Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Titel: Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem , Daniel E. Mroz
Vom Netzwerk:
müsse erst das Gutachtenprotokoll einer Kommission vorliegen, mit Messungen und mit einer Sektion, der Thronbetriebsrat müsse zusammentreten, dies und das, der Hauptschatzmeister habe geäußert, man könne sich nicht einigen, wie die Auszahlung vorzunehmen sei, denn sie falle weder in den Bereich des Lohnfonds noch in den des Allgemeinfonds, mit einem Wort, obwohl ich ihn bat und drängte, obwohl ich zur Kasse und zum König ging, beim Thronrat antichambrierte, es wollte mich niemand anhören; und als sie mir schließlich empfahlen, meinen Lebenslauf mit Paßbildern einzureichen – da ging ich eben, doch der Drache befand sich bereits in einem nicht mehr umkehrbaren Zustand. Ich zog ihm die Haut ab, schnitt einige Armvoll Haselnußruten, dann fand sich noch ein alter Telegraphenmast, und mehr war nicht nötig, ich stopfte ihn aus, na, und dann – dann spielte ich eben etwas vor …«
    »Unmöglich! Solltest du zu einer so schändlichen Methode Zuflucht genommen haben? Du? Warum, um Himmels willen, wenn sie dich nicht bezahlten? Ich begreife überhaupt nichts mehr.«
    »Ach, dumm bist du!« Trurl zuckte herablassend mit den Schultern. »Sie zollen mir ja unablässig Tribut! Ich habe schon mehr erhalten, als ich verlangen durfte.«
    »So ist das!!!« Eine Erleuchtung kam über Klapauzius. Aber gleich fügte er hinzu: »Es ist ungehörig, durch Zwang …«
    »Wieso ungehörig? Habe ich denn etwas Böses getan? Ich bin in den Bergen herumspaziert, und abends habe ich etwas geheult. Ich war schrecklich echauffiert …«, fügte er hinzu und setzte sich neben Klapauzius.
    »Wodurch eigentlich? Vom Heulen?«
    »Nein, wieso das? Kannst du wirklich nicht eins und eins zusammenzählen? Was denn für Heulen? Jede Nacht bin ich gezwungen, Säcke mit Gold aus der verabredeten Höhle nach oben zu schaffen, schau nur dorthin!« Er deutete mit der Hand auf einen entfernten Bergrücken. »Dort habe ich mir einen kleinen Startplatz vorbereitet. Wenn du solche Zwanzigpudlasten von früh bis spät schleppen müßtest, würdest du schon sehen! Dieser Drache ist ja gar kein Drache, allein die Haut wiegt an die drei Tonnen, ich muß sie schleppen, muß brüllen, muß stampfen – das am Tag, und nachts diese Plackerei. Ich freue mich, daß du gekommen bist. Ich hatte es wirklich schon satt …«
    »Aber warum eigentlich ist dieser Drache – das heißt diese scheußliche Larve – nicht verschwunden, als ich die Wahrscheinlichkeit bis auf Wunder herabminderte?« wollte Klapauzius wissen.
    Trurl räusperte sich, als wenn er verwirrt wäre.
    »Das ist meiner Umsicht zu verdanken«, erläuterte er. »Schließlich hätte hier irgend so ein dummer Jäger auftauchen können, meinetwegen der Basilius, also habe ich unter der Haut antiprobabilistische Schirme angebracht. Und jetzt komm, da sind noch ein paar Säcke Platin übriggeblieben – es ist das Schwerste von allem, ich wollte es nicht allein tragen. Es trifft sich wunderbar, du wirst mir helfen …«
     
     
     

Die vierte Reise oder Wie Trurl ein Femmefatalotron baute, um Prinz Bellamor von Liebesqualen zu erlösen, und wie es danach zum Babybombardement kam
     
    Eines schönen Tages, im ersten Morgengrauen, als Trurl noch im tiefsten Schlummer lag, klopfte jemand so heftig gegen seine Tür, als wolle er sie mit bloßen Fäusten aus den Angeln sprengen. Trurl schob den Riegel zurück, rieb sich den Schlaf aus den Augen und erblickte vor dem Hintergrund des fahlen Himmels ein gewaltiges Raumschiff. Es glich einem riesigen Zuckerhut oder einer fliegenden Pyramide. Aus dem Innern dieses Kolosses, der direkt gegenüber seinem Schlafzimmer gelandet war, trotteten lange Reihen schwer beladener Raumkamele, während pechschwarze, in Burnus und Turban gekleidete Roboter vor der Schwelle des Hauses zentnerschwere Lasten abluden; das ging so rasch, daß Trurl, ehe er sichs versah, durch zwei hohe Mauern prallgefüllter Säcke eingeschlossen war. Nur eine schmale Gasse blieb frei, und durch eben diese näherte sich ein Elektritter von bemerkenswerter Gestalt. Seine Diamantenaugen funkelten wie Sterne, er hatte die blitzenden Radarantennen keck nach oben gezwirbelt und den brillantenbesetzten Hermelinpelz lässig über die Schulter geworfen. Diese imposante Persönlichkeit zog ihren gepanzerten Hut und fragte mit volltönender, jedoch samtweicher Stimme:
    »Habe ich die Ehre mit Seiner Durchlaucht Trurl, dem hochwohlgeborenen und weisen Konstrukteur?«
    »Ja natürlich, das bin ich … möchten

Weitere Kostenlose Bücher