Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)
leichtsinnig, und du wurdest gezeugt. Ich war darauf einigermaßen stolz, auch wenn sie es mir verübelte. Dennoch ließ sie sich überreden, dich zur Welt zu bringen.«
Reb nickte nur.
»Ich fuhr weiter von Sieg zu Sieg, aber dann geschah ungefähr ein Jahr nach deiner Geburt etwas, das meine Welt aus Siegeslorbeeren und Bewunderung zusammenbrechen ließ. Mein bester Freund wurde umgebracht. Er gehörte damals schon zu einer Gruppe, die sich für mehr Rechte der Männer einsetzte. Vor allem kämpfte sie gegen die medikamentöse Beeinflussung der jungen Männer und die Ungleichheiten im Bildungssystem. Bei dieser Arbeit ist er auf einige üble Machenschaften gestoßen. Bevor er sie publik machen konnte, wurde er ermordet.«
»Von wem?«
»Wir haben versucht, es herauszufinden, aber die Spuren waren sauber verwischt worden. Dennoch, für mich war das der entscheidende Augenblick, in dem ich erkannte, dass ich aus meinem Leben mehr machen sollte, als mit einer Quadriga von Pferden durch die Arena zu hetzen. Ich schloss mich ebenfalls dieser Untergrundorganisation an und lernte eine erstaunliche Welt hinter der schönen Fassade des NuYu kennen.«
»Ich verstehe«, sagte ich leise.
»Sie haben auch Einblick in die Subcultura erhalten, Mademoiselle?«
»Es hat sie ziemlich aus den Puschen gehoben, was, Princess?«
»Warum nennst du Mademoiselle Kyria nur immer Princess, Reb?«
Bevor Reb antworten konnte, antwortete ich schnell: »Weil er alle Mädchen so nennt, das ist einfacher für ihn, als sich die Namen zu merken. Ich mache es mir also ebenfalls einfach und nenne alle uncharmanten Lümmel Reb.«
»Der Punkt geht an Mademoiselle!«
»Sie, Monsieur Alvar, dürfen mich Kyria nennen. Und sagen Sie doch bitte Du.«
»Ich danke dir, Kyria, aber nur, wenn du auch bei mir den Monsieur fortlässt. Reb darfst du gerne weiterhin einen uncharmanten Lümmel nennen.«
»Ich habe dich aus den Fängen der Ärzte, deiner Duenna, den Subcults und der grässlichen Reisegruppe befreit, Princess. Ich wusste nicht, dass dir Charme wichtiger ist. Sonst hätte ich Junor Berti einen Tipp gegeben. Er steht ja auf Edelzicken.«
Ich knurrte.
»Der nächste Punkt geht an Reb, denke ich, auch wenn mir Junor Berti nicht bekannt ist. So, aber da nun Punktgleichstand herrscht, können wir die Revanche vielleicht auf später verschieben?«
»Entschuldigung«, sagte ich. Reb schob sein Glas auf dem Tisch hin und her.
»Gut. Ich lernte einige recht interessante Männer kennen, die ebenfalls die Missstände des Systems untersuchten, und gemeinsam machten wir uns daran, die Hintergründe des Mordes zu erforschen. Es war eine mühsame Arbeit, denn wir konnten nicht die üblichen Kommunikationswege nutzen. Allerdings gab es einige begabte Computerspezialisten unter uns, die nach und nach ein eigenes Netzwerk aufbauten, sodass es nach einigen Jahren leichter wurde, unentdeckt an brisante Informationen zu gelangen. Ein paar von uns betrieben auch Maulwurfsarbeit in Unternehmen, andere in den politischen Gremien. Meine Aufgabe war es, die Sicherheitskräfte zu beobachten, um herauszufinden, ob sie uns auf die Spur kamen.«
»Maie«, sagte ich.
Alvar nickte.
»Ja, Maie. Ich hatte das Glück, dass sie meinem Charme erlag. Und vielleicht das Pech, dass ich dem ihren erlag. Zwei Jahre lang war sie meine Geliebte, ohne dass sie wusste, welches Doppelspiel ich trieb. Durch sie aber erfuhr ich, wenn auch fast erst im allerletzten Moment, dass eine Razzia geplant war. Wir hatten uns zwar auf einen solchen Fall vorbereitet, aber alles musste plötzlich sehr schnell gehen. Also blieb uns nichts anderes übrig, als alles zu vernichten, was wir an Beweismitteln in unserem Quartier gesammelt hatten. Es war ein Lagerhaus in der alten Bürostadt. Kurz bevor die Amazonen mit den Vigilanten das Gebäude stürmten, zerstörten wir unsere Ids und zündeten die Halle mit all den Computern, Akten und Datenträgern an. Ich war gerade dabei, ein weiteres Feuer zu legen, als Maie in den Raum kam. Sie erkannte mich, stand einen Augenblick wie vom Donner gerührt unter den brennenden Balken. Einer brach herunter und begrub sie unter sich. Ich zerrte sie heraus, löschte ihre Kleider, schleppte sie ins Freie. Wir hatten nicht viel Zeit, Reb. Ich musste verschwinden. Deshalb drückte ich ihr mein Amulett in die Hand und bat sie, sich um dich zu kümmern. Dann schaffte ich es gerade noch, in unseren Fluchttunnel zu entkommen und den Eingang hinter mir zu
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