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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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kriegen?«, ahmte ich ihn nach.
    »Schon. Die Gelegenheit ist günstig.«
    »Was hast du vor?«
    »Eine falsche Fährte legen.«
    »Und selbst abhauen.«
    »Richtig.«
    »Du willst auch in die Reservate?«
    »Soll nett sein dort, hat mir eine Princess erzählt. Und – zu zweit macht Reisen mehr Spaß.«
    Widerstreitende Gefühle tobten in mir.
    Sicherheit, Sauberkeit, Gewohnheit, mein Zuhause, ein langsames, medizinisch betreutes Sterben. Freiheit, meine Freundin, das Meer, der weite Himmel, Einsamkeit … meinen Frieden finden.
    Ich stand auf und wanderte langsam die weiß gekiesten Wege entlang. Reb blieb auf der Bank sitzen, offensichtlich auch in Gedanken versunken.
    Mein ganzes Leben lang war ich behütet worden, nie ohne Aufsicht gewesen. Reisen waren für mich nie infrage gekommen, meine Freunde hatte ich mir nie aussuchen dürfen. Wann immer ich auch nur einen kleinen Schritt in die Selbstständigkeit unternommen hatte, war ich durch Fürsorge oder Lügen davon abgebracht worden.
    Drei Wochen lang war mein Vater gestorben. Vielleicht blieben mir vier, weil ich jünger war als er damals, als die Krankheit bei ihm ausgebrochen war.
    Leben ist zäh, hatte Reb gesagt.
    Aber auch endlich.
    Vier Wochen – nur für mich.
    Noch einmal drehte ich eine Runde durch den Park. Als ich am Tempel vorbeikam, stand die Priesterin in der Tür.
    Dieses Schicksal zumindest blieb mir erspart.
    Reb saß noch immer reglos auf der Bank, als ich mich ihm näherte.
    Und meine Entscheidung war gefallen.
    Wenn er einen Weg fand, uns unbemerkt aus NuYu herauszubringen, würde ich mitgehen.

FLUCHTPLAN
    I ch hab einen Plan«, sagte Reb. »Verwirren wir sie. Bei dem ganzen Tamtam hier wird das nicht schwer sein.«
    »Was hast du vor?«
    »Dein Id vertauschen. Wir brauchen jemanden, der bewusstlos ist oder in Narkose liegt. Der schön ruhig und langsam atmet. Und dann einen zweiten auf einer anderen Station.«
    »Warum das? Ich kann doch ohne Id verschwinden.«
    »Hast du Geld?«
    Okay, wenn ich NuYu verlassen wollte, brauchte ich Geld. Die Reservate hatte zwar dieselbe Währung wie wir, aber dort, so hatte Hazel mir berichtet, zahlte man nicht mit Kreditchip, sondern mit Münzen und Scheinen. Ganz selten gab es die hier auch noch.
    »Wie komme ich an Geld?«
    »Mit einem Id. Ich kenne Tauschstellen.«
    »Aber mit dem Id von einem anderen ist das Diebstahl.«
    »Princess, du schenkst dein Id jemand anderem. Was meinst du, wie schnell dein Konto leer ist.«
    Weltfremd und doof, er hatte wohl recht.
    »Also gut. Und dann?«
    »Besorgen wir uns andere Klamotten. So können wir nicht durch die Stadt gehen.«
    »Da ist was dran. Die klauen wir dann auch, ja?«
    »Borgen, Princess!« Er grinste wieder. »Kannst sie ja zurückgeben.«
    »Mmpf.«
    Aber logisch war sein Vorgehen natürlich. Ich hatte sogar noch eine zusätzliche Idee. Sie war allerdings ziemlich grausig.
    »Suchen wir uns einen bewusstlosen Patienten und schleichen uns danach in die Pathologie. Die Ids der Toten werden erst nach zwei Tagen abgeschaltet.«
    Reb machte ein komisches Geräusch, halb Gurgeln, halb Krächzen.
    »Und kein Schwein kriegt die Panik, wenn ein Toter plötzlich aus dem Heilungshaus marschiert?«
    »Normalerweise vielleicht schon, aber sie werden genug zu tun haben, die Lebenden zu überwachen.«
    »Ist was dran. Dann wollen wir mal in das Haus der Heilung zurückkehren.«
    »Ich gehe in mein Zimmer.«
    »Okay. Ein Zimmer ist so gut wie das andere.«
    »Man hat vorhin zwei Verletzte dort untergebracht, wäre wohl nicht schlecht, wenn mein Id anzeigt, dass ich mich brav in meinem Zimmer aufhalte.«
    »Nicht ganz doof!«
    »Danke.«
    Es zeigte sich, dass die Idee wirklich nicht schlecht war. Auf zwei mobilen Betten lagen die beiden Patientinnen, von denen die Pflegerinnen vorhin gesprochen hatten. Bewusstlos die eine, mit Schläuchen und Sensoren an die Geräte angeschlossen, ein Auge verbunden, der Kopf mit einer Manschette stabilisiert. Die andere schlief offensichtlich tief und fest. Die leichte Bettdecke wölbte sich über ihrem fixierten Bein. Allerdings hatte sie die Beweglichkeit ihrer Arme nicht verloren, in ihrer Reichweite lag das Kästchen mit den Zitronenbonbons. Sie hatte es gründlich geplündert.
    Reb sah von der einen zur anderen, dann deutete er auf die Bonbondiebin.
    »Besser die. Bei der anderen würde der Alarm losgehen«, wisperte er. »Gib mir dein Id.«
    Ich löste das Armband, hielt es aber noch an meine Haut, damit es keinen

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