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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Rebs Führung nie gefunden hätte. In einem der zahlreichen Hügel, vermutlich die Trümmer alter Gebäude, gab es eine von wilden Rankgewächsen überwucherte Höhle, die in einen gemauerten Gang mündete. Dunkel zunächst, aber von Rebs Stablampe erhellt, folgten wir ihm einige Stufen nach oben und endeten an einer schweren Stahltür.
    Sie schwang lautlos auf, als Reb davorstand und seine Hand auf eine Sensorfläche legte.
    Wieder war ich überrascht – es musste eine ausgefeilte Technik dahinterstecken, denn offensichtlich hatte er sich durch seinen Handabdruck zu erkennen gegeben. Zugangsberechtigungen wurde normalerweise über die Ids gesteuert, in denen bestimmte Codes gespeichert waren. Aber Ids gab es hier ja nicht.
    Wir traten ein, und ich staunte. Der Raum hatte weiße Wände, einen weißen Boden, alles wirkte klinisch rein, die Beleuchtung war taghell, und leise summte eine Klimaanlage. Nichts, aber auch gar nichts war hier so primitiv wie in der alten Tiefgarage, die den Subcults als Unterkunft diente.
    Reb wandte sich einer der zahlreichen Türen zu, ein kleines Klicken ertönte, und er drückte sie auf.
    »Hi, Cam!«
    »Reb! Hast du meine Nachricht schon bekommen? Das ging aber schnell.«
    »Nein, ich habe keine Nachricht erhalten – ich bin aus anderen Gründen gekommen.« Er drehte sich um und bedeutete mir mit einer Geste einzutreten.
    Ein langer sandfarbener Zopf hing über den breiten Schultern unter einem engen schwarzen Trikot. Er schwang herum, als der Mann sich auf seinem Arbeitssessel zu mir umdrehte.
    Eine der dunklen, geraden Brauen hob sich leicht, das war aber auch alles, was sich an Überraschung in seiner Miene widerspiegelte.
    »Hierhin also bist du verschwunden«, stellte Ole MacFuga trocken fest.
    »Mach den Mund zu, Princess«, meinte Reb. »Das ist Cam. Täusche ich mich, oder kennt ihr euch?«
    »In einem anderen Leben in anderer Gestalt – vielleicht«, sagte Ole. »Hier treffen wir uns zum ersten Mal. Ich bin Cam. Und du eine von Rebs Prinzessinnen.«
    Das war keine höfliche Vorstellung, das war ein Befehl, seinen Namen nicht zu nennen.
    Ich nickte. Mir fehlten sowieso die Worte.
    Ole MacFuga, der trottelige Stallbursche der Wagenlenker, mit dem ich noch vor vier Tagen auf meinem Ball Konversation betrieben hatte, ein geachtetes Mitglied der Electi, wenn auch nicht ganz so konform, wie man sich junge Männer in unseren Kreisen wünschte.
    Er saß an einem riesigen Tisch, vollgestellt mit hochtechnischen Kommunikationsgeräten, die er ganz offensichtlich virtuos beherrschte.
    So viel zu trottelig.
    »Hast du sie entführt, Reb?«
    »Nein, sie hat mir geholfen, und ich bezahle meine Schuld.«
    »Ah, dein Auftritt in den Nachrichten.«
    »So ungefähr.«
    »Setzt euch und erzählt.«
    Ich hockte mich auf einen weißen Hocker auf Rollen, Reb zog sich einen einfachen Stuhl heran und berichtete knapp und präzise, was seit jenem Moment passiert war, als ich ihn auf dem Gang im Heilungshaus gefunden hatte. Ich hielt den Mund und konnte einen Anflug von Bewunderung nicht unterdrücken. Reb mochte gewöhnlich eine Schnodderschnauze haben, eine derbe Sprache pflegen, auf den Boden spucken und zu Gewalttätigkeiten neigen – er konnte eine Lage jedoch auch glasklar und in prägnanter Kürze darstellen.
    »Stimmt das so, Junora?«, fragte mich Cam, nachdem Reb geendet hatte. »Du leidest an einer Krankheit, an der du in drei, vier Wochen sterben wirst, und vorher möchtest du eine Freundin in den nordwestlichen Reservaten besuchen?«
    »Genau so ist es.«
    »Cool.«
    »Ähm – bitte?«
    »Ungewöhnlich für eine Junora.«
    »Na und?«
    »Sie suchen dich. Bisher hat noch niemand eine Spur gefunden. Aber das prüfe ich gleich noch mal nach. Reb, ich brauche dich als Kurier.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Wird entweder allein reisen oder dich ins südliche Reservat, nach Mallorca, begleiten. Ist auch eine schöne Landschaft – Meer, Strand, Palmen. Und etwas wärmer als im Norden ist es auch.«
    »Aber Hazel lebt im nordwestlichen Reservat. Dort kenne ich wenigstens jemand, dem ich vertraue.«
    »Allein reisen sollte sie nicht. Vor allem, wenn sie schon gesucht wird«, stand mir Reb unerwartet bei. »Worum geht es denn bei dem Kurierauftrag?«
    Cams helle Augen musterten mich einen Augenblick. »Willst du irgendwann zurück zu deiner Mutter, Junora?«
    »Nein. Ich sterbe in drei Wochen.«
    Wieder hob sich nur ganz leicht seine Braue. »Also nicht zurück, auch falls du am Leben

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