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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Civitas. Wir nennen sie Prex – Prekariat. Die Mitläufer und Nutznießer. Herdenvieh.«
    »Ja, aber … Aber sie sind doch friedlich?«
    »Meinst du. Sind sie aber nicht. Nur weil die Leute die Augen zumachen, wenn sie über uns herfallen, spricht keiner drüber.«
    »Aber Männer werden dazu erzogen, ihre Aggressionen unter Kontrolle zu halten.«
    »Scheint ja wohl nicht zu klappen.«
    »Raider-Groups – dann war das gestern nicht das erste Mal, dass es zu Schlägereien kam?«
    Er lachte verächtlich. »Oh nein.«
    »Aber warum?«
    »Weil wir Abschaum sind. Freiwild. Weil keiner sie zur Rechenschaft zieht, die jungen Herrchen. Weil man nichts dagegen hätte, wenn sie uns ausrotten würden.«
    Ob meine Mutter auch davon wusste? Und schwieg? Vermutlich durfte ich das inzwischen ebenfalls von ihr annehmen. Sie war nicht nur kühl, sie war kalt und berechnend, so, wie sie mich belogen und manipuliert hatte.
    »Dann wundert es mich, dass sie gestern darüber berichtet haben.«
    »Mich auch, Princess. Mich auch.«
    »Heute Morgen habe ich ein Interview mit Maie gesehen, der Chefin der Amazonen. Der ölige Delbert hat behauptet, ihr hättet eine junge Frau der Civitas angegriffen.«
    »Quatsch. Wir waren … einkaufen. Sie haben uns aufgelauert und überfallen, zwölf gegen fünf.«
    »Und das Mädchen?«
    »Ein Lockvogel. Sie hat gekreischt, ich hätte sie angefasst. Hab ich aber nicht.«
    »Sie war verletzt!«
    »Einer der Raider hat sie geschubst.«
    Ich dachte an das Interview mit Maie. Jetzt wurde mir ihre Zurückhaltung verständlicher. Sie musste die wahre Lage durchschaut haben.
    »Warum haben die Amazonen auf euch geschossen?«
    »Haben sie gar nicht. Sie haben versucht, uns auseinanderzubringen.«
    »Eine hat dich getreten.«
    »Ja, kommt vor.«
    »Absichtlich.«
    »Shit happens.«
    »Die Sanitäterinnen haben dich ignoriert.«
    »Klar.«
    »Wie bist du dann hier gelandet?«
    Er machte eine verstockte Miene und schwieg.
    »Warum kannst du nicht mehr zu deinen Leuten zurück?«
    Er starrte auf einen landenden Hubschrauber. Seine Hände waren wieder zu Fäusten geballt. Es war offensichtlich noch mehr geschehen.
    »Hast du irgendeinen Mist gebaut, Reb?«
    Schulterzucken.
    Irgendeinen Mist, genau!
    Die letzte Szene kam mir in Erinnerung. Er lag am Boden, hatte Schmerzen. Große Schmerzen. Und dann hatte er jemanden erkannt. Er hatte sich aufgerichtet und etwas gerufen.
    Er hatte »Mama!« gerufen, und Bonnie hatte ihn deswegen einen Jämmerling genannt.
    Gegen Mütter hatte er etwas.
    War unter den Amazonen oder den Sanitäterinnen seine Mutter gewesen?
    Hatte sie ihn im Dreck liegen lassen?
    Oder hergebracht?
    »Wer ist deine Mutter?«, fragte ich leise.
    »Eine Schlange!«, zischte er und wollte wieder ausspucken. Aber er hielt sich im letzten Moment zurück.
    Dann straffte er die Schultern und atmete tief ein. »Jetzt hast du meinen Müll gehört. Und nun, Princess?«
    Damit hatte er mich wieder auf den Boden zurückgeholt. Die ganze Wucht meines Schicksals brandete in einer riesigen Welle gegen mich.
    »Nun? Keine Ahnung. Was tut man, wenn man weiß, dass man nur noch wenige Wochen zu leben hat?«
    »Das, was einem gefällt.«
    Der letzte Hubschrauber war gelandet, die Ambulanzen kamen nur noch in großen Abständen. Die Ruhe im Park kehrte zurück.
    Im Heilungshaus aber würde die Hölle los sein. Und nicht nur heute. In dem Trubel brauchte ich nicht zu bleiben. Ich konnte nach Hause gehen. Wo ich starb, war letztlich egal.
    Aber ich wollte nicht zu meiner Mutter zurück. Der Groll auf sie verätzte mir die Seele.
    »Ich möchte meine Freundin wiedersehen«, entfuhr es mir.
    »Die in den Reservaten?«
    »Ja.«
    »Dann tu das.«
    Ich schnaubte. »Wie wohl? Glaubst du, meine Mutter würde mich nur einen Schritt aus dem Haus gehen lassen?«
    »Dann geh ohne ihre Erlaubnis.«
    Ich tippte auf das Armband mit dem Id. »So schnell kann ich gar nicht laufen, wie sie mich wieder eingefangen hätte.«
    Er nickte. »Werd’s los.«
    »Witzbold.«
    »Hey, ich krieg’s seit Jahren ohne so ein Ding gebacken.«
    »Du bist ja auch keine verwöhnte Elitezicke.«
    Er grinste plötzlich. »Wie wahr!« Dann wurde er wieder ernst. »Du kennst also jemanden in den Reservaten, der dich aufnimmt?«
    »Ich bin sicher, Hazels Familie würde das tun.«
    »Mhm. Würdest du so lange durchhalten, bis du dort bist?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht. Wenn ich bald aufbrechen könnte.«
    »Heute oder morgen?«
    »Würdest du das auch gebacken

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