Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)
alle elektronisch gesteuerten Systeme ausgefallen.
Und anschließend hatte das Chaos geherrscht.
Es hatte Unfälle gegeben, Verletzte und Tote.
Nur deshalb hatten Reb und ich aus dem Heilungshaus fliehen können.
»Haben die schon mal irgendwas gesendet, Hazel?«
»Weiß ich nicht. So genau kümmere ich mich nicht darum. Aber wir können Pecker mal fragen. Er kommt bestimmt nachher, um sich Vaters Zeitungen abzuholen.«
»Ihm würde ich meine Botschaft an Cam allerdings nicht so gerne anvertrauen«, murmelte ich.
»Gehen wir erst mal frühstücken.«
Jenevra sagte uns, dass Willow eine schlechte Nacht gehabt hatte. Das Fieber wollte nicht sinken, und sie hatte Atembeschwerden.
»Ich habe schon den Arzt angerufen. Aber der hat derzeit wahnsinnig viel mit den Masernkranken und den Impfungen zu tun, er wird erst gegen Mittag vorbeikommen können.«
»Es sind also wirklich die Masern.«
»Ja, und zwar heftige.«
Zu meinem bösen Verdacht, was Peckers Aktivitäten anbelangte, überkam mich auch die Sorge um Hazels Großmutter. Wir gingen beide zu ihr, bevor wir unseren Arbeiten nachkamen. Sie ruhte bewegungslos in ihrem Bett, atmete schwer, und ein leichter Schweißfilm lag auf ihrem Gesicht. Hazel setzte sich auf die Bettkante und streichelte ihre Hände.
Willow reagierte nicht.
Traurigkeit überschwemmte mein Herz. Ich hatte sie so lieb gewonnen.
»Gehen wir«, sagte Hazel heiser und biss sich auf die Unterlippe.
Wir erledigten unsere Pflichten still.
Der Arzt kam, und seine Miene war ernst, als er später zu uns in die Küche trat.
»Ich fürchte, es gibt Komplikationen. Sie hat zu der Infektion eine Lungenentzündung bekommen. Es wäre besser, man würde sie ins Krankenhaus bringen. Aber sie weigert sich. Ich habe ihr Antibiotika gegeben und komme heute Abend noch mal vorbei.«
Jenevra nickte. Die Stimmung war gedrückt, und als Pecker eintraf, hatte er die Neuigkeit schon gehört.
»War ja klar, dass das so kommen musste. Diese verdammten NuYus.« Mich streifte wieder ein böser Blick.
»Pecker, Kyria hat nichts damit zu tun«, fauchte ihn Jenevra an. »Ich finde es eine Unverschämtheit von dir, derartige Gerüchte zu verbreiten.«
»Was heißt hier Gerüchte? Sie hat doch dafür gesorgt, dass dieser Arzt aus Brest den Leuten die Viren spritzt.«
»Du bist ein Idiot, Pecker«, stellte Hazel fest. »Diejenigen, die geimpft wurden, sind nicht krank geworden.«
»Ich habe mich nicht impfen lassen, und ich habe mich nicht angesteckt!«
»Du hast ja auch als Kind die Masern gehabt.«
»Spielt keine Rolle. Sie wollen uns ausrotten, sage ich dir. Sie wollen, dass wir krank und elend angekrochen kommen und uns ihnen unterwerfen!«
»Was für ein Blödsinn, Pecker«, knurrte ihn auch Gort an.
Ich allerdings hielt den Mund. Mir war die Sache wirklich nicht geheuer. Irgendwelche Leute hatten bereits die Subcults versucht zu verseuchen, und dieselben wollten offensichtlich auch in den Reservaten – nicht nur in diesem hier – eine Epidemie auslösen. Cam und die Wardens hatten Kuriere mit Impfstoff in alle Reservate geschickt. Damit würde man vielleicht die Ausbreitung der Krankheit eingrenzen. Aber wenn solche Gestalten wie Pecker nun durch ihre Nachrichtensendungen eine Panik auslösten, würden sie ihr Ziel vermutlich doch erreichen.
»Das ist kein Blödsinn. Ich habe mehr Infos als das hier.« Pecker wedelte mit den Zeitungen.
»Und woher, junger Mann?«
»Ich hab meine Quellen.«
»Illegale!«
»Was ist schon illegal, wenn es um einen Genozid geht.«
»Jetzt nimmst du den Mund aber sehr voll, Pecker.«
»Denkt doch, was ihr wollt. Ich werde jedenfalls dafür sorgen, dass jeder hier von diesen Machenschaften erfährt. Und dann, Junora Kyria, wird es auch für dich ungemütlich werden.«
»Sag mal, was hab ich dir eigentlich getan, dass du mich dermaßen anpisst?«
»Du bist eine Electi, nicht wahr? Du gehörst doch zu denen, die alle kontrollieren wollen. Du bist doch die geborene Schnüfflerin. Du schickst doch ständig Botschaften an deine Leute. Du kriegst doch von ihnen Anweisungen.«
»Sag mal, tickst du noch ganz richtig, Pecker?«, fragte Hazel mit wütend blitzenden Augen. »Kyria ist hergekommen, weil sie krank war. Aus keinem anderen Grund.«
»Weil sie krank war – na also. Und jetzt hat sie alle hier angesteckt. So ist das also gewesen.«
»Gendefekte sind nicht ansteckend, du Affe!«, entfuhr es mir.
»Auch das noch, eine Gendefekte. Dann haben sie dich also
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