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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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anscheinend nicht damit, Antoine schien sogar eine persönliche Beziehung zu seiner Déesse , seiner Göttin, entwickelt zu haben. Er sprach wie ein Liebhaber von ihr, wenn er ihre Schönheit und Leistungsstärke pries. Ich bemerkte hin und wieder an dem kleinen Zucken von Rebs Mundwinkel, dass er ähnlich amüsiert darüber dachte wie ich. Trotzdem unterhielt er sich mit dem jungen Mann fachmännisch über Straßenlage und Benzinverbrauch, Keilriemenverschleiß und das Reinigen der Zündkerzen. Woher auch immer er seine Kenntnisse darüber erworben hatte.
    Es lenkte ihn vor allem davon ab, sich zu fragen, wohin wir eigentlich fuhren.
    Ich hingegen beobachtete die Landschaft und die Orte, die wir durchquerten. Hübsche kleine Dörfer, deren Häuser aus grauem Stein gebaut und deren Dächer mit schwarzem Schiefer gedeckt waren. Viele Bewohner hatten die hölzernen Fensterläden und Türen bunt gestrichen, rote, weiße, gelbe und lachsfarbene Stockrosen bildeten ebenfalls fröhliche Farbkleckse an den grauen Mauern, die dicken Ballen der Hortensienblüten leuchteten blau, weiß und rosa aus dunkelgrünem Blattwerk. Vor manchen Türen lagen träge Hunde in der Sonne, von mehr als einer Gartenmauer folgte uns der Blick einer mageren Katze. An Wäscheleinen flatterten Hosen, Hemden, bunte Handtücher, aus geöffneten Fenstern streckte uns wild gemusterte Bettwäsche die Zunge heraus.
    Dann kamen lange Strecken, auf denen wir durch Felder und Weiden fuhren, zwischen denen vereinzelte Gehöfte standen. Traktoren wirbelten Staub auf, Kühe und Pferde grasten friedlich, Wassersprenger verteilten ihr Nass über das Gemüse, das hier angebaut wurde.
    Und schließlich erhaschte ich sogar einen Blick auf das sonnenglitzernde Meer, auf dem einige weiße Segel blinkten.
    Antoine bog von der breiten Straße ab und folgte einem schmalen, asphaltierten Weg.
    »Wohin fährst du?«, fragte Reb plötzlich misstrauisch.
    »Abkürzung!«
    Ich jaulte auf.
    »Oh, nein!«, protestierte Reb ebenfalls.
    »Keine Angst, keine Angst, wir sind gleich da.«
    »Ja, aber … «
    »Er scheint sich auszukennen, Reb. Und wir sitzen in einer Limousine, nicht auf einem Motorrad«, versuchte ich ihn abzulenken. Natürlich hatte er sich die Strecke auf seiner Karte angesehen, und in Fréhel wären wir nach seinen Berechnungen erst in zwei, drei Stunden eingetroffen. Aber schon kam ein großes, lang gestrecktes Haus mit einem Rundturm in Sicht, und Antoine durchfuhr das geöffnete Tor.
    »Verdammt, wo sind wir hier?«
    »In Cléder, denke ich.«
    »Princess, was soll das?«
    »Eine Überraschung!«
    »Antoine, sofort zurück auf die Straße!«
    »Gleich, gleich, muss hier tanken.«
    »Das ist keine Tankstelle, du Idiot.«
    »Ich muss den Reifen wechseln!«
    »So ein Quatsch!«
    »Und den Keilriemen überprüfen.«
    »Mann, hör auf!«
    Ich sah im Rückspiegel, dass Antoine bis über beide Ohren grinste. Dann hielt er auf dem gekiesten Platz vor dem Haus an und würgte den Motor ab.
    »Maschine kaputt!«
    Ich machte die Tür auf und stieg aus.
    Und aus der Haustür trat ein Mann. In schwarzem Shirt, schwarzer Hose. Graue, sehr kurz geschnittene Haare, ein ebenfalls sehr kurz geschorener grauer Bart, sonnengebräunt, groß und mit mächtigen, breiten Schultern.
    Ich ging auf ihn zu.
    »Junora Kyria?«
    »Monsieur Alvar!«
    Das schiefe Grinsen ließ keinen Zweifel daran, wer er war.
    Ich drehte mich um. Auch Reb war inzwischen ausgestiegen, lehnte aber wie gelähmt am Kotflügel des Autos. Alvar wandte sich von mir ab und ging mit wenigen großen Schritten auf ihn zu.
    Mit welchen Worten er ihn begrüßte, konnte ich nicht hören. Ich sah nur, dass Reb steif und misstrauisch die Schultern hochzog und seine verschlossenste Miene aufgesetzt hatte. Doch dann tat sein Vater etwas, das er wohl nicht erwartet hatte. Er breitete die Arme aus und zog seinen Sohn an sich.
    Ich betrachtete die blühenden Hortensien neben der Tür und maß meinen Blick mit einer sandfarbenen Katze, die hochmütig auf der Fensterbank thronte. Die Katze gewann spielend.
    Als ich mich wieder umdrehte, hatte Reb seine steife Abwehr aufgegeben, sein Kopf lehnte an der Schulter seines Vaters. Die beiden waren gleich groß, doch Reb so viel hagerer.
    Antoine gab mir ein Zeichen, und ich nickte. Er holte unser Gepäck aus dem Wagen, setzte sich ans Steuer, winkte mir zu und rauschte davon.
    Reb löste sich von seinem Vater und sah der Staubwolke nach.
    Ich ging auf die beiden zu.
    »Verzeihen Sie,

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