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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Thermoskanne kalten Tee und eine Flasche Wasser. Während ich das Brot in Stücke brach und auf Papiertücher legte, erzählte ich ihm von meinen Gedanken. Er aß schweigend, was ich ihm reichte.
    »Und, was willst du tun?«, fragte er schließlich.
    »Ich weiß es noch nicht. Aber ich werde etwas tun – wahrscheinlich muss ich es sogar, wenn ich am Leben bleiben will. Es wird wohl bedeuten, nach NuYu zurückzukehren. Hat sich dein Vater mit meiner Mutter getroffen, letzte Woche, als er auf See war?«
    »Ja.«
    »Hat er mit ihr über mich gesprochen?«
    »Nein. Er hat dir doch sein Wort gegeben, es nicht zu tun.«
    »Hat sie von mir gesprochen?«
    »Nein.«
    »Dann weiß sie entweder nicht, dass ich mich hier aufhalte, oder sie nimmt an, dass ich inzwischen tot bin.«
    »Aber irgendwer weiß, dass du hier bist.«
    »Ich drehe mich im Kreis«, knurrte ich.
    »Du musst meinen Vater nur bitten, deiner Mutter eine Nachricht von dir zu übergeben.«
    »Ob das klug ist?«
    Er verschlang einen Keks und trank einen Schluck Wasser. »Gute Frage.«
    Ich räumte die Reste unseres Mahls in den Korb und setzte mich wieder neben ihn. Er starrte zu den Wellen hinaus.
    »Warum bist du so muffig, Reb? Du hast deinen Auftrag ausgeführt, ich habe nicht geheult, ich verlange von dir nicht, irgendetwas für mich zu tun. Alles ist gut.«
    Er drehte sich zu mir. Sah mich an. Grüne Augen, Goldfunkeln darin.
    »Nichts ist gut. Überhaupt nichts. Alles ist durcheinander, Princess. Ganz entsetzlich und grässlich durcheinander. Und daran bist nur du schuld. Ach, verdammt!«
    Und damit beugte er sich über mich und küsste mich.
    Kein bisschen zärtlich oder sanft. Aber als meine namenlose Überraschung verflogen war, setzte ein Schwindel ein, wie ich ihn noch nie erlebt hatte.
    Schließlich ließ er mich los, und benommen blinzelte ich ihn an.
    »Bin nicht schuld«, krächzte ich.
    »Doch, bist du. Du liegst da plötzlich in diesem Nichts-Fummel neben mir und bist braun und riechst nach Blumen und schmeckst nach Pfirsich und, verflucht, ich will trainieren, ich will Wagenlenker werden, ich will Karriere machen, ich habe ein verdammtes Ziel. Ich kann keine Frau brauchen, die sich an mich klammert.«
    »Ich klammer nicht!«
    »Doch. Die ganze Zeit. Ständig. Jede Nacht klammerst du dich in meine Träume.«
    »Oh, entschuldige bitte, das habe ich nicht gewollt.«
    Mit einer hilflosen Gebärde strich er sich die feuchten Haare aus dem Gesicht. »Seit du im Heilungshaus so giftig darauf bestanden hast, dass man mich verarzten soll, Princess, seit diesem dreimal verdammten Augenblick wünsche ich mir … Ach, Mist.«
    Er küsste mich wieder, und diesmal schaffte ich es, die Arme um seinen Nacken zu legen und ihn zu mir hinunterzuziehen. Er war ein klein wenig sanfter, und seine Hände wanderten über meine Schultern zu dem Bandeau, das meine Brüste bedeckte. Nicht besonders gut bedeckte, wie ich feststellen durfte.
    Meine Haut begann überall zu prickeln, und auch meine Hände suchten seinen Körper. Spürten die festen, langen Muskeln seines Rückens.
    »Du klammerst auch«, flüsterte ich, als ich wieder Luft bekam.
    »Ich? Nein.«
    »Doch. Und nicht nur in meinen Träumen. Reitest du manchmal nachts am Strand lang?«
    Er stützte sich auf die Ellbogen und sah mich fragend an. »Ja, manchmal.«
    »Letzten Samstag auch?«
    »Ja.«
    »Ich habe dich gesehen. Auf einem grau-weiß gescheckten Pferd.«
    »Und du hast auf einer Mauer hoch oben über dem Meer gesessen.«
    »Ja.«
    »Seltsam, nicht wahr?«
    Ich fuhr ihm mit den Händen durch die wirren Haare. Er richtete sich ganz auf, und ich zupfte das Bandeau wieder zurecht.
    »Wir spät ist es eigentlich? Ich hab mal wieder vergessen, meine Uhr aufzuziehen.«
    Er langte in seine Kleider und zog eine Uhr hervor. »Gleich fünf. Komm, wir fahren nach Erquy, ein Eis essen.«
    »Gute Idee.«
    Es war besser, etwas Abstand zu wahren. Definitiv besser.
    Wir stellten den Wohnbus mitten auf dem Parkplatz vor der Kirche ab, und natürlich wurde er von den Passanten gebührend bewundert. Vor den Cafés und Bistros standen unter bunten Markisen Tische, und fast alle waren besetzt. Also nahmen wir Eis in Waffeln, um sie aus der Hand zu essen, und setzten uns auf den Rand des Brunnens, der fröhlich plätscherte. Reb erzählte von seinem Training, den Pferden und dem Leben in Alvars Haus. Er wirkte entspannter als die ganze Zeit zuvor, hatte den Arm um meine Taille gelegt und wollte von meinem Erdbeereis lecken,

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