Das weiß ich noch nicht. Vielleicht sollten wir mit einer Fernsteuerung arbeiten?« fragte Trurl.
    »Nein, viel zu riskant.« Klapauzius verzog das Gesicht. »Woher willst du wissen, ob uns der König nicht in irgendeinen Kerker wirft, während er die Jagd veranstaltet. Wir müssen eines ganz klar sehen: Unsere unglücklichen Vorgänger waren alles andere als blutige Anfänger, und du weißt, wie sie geendet sind. Die Idee mit der Fernsteuerung ist sicherlich mehr als einem von ihnen gekommen, aber sie hat nicht funktioniert. Wir dürfen folglich keinesfalls davon ausgehen, daß wir mit dem Ungeheuer während des Kampfes selbst in irgendeiner Form Kontakt aufnehmen können.«
    »Wie wär’s mit einem künstlichen Satelliten?« schlug Trurl vor. »Wir könnten eine automatische Steuerung installieren …«
    »Wenn du einen Bleistift spitzen möchtest, dann schreist du gleich nach einem kompletten Chirurgenbesteck!« entrüstete sich Klapauzius. »Ein Satellit, wirklich eine tolle Idee! Und wie willst du ihn herstellen, geschweige denn in die Umlaufbahn bringen? Wunder gibt es nun einmal nicht in unserem Beruf, mein Bester! Die automatische Steuerung müssen wir auf völlig andere Weise verstecken!«
    »Ja aber wie willst du sie verstecken, du Unglücksrabe, wo wir doch auf Schritt und Tritt überwacht werden?! Du siehst doch selbst, daß die Lakaien und Diener kein Auge von uns lassen und daß sie ihre Nase in alles stecken. Wir werden es niemals schaffen, uns auch nur für einen winzigen Moment unbemerkt fortzustehlen … Im übrigen ist so eine automatische Steuerung ein ganz schön schwerer Brocken, wie sollen wir den hinaustragen, geschweige denn hinausschmuggeln? Ich sehe keine Möglichkeit!«
    »Reg dich nur nicht so auf!« ermahnte ihn Klapauzius gelassen. »Vielleicht brauchen wir solch eine Apparatur überhaupt nicht.«
    »Aber das Ungeheuer muß doch durch irgendetwas gesteuert werden, und wenn sein eigenes Elektronengehirn diese Aufgabe übernimmt, so wird es der König in Stücke schlagen, und dann kannst du dieser schönen Welt für immer Lebewohl sagen!«
    Sie schwiegen. Die Nacht war über die Stadt hereingebrochen, und die Lichter weit unter ihnen erloschen eines nach dem anderen. Plötzlich sagte Trurl:
    »Hör mal, mir ist da eine Idee gekommen. Wir könnten doch nur so tun, als bauten wir ein Ungeheuer, in Wirklichkeit aber bauen wir ein Raumschiff und fliegen mit ihm davon. Wir könnten es sogar mit Ohren, Schwanz und Klauen versehen, damit niemand Verdacht schöpft. All diesen unnötigen Plunder schütteln wir dann im Moment des Starts einfach ab. Ich glaube, das ist eine prima Idee. Wir fliehen, und der König kann uns suchen wie eine Stecknadel im Heuhaufen.«
    »Und wenn nun unter unseren Dienern ein Konstrukteur von echtem Schrot und Korn ist, was mir durchaus nicht unwahrscheinlich vorkommt, dann ist es im Nu vorbei mit uns, dann heißt es ab in den Brunnen! Im übrigen – einfach so davonzulaufen … nein, das gefällt mir nicht. Wir oder er – so sieht die Sache aus; einen dritten Ausweg gibt es nicht.«
    »Du hast recht, unter den Spionen kann auch ein Konstrukteur sein«, sagte Trurl bekümmert. »Was, zum Teufel, sollen wir also machen? Vielleicht eine elektronische Fata Morgana?«
    »Sozusagen ein Gespenst, eine elektronische Schimäre? Damit der König vergeblich einem Phantom nachjagt? Nein, vielen Dank! Er wird vor Wut rasen und zunächst einmal uns beide zu Phantomen machen!«
    Sie schwiegen erneut, bis Trurl plötzlich sagte:
    »Der einzige Ausweg, den ich sehe, liegt darin, daß sich das Ungeheuer den König schnappt und ihn entführt, verstehst du? Auf diese Weise …«
    »Du brauchst gar nichts mehr zu sagen. Ja wirklich, das ist eine Idee! Wir könnten ihn dann festhalten … und ist dir eigentlich schon aufgefallen, daß die Nachtigallen hier noch süßer singen als in Maryland Island?« beendete Klapauzius geschickt seinen Satz, denn einige Diener trugen in diesem Moment Lampen mit silbernen Postamenten auf die Terrasse.
    »Nehmen wir einmal an, die Sache läuft tatsächlich so, wie wir es uns vorstellen«, fuhr er fort, als sie wieder allein auf der dunklen Terrasse saßen, die durch die Lampen nur spärlich beleuchtet wurde, »wie sollen wir mit unserer Geisel verhandeln, falls wir selbst irgendwo in einem Kerker schmachten?«
    »Das ist wirklich ein Problem«, brummte Trurl vor sich hin, »da müssen wir noch eine andere Lösung finden … Das

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