Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)
bleibst?«
»Auch dann nicht.«
»Ist auch besser so. Dann hör zu. Aber solltest du dich, nachdem du gehört hast, was hier vorgeht, doch entscheiden zurückzugehen, dann wird dein Leben keine drei Wochen mehr dauern, klar?«
»Du bist ganz schön von dir eingenommen, was?«, fauchte ich ihn an.
»Ist er nicht«, sagte Reb kurz.
Ich sah von einem zum anderen, und etwas sagte mir, dass beide es bitterernst meinten.
Zwei junge Männer, so ganz anders, als ich sie gewohnt war. Nicht nur körperlich unterschieden sie sich von der üblichen männlichen Bevölkerung. Reb war groß, sehnig, mager, Cam ebenso groß, aber muskulös. Und beide strahlten sie Selbstbewusstsein, Zielstrebigkeit und Energie aus.
Senor Cassius hatte versucht, mir verständlich zu machen, dass Männer einst die Macht hatten. Ich würde vielleicht später darüber nachdenken, aber im Augenblick war es mein Ziel, zu Hazel zu kommen. So einfach.
»Also gut. Soll ich einen Schwur leisten?«
»Nein, Princess. Nur die Klappe halten.«
»Reb, charmant wie immer«, murmelte ich. Und Cam grinste plötzlich.
»Er hat das gewisse Etwas, unser Reb.« Dann wurde er wieder ernst. »Es bahnt sich etwas Großes an. Ich hole ein wenig aus, damit du es verstehst, Princess.«
»Dann los.«
»Seit der Großen Pandemie sind dank intensiver Forschung, Einhaltung von Hygienemaßnahmen und flächendeckender Impfung und Überwachung der Bevölkerung die ansteckenden Krankheiten in NuYu so gut wie verschwunden, richtig?«
Ich nickte.
»Dennoch kommt es immer wieder zu Infektionsherden, von denen aus sich verschiedene Viren verbreiten.«
Ich nickte nochmals. Ein-, zweimal im Jahr wurde von solchen Krankheitsausbrüchen irgendwo in NuYu berichtet. Dann wurden besondere Impfaktionen ausgerufen und die Betroffenen unter Quarantäne gestellt. Aber – und das brachte mir gerade einen Erkenntnisschub – jedes Mal wurde als Ausgangsort ein Gebiet genannt, in dem Subcults Unterschlupf gefunden hatten.
»Man kümmert sich ja auch nicht um die Subcults. Sie haben keinen Zugang zur medizinischen Versorgung, nicht wahr?«, beendete ich laut meine Gedanken.
»Genau, man gibt den Subcults die Schuld an der Entstehung dieser Seuchen.«
»Na ja, die hygienischen Bedingungen … «
»Sind nicht sonderlich gut, ich weiß. Was die Schuldzuweisung einfach macht. Wir haben über Jahre hinweg diese Vorfälle dokumentiert und dabei einige erstaunliche Zusammenhänge festgestellt. Es sind immer neue, aggressivere Mutationen der herkömmlichen Viren, die die Menschen in der Subcultura befallen. Doch dank unserer großen Pharmakonzerne ist sogleich auch ein passender Impfstoff zur Hand, der in der Civitas eingesetzt wird und somit eine pandemische Ausbreitung verhindert.«
»Wer ist ›wir‹?«, fragte ich Cam.
»Eine seit Langem bestehende Gruppe, mehr musst du nicht wissen, Princess.«
Wieder nickte ich und ergänzte: »Eine Gruppe, die offensichtlich die Subcults doch mit Impfstoffen versorgt, nicht wahr?«
»Das hast du also schon mitbekommen.«
»Jörg kam gestern zu uns«, warf Reb ein.
»Daher. Gut.«
»Ich frage besser nicht nach, woher der Impfstoff stammt.«
»Richtig, das fragst du besser nicht. Aber frag dich mal, woher die mutierten Viren stammen.«
Heilige Mutter!
Die Mumpserreger, die die Große Pandemie ausgelöst hatten, waren aus den Laboren der Hersteller biologischer Kampfstoffe entwichen. Dort hatte man mit zunächst harmlosen Viren experimentiert, damit die ausgelöste Krankheit einen lebensbedrohenden Verlauf nahm. Man hatte die perverse Vorstellung, mit ihnen mögliche Feinde außer Gefecht zu setzen. Man – Männer hatten das getan. Skrupellose, verrohte, unmenschliche Männer.
Mir stockte der Atem. »Gibt es etwa noch immer biologische Waffen?«
»Sieht ganz danach aus, oder? Und ihr Einsatz wird seit Jahren getestet. An den Subcults. Wir haben an der U-Bahn-Station Alice-Schwarzer-Platz die Quelle ausfindig machen können. Diesmal galt der Anschlag euch, Reb.«
»Was dann wohl auch die Schlägerei mit den Raider-Groups dort erklärt.«
»Vermute ich auch.«
Mir kam noch ein ungeheuerlicher Gedanke, und ich sprach ihn zögernd aus: »Und der die Berichterstattung über die Aggression der Subcults von dem öligen Delbert erklärt.«
»Auch da könnte ein Zusammenhang bestehen. Man will auf die Gefährlichkeit der Ausgestoßenen aufmerksam machen.«
»Wer, Cam? Wem liegt was daran?«
»Wir haben verschiedene Verdachtsmomente, aber
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