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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Datenausfall gab.
    Und dann bewunderte ich Rebs Fingerfertigkeit, mit der er das mit Strasssteinen besetzte Plastikarmband löste. Das Mädchen rührte sich nicht.
    Sehr langsam ließ ich mein Id auf ihre Haut gleiten, während Reb ihres auf meinen Arm legte. Dann machte er den Verschluss des Goldarmbands zu und ich den des billigen Talmischmucks.
    »Raus hier!«
    »Mein KomLink!«
    »Hierlassen. Du brauchst es nicht mehr.«
    Wir traten wieder auf den Gang. Pflegerinnen eilten mit Tabletts, Medikamenten und KomPads an uns vorbei. Sie beachteten uns nicht.
    »Wo werden die Toten abgestellt?«, fragte Reb leise.
    »Pathologie. Im Keller.«
    Ich wandte mich zum Lift, aber er zerrte mich am Ärmel zur Treppe. Er lief so schnell, dass ich ins Keuchen geriet, und erst als wir unten angelangt waren, holte ich ihn wieder ein. Er hatte sich hinter einer Milchglastür an die Wand gedrückt und gab mir ein Zeichen, es ihm gleichzutun. Aus dem Aufzug wurde eine weitere Bahre geschoben, ein graues Tuch bedeckte die darauf liegende Gestalt.
    Mir wurde mulmig, mein Magen wollte sich verknoten. Auf was hatte ich mich bloß eingelassen?
    Die Pfleger betraten wieder den Aufzug, und Reb winkte mir.
    Es musste zahlreiche Todesopfer gegeben haben, weitere fünf Bahren standen hier mit ihrer leblosen Fracht.
    »Schnell, bevor weitere kommen.«
    Reb hob eines der Tücher, erbleichte, ließ es fallen und ging zur nächsten Bahre. Dort entfernte er mit schnellen Bewegungen das Lederarmband, ich reichte ihm mein Id. Er legte es dem Toten auf die Brust.
    Das leise Surren des Aufzugs war zu hören, wir huschten durch die Tür, die Treppen hoch.
    Auf dem zweiten Absatz musste ich luftschnappend innehalten.
    »Los, Princess. Schnell!«
    »Kann nicht!«, keuchte ich.
    »Du musst!«
    »Verdammt, du hast mir keine Befehle zu geben.«
    »Ach nein? Okay, dann bleib hier.«
    Er nahm zwei Stufen auf einmal.
    Ich kochte vor Wut. Was bildete der Schnösel sich ein? Männer hatten zu gehorchen, nicht zu befehlen!
    Ich hetzte hinterher, schon deswegen, weil ich ihm die Haut abziehen wollte.
    Er drehte sich um, als er meine Schritte hörte. Blieb stehen, öffnete mit einer erstaunlich eleganten Bewegung die Tür und säuselte: »Euer Diener, Herrin!«
    »Ach, halt die Klappe«, schnaufte ich.
    »Klamotten. Wo?«
    »Personalgarderobe.«
    »Weißt du, wo die ist?«
    »Ich kenne mich hier genauso gut aus wie bei uns zu Hause – bin ja oft genug hier zu Gast«, grummelte ich und wies ihm den Weg. Das Personal, das uns begegnete, schenkte uns weiterhin keine Beachtung. Vermutlich waren alle, die sich noch auf ihren eigenen Beinen bewegen konnten, derzeit keines Blickes würdig. Umso besser.
    Diesmal ging ich voran, folgte den langen Gängen, wandte mich, ebenfalls den Aufzug meidend, zur Treppe und wies dann in einem Flur auf zwei Türen.
    »Da die Männer, dort die Frauen.«
    »Männerklamotten, auch für dich.«
    Reb öffnete die Tür einen kleinen Spalt, spähte hinein und machte sie dann ganz auf.
    »Alles klar. Komm.«
    Ich huschte hinein.
    Reb hatte schon einen Spind aufgemacht und wühlte eine dunkle Hose, eine braune Tunika und eine ärmellose Weste hervor. Ich wusste nicht recht, was ich machen sollte. Er aber griff an einen Wandhaken und reichte mir einen langen schwarzen Ledermantel und einen grünen Schal.
    »Wickel den um deine Haare.«
    Ich tat es und zog den Mantel an. Er reichte mir bis an die Fersen und war etwas zu weit an den Schultern, aber es ging.
    Reb zog die Hose seiner Heilungstracht aus, und ich drehte mich um. Seine langen, sehnigen Beine wollte ich mir nicht anschauen, aber im Spiegel über dem Becken erblickte ich dann doch seinen mageren Oberkörper. Seine Schulterknochen standen hervor, und seine Arme waren ebenfalls lang und sehnig.
    »Ich brauche Schuhe«, meinte ich, um mich abzulenken.
    »Kriegst du. Aber erst einmal müssen wir hier raus.«
    Er setzte eine Kappe auf und schob mich aus der Tür.
    »Hinterausgang?«, fragte er.
    »Besser Hauptausgang. Da ist mehr Betrieb. Nur musst du aufpassen, ohne Id wird ein Alarm losgehen.«
    »Hätte ich mir auch eins von den Toten borgen sollen«, knurrte er. »Na, egal, die Verwirrung wird uns einen Vorsprung verschaffen.«
    Es war tatsächlich so, dass das Foyer von Menschen wimmelte. Angehörige, Leichtverletzte, Amazonen und Sanitäterinnen versuchten Auskünfte einzuholen oder zu erteilen. Kinder weinten, zwei Männer redeten hysterisch auf eine Ärztin ein, eine Frau an Krücken

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