Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
ihm etwas ausrichten?«
    Darauf war ich nicht gefasst. Verzweifelt suchte ich nach einer Formulierung, die nicht allzu hektisch klang.
    »Wir haben … Ich müsste persönlich mit ihm sprechen. Ist er irgendwie zu erreichen?«
    »Auf eine etwas umständliche Art, und nur, wenn es wirklich dringend ist.«
    War es wirklich dringend?
    »Wann kommt er zurück, Nora?«
    »In drei Tagen. Am Freitagnachmittag wollte er wieder hier sein.«
    »Gut, dann richten Sie ihm bitte aus, er möchte mich zurückrufen. Wenn es geht, möglichst bald.«
    »Ja, geben Sie mir zur Sicherheit Ihre Telefonnummer.«
    Ich gab sie ihr durch und versuchte dann den Kloß in meiner Kehle hinunterzuschlucken.
    »Ähm, ist Reb da?«
    »Der ist mit den Pferden zum Training. Soll er Sie zurückrufen, Mademoiselle?«
    »Ach, sagen Sie ihm einfach einen Gruß von mir.«
    »Werde ich gerne tun.«
    Wir verabschiedeten uns, und ich drückte eine Hand auf meinen Magen.
    Vielleicht rief er ja zurück.
    Aber wahrscheinlich wohl nicht.
    Ich berichtete den anderen von dem Gespräch und verbrachte dann den Nachmittag damit, im Gemüsegarten Unkraut zu rupfen und Tomaten zu ernten und dann das Essen zuzubereiten. Die Stimmung war trotz des strahlenden Sonnenscheins gedrückt, und ich bekam mit, dass immer einer aus der Familie bei Willow am Bett saß. Nach dem Abendessen besuchte der Arzt die Kranke noch einmal, doch machte er uns keine großen Hoffnungen. Ihr Zustand war noch immer ernst. Auch Jannies Zwillinge hatte es schlimm getroffen, erzählte er. Und eines der Kinder aus der Maternelle hatte man ins Krankenhaus gebracht. Aber es hatte bisher nur fünf Neuerkrankungen gegeben.
    Ich ging nach dem Abendessen noch für eine Weile ans Meer. Es war nicht weit, ein schmaler Pfad führte vom Haus durch die Heide zur Küste. Dort hatten sich kleine Sandbuchten gebildet, zu denen man die Felsen hinabklettern musste. Ich setzte mich in den noch warmen Sand und sah den Wellen zu, wie sie mit einem Schaumrand ausliefen. Es war Ebbezeit. Kleine Vögel pickten irgendwelche Nahrung aus dem Sand, drei Kormorane segelten vorüber, Möwen trödelten auf der Dünung herum.
    Waren die Leute von »Radio La Forteresse« verantwortlich für den Sabotageakt am 2. Mai?
    Oder gab es noch andere Gruppen, die über leistungsstarke Sender und das technische Know-how verfügten, um derartige Anschläge zu verüben? Und wenn ja, warum taten sie es?
    Alvar verhandelte mit den Politikerinnen von NuYu. Wollten die Saboteure das verhindern? Oder gingen ihnen die Verhandlungen nicht weit genug, und sie versuchten damit Druck auszuüben?
    Ja, darüber vor allem musste ich mit Alvar sprechen. Und über meine Mutter und den Verrat an ihr und mir.
    Unruhig stand ich auf und kletterte über die Felsen wieder nach oben. Die Sonne ging als riesiger orangefarbener Glutball im Meer unter. Eigentlich hätte man es zischen hören müssen.
    Als ich ins Haus trat, begegnete mir Elmo.
    »Geh zu meiner Mutter hoch, Kyria. Ich glaube, sie wollte dich sehen.«
    Ich nickte und stürmte die Treppe hoch.
    Ja, Willow war wach, wenn auch ihre Augen trübe waren. Jenevra verließ den Raum, und ich setzte mich an das Bett.
    »Geht es Ihnen besser?«
    Schwaches Kopfschütteln. »Müde.«
    Ihre Hand bewegte sich kraftlos in meine Richtung, und ich ergriff sie. Heiß, trocken lag sie in der meinen.
    »Geh nach Hause, Junora«, flüsterte sie. »Deine Mutter braucht dich.«
    »Ich weiß, Willow. Ich habe es herausgefunden. Aber zuerst muss ich hier ein paar Fragen klären.«
    »War auch mal eine Electi. Macht – sei vorsichtig damit, Kind.«
    »Ich habe keine Macht.«
    Ein winziges Lächeln wehte über ihr zerknittertes Gesicht. »Oh doch.«
    Dann schloss sie die Augen und schien einzuschlummern.
    »Aber sollte ich sie je haben, Willow, verspreche ich, vorsichtig zu sein.«
    Ein leichter Druck ihrer Finger sagte mir, dass sie verstanden hatte.
    Ich blieb bei ihr, bis es draußen dunkel war. Maple trat leise ein und schickte mich zu Bett.
    Mich riss das Quietschen von Hazels Bett aus dem Schlaf.
    »Was ist los?«, fragte ich, als ich ihre Silhouette vor dem Fenster sah.
    »Großmutter. Sie hat mich gerufen.«
    »Ich habe nichts gehört.«
    »In meinem Traum, Kyria. Ich muss zu ihr.«
    Sie ging aus dem Zimmer. Ich warf die Decke beiseite und folgte ihr barfuß über den Flur.
    Die Tür von Willows Zimmer war nur angelehnt. Als Hazel sie öffnete, sah ich, dass Maple in ihrem Sessel eingeschlafen war. Willow lag

Weitere Kostenlose Bücher