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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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beschrieben.
    »Ja, Reb, sie ist Ihnen ähnlich. So, und nun überlasse ich euch euren Zankereien. Ich muss sehen, dass ich nach Hause komme, bevor sie die Zugänge dichtmachen. Danke für Ihre Mühe, Reb.«
    Erstaunlicherweise erhob Reb sich höflich und begleitete den Alten zum Ausgang. Als er wieder zurückkam, hatte er zwei Äpfel dabei. Einen reichte er mir.
    »Danke.«
    »Es wäre besser, wenn du auch zurückgehen würdest, Princess«, meinte er ruhig.
    Ich blieb ebenso ruhig und biss in meinen Apfel. Dann antwortete ich: »Reb, ich mag ein wenig panisch reagiert haben, da im Heilungshaus, aber … Ich weiß nicht, es ist zwar grässlich hier, aber langweilig ist es nicht. Ich habe so wenig erlebt in meinem bisherigen Dasein. Ich hab noch drei Wochen, um wenigstens etwas davon nachzuholen. Hilf mir, in die Reservate zu kommen. Es ist mir ernst damit.«
    Er nickte. »Gib mir einen Tag Zeit, Princess. Es ist ein weiter, beschwerlicher Weg, und – na ja – mir tun die Knochen noch weh.«
    »Ich hätte mehr von den Schmerzmitteln mitnehmen sollen.«
    »Was nützt das schon? Es muss von alleine vergehen. Leben ist zäh, Princess. Auch deines.«
    Vielleicht. Zumindest hatte ich heute nicht unter Schwindelanfällen gelitten. Ich aß meinen Apfel auf, nagte das Gehäuse ab und warf es in den Eimer, wie Reb es zuvor mit seinem getan hatte.
    »Johanne hat gesagt, du sollst mich zu Cam bringen.«
    »Das werde ich auch. Übermorgen, einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    Zufrieden mit dem, was ich erreicht hatte, wies ich auf die Bücher.
    »Woher hast du die?«
    »Mein Job. Ich gehöre zu den Aufräumern. Wenn irgendwo in den Vierteln der Civitas oder der Electi Häuser entrümpelt werden sollen, dann beauftragt man oft uns damit. Das ist ziemlich einträglich. Man findet viel Brauchbares unter dem Müll. Einige von uns sammeln Metalle ein, andere elektronische Geräte, Bilder oder Geschirr. Ich habe ein Auge für Bücher. Und Leute, die sie kaufen.«
    »Du bekommst Geld dafür?«
    »Sicher. Für manche Leute sind solche Sachen wertvoll.«
    Er räumte die restlichen Bücher in eine Kiste und zog die Decken über die Matratze.
    »Es ist spät, Princess. Ich hau mich hin. Sei nicht so stur, und leg dich heute Nacht auf die Matratze, sonst bist du morgen genauso lahm wie ich. Keine Sorge, ich tu dir nichts.«
    »Mhm.«
    Aber er hatte wohl recht. Als ich vom Nassraum zurückkam, zog er sich gerade die Tunika über den Kopf und kämpfte mit den Ärmeln. So entgingen mir die blauen, grünen und roten Flecken auf seinen mageren Rippen nicht. Mir entging aber auch nicht das Glitzern von Gold und Silber auf seiner Brust. Wie gebannt starrte ich auf den Anhänger, der an einem Lederband baumelte.
    »Schöner Anblick, was?«
    »Hinreißend, Reb. Mir wird schon ganz schwach«, gelang es mir zu spötteln. »Von wem hast du diesen hübschen Schmuck geborgt?«
    Er fasste nach dem Anhänger. »Nicht geborgt, das ist ein Geschenk.«
    »Von einer deiner zahllosen Prinzessinnen?«
    »Sie überhäufen mich förmlich damit, Junora.«
    »Pfft.«
    Ich wandte mich ab, um meine Seidentracht anzuziehen. Reb hatte sich in seine Decke gerollt und war ganz an die Wand gerückt. Ich setzte mich ebenfalls auf die Matratze und zog eine Decke zu mir.
    »Wie macht man das Licht da aus?«, fragte ich und wies auf das Glühlämpchen.
    »Gar nicht.«
    »Mich stört es aber.«
    »Mich nicht. Mach die Augen zu.«
    Da waren wir also wieder an einer Stelle angelangt, an der mit ihm nicht zu diskutieren war. Also rollte ich mich auf die Seite und zog mir die Decke über den Kopf.

AMULETTE
    R ebs Atemzüge waren tief und regelmäßig. Warum hatte ich dennoch das Gefühl, dass er hellwach war? Wach und angespannt.
    Das Wissen darum hinderte mich, obwohl ich wirklich erschöpft war, daran, selbst einzuschlafen. Die Geräusche um uns herum wurden leiser, das Ticken der Uhr lauter. Von nebenan erklang lautes Schnarchen.
    Ich fühlte mich auf der linken Seite nicht wohl, die Decke kratzte mich, das Kopfpolster drückte auf meine Wange. So vorsichtig wie möglich drehte ich mich auf die andere Seite.
    Reb hatte die Decke bis unter die Achseln hochgezogen und wieder die Arme über der Brust gekreuzt. Völlig reglos lag er neben mir. In seiner Halsgrube schimmerte der Anhänger an einem dünnen Lederband. Ich richtete mich vorsichtig auf, um ihn zu betrachten. Ein silberner Kreis, etwa drei Zentimeter im Durchmesser, mit einem verschlungenen Muster verziert. Darin ein

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