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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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geantwortet.
    Ja, ich hätte mich wahrhaftig gewundert. Ich wunderte mich noch immer. Er war der Sohn der Hohepriesterin und eines berühmten Wagenlenkers. Sie stammte aus der Gruppe der Electi. Wäre sein Leben anders verlaufen, würde man ihn heute mit Junor Reb anreden, und vermutlich hätte er weit mehr Fleisch auf seinen Knochen. Wabbeliges Fleisch.
    Junor Reb.
    Ich legte mich wieder hin.
    Quatsch, nie und nimmer Junor Reb. Reb, der Rebell, war ganz sicher nicht der Name, den Saphrina ihm gegeben hatte.
    Er hatte diesen Namen angenommen, nachdem sie ihn verstoßen hatte. Und ihm dann alle Ehre gemacht. Ein Lächeln flog mich an. Er konnte seine Herkunft dennoch nicht ganz leugnen, auch wenn er auf den Boden spuckte und alle Mädchen Princess nannte. Er hatte sich um mich gekümmert, weit besser als alle mütterlichen Frauen. Als ich ganz, ganz tief unten war, hatte er mich aus dem Sumpf gezogen.
    Doch als ich auf eigenen Füßen zu stehen begann, hatte er sich abgewendet.
    Trotzdem glaubte ich nicht, dass ich ihm plötzlich ganz und gar gleichgültig geworden war. Dr. Grenouille hatte mir die Augen geöffnet. Er war starr und stur, weil er Gefühle nicht zeigen, vielleicht sogar sich selbst gegenüber nicht zugeben wollte. Gefühle machten so verletzlich. Und ihn hatte man verletzt – seine Mutter willentlich, sein Vater unwillentlich.
    Ich erlaubte mir, ein wenig von ihm zu träumen. Davon, dass wir uns wiedersahen. Vielleicht an einem langen weißen Strand unter einem silbernen Mond. Und dass ich ihm seine dunklen Locken aus dem Gesicht, das so unnahbar wirken konnte, streichen würde. Und dass sein kleines schiefes Lächeln erscheinen würde. Und er mich wieder Princess nannte.
    Und dass er diesmal meinen Kuss erwiderte.
    Darüber schlief ich ein und träumte weiter.
    »Was machen wir jetzt mit den Bildern von den fünf NuYus, Kyria?«, fragte Hazel, während wir uns für die morgendliche Arbeit anzogen.
    »Na ja, erst mal müssen wir wohl erklären, wie wir drangekommen sind.«
    »Mhm. Besser nicht meinem Vater. War schon ziemlich idiotisch, so bei Licht betrachtet.«
    Ja, im hellen Sonnenschein schien auch mir unsere nächtliche Aktion etwas bedenklich.
    »Eigentlich wollten wir ja mit den Fotos die Leute aus der Maternelle und der Schule befragen«, meinte ich schließlich.«
    »Donnerstag ist wieder Markt in Erquy.«
    »Dann werden wir es zumindest Maple sagen müssen.«
    »Die es dann meinem Vater sagt.«
    Ich faltete die fünf Blätter auseinander und sah mir die Gesichter an. Durchschnittsgesichter, zwei junge Frauen – die Medizinstudentinnen, ein etwas schwammiger älterer Mann – der Bürohelfer. Die Laborleiterin eine gesetzte Frau mit eleganter Frisur, die Controllerin etwas jünger, peppiger, aber auch nicht sonderlich auffallend.
    »Wir haben die Namen, ich könnte sie Cam schicken. Vielleicht kann er bestätigen, dass sie es waren.«
    »Oh, gute Idee.«
    »Wann kommt Fluke wieder?«
    »Keine Ahnung. Er ist gestern ausgelaufen. Das kann zwei, drei Tage dauern.«
    »Und dann müssen wir warten, bis er wieder rausfährt und einen Kapitän trifft, der die Botschaft weitergibt.«
    »Zu lange. Das dauert zu lange.«
    Hazel zog ihre Locken durch ein Haargummi, sodass ihre spitzen Ohren zu sehen waren. Dann rieb sie sich die Nase und sah mich versonnen an.
    »Könnte noch eine andere Möglichkeit geben.«
    »Was meinst du?«
    »Na, die Jungs von ›La Forteresse‹. Ich glaube, die basteln an einem Sender.«
    »Ich dachte, die wollen nur Nachrichten aus NuYu empfangen.«
    »Kyria, wer Funksignale empfängt, kann auch welche senden.«
    »Ich glaube, ich bin ziemlich blöd, oder?«
    »Du bist diese ganze Technik so sehr gewöhnt, dass du dir gar keine Gedanken mehr darüber machst, wie sie funktioniert.«
    Ich musste ihr recht geben. Mir war diese ständige Abrufbarkeit aller möglichen Informationen so geläufig, dass ich wirklich nicht mehr darüber nachdachte, wie das zustande kam. Die gesamte dazugehörige Technik war unsichtbar unter Verkleidungen versteckt, die Pads und KomLinks wählte man nach ihrem Design, nicht durch Beurteilung der innewohnenden Funktionsweise, die Bedienung war kinderleicht. Aber in diesem Moment ging mir ein Licht auf.
    »Sie versuchen mit unseren Satelliten zu kommunizieren!«
    »Richtig.«
    Die Stille, diese plötzlich einsetzende Stille, als keine Klimaanlage mehr summte, kein Messgerät mehr piepste, kein leises Brummen aus dem Computer drang – drei Sekunden waren

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