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Kyria & Reb - Die Rückkehr

Kyria & Reb - Die Rückkehr

Titel: Kyria & Reb - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schacht
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in seiner Hand. Sie besaß nun das Gegenstück, das ihm und davor seinem Vater gehört hatte.
    Ein Drama verbarg sich dahinter, eines, das sie beide betraf.
    Mit einem krächzenden Ruf landete eine Elster flatternd auf der Stele vor ihm. Dieser raue Schrei löste ein warnendes Gefühl in ihm aus, das er lieber nicht ergründen wollte.
    Gefühle, so hatte er gelernt, waren gefährlich, und dass Kyria mehr als genug in ihm geweckt hatte, versetzte ihn gelegentlich in Panik.
    Wochenlang waren sie gemeinsam auf der Flucht gewesen. Er hatte sich um sie gekümmert, anfangs mehr oder weniger aus Notwendigkeit, später, weil sie ihm so verdammt unter die Haut ging mit ihrer sturen Beharrlichkeit.
    Reb stieg vom Pferd und berührte den alten, von Flechten überwachsenen Stein mit der flachen Hand. Woran hatten diese Menschen geglaubt, die diese Kreuze mit ihren verschlungenen Verzierungen aufgestellt hatten? Hatte ihnen ihr Glaube geholfen, mit den Zweifeln und der Angst fertig zu werden? Seine Mutter, die Hohepriesterin der Matronen, huldigte einer Göttin. In NuYu machten sie ein ungeheures Brimborium um deren Verehrung, aber Hilfe hatte er weder bei ihr noch bei seiner Mutter gefunden.
    Seine Hand ballte sich zur Faust. Ma Donna Saphrina hatte ihn verstoßen, ihm die Identität genommen und ihn auf die Straße geschickt. Mit zehn Jahren hatte er gelernt, was es bedeutete, aus eigener Kraft überleben zu müssen. Er hatte Glück gehabt, in der Subcultura, der Welt der Ausgestoßenen, hatte er Aufnahme gefunden. Hatte gelernt, dass Leben zäh ist. Er hatte überlebt, aber Liebe und Zuwendung hatte er nicht erfahren.
    Die hatte erstmals Kyria ihm gezeigt.
    Sie hatte sich um ihn gekümmert, ob er es wollte oder nicht. Er hatte es nicht gewollt, aber wenn er sich schlafend gestellt hatte, war sie zu ihm gekommen und hatte ihm die Haare aus dem Gesicht gestrichen. Sie hatte sich an seine Schulter geschmiegt, und er hatte in seinem traumlosen Schlaf Frieden gefunden, wenn sie in seiner Nähe war.
    Trügerischer Frieden. Er konnte so leicht brechen.
    Reb hatte Angst. Und das hasste er.
    Wütend schlug er auf den Stein ein und schürfte sich die Knöchel auf.
    Besser, er ging seinen eigenen Weg. Die Schmerzen, die Menschen seiner Seele zufügen konnten, waren weit unerträglicher als jeder körperliche Schmerz.
    Sein Pferd stieß die Nase an seinen Arm und schnaubte leise. Er drehte sich um und lehnte den Kopf an den Hals des Tieres.
    Er fühlte sich verwirrt und richtungslos.

HEIMKEHR
    B en nahm seine Aufgabe gewissenhaft wahr und begleitete mich bis zur Tür von Mutters Haus an den Mainlogen. Es war kurz vor Mitternacht, als ich aus dem kleinen E-Jogger stieg, mit dem er mich von der Shuttlestation hierhergebracht hatte.
    »Wie kommst du rein?«, wollte er wissen. »Dein Id hat keine Codes.«
    »Ich habe noch immer einen Kopf, und da ist er drin«, sagte ich mit einem kleinen Lächeln. Aber er hatte natürlich recht mit seiner Frage. Die Zugänge zu den Häusern der Electi waren gesichert, und nur wer eine Zugangsberechtigung besaß, kam überhaupt hinein. Ich hatte mir jedoch während der häufigen und langen Aufenthalte in Heilungshäusern die Zeit damit vertrieben, allerlei mehr oder minder nützliche Dinge auswendig zu lernen, so auch einen Teil der Daten auf meinem Id. Sofern also Ma Dama Isha den Code nicht geändert hatte, würde sich durch die einfache Eingabe der Zahlen auf dem verdeckten Tastenfeld, zusammen mit meinem Fingerabdruck, die Tür für mich öffnen. Ben blieb einige Schritte entfernt von mir stehen und wandte sich mit einem Nicken ab, als ich das Haus betrat.
    Die Eingangshalle, von gedimmtem Licht indirekt erleuchtet, elegant mit einigen wenigen exquisiten Stücken möbliert, war leer, das Personal ruhte, vermutlich auch meine Mutter.
    Ich überlegte kurz, ob ich einfach in meine Räume schleichen sollte, um ebenfalls ins Bett zu fallen und ihr erst morgen gegenüberzutreten. Aber es gab Dinge, die keinen Aufschub erlaubten, vielleicht war es für manches schon zu spät.
    Also ging ich die breite Treppe nach oben und wandte mich den Gemächern von Ma Dama Isha zu. Ihr Salon war dunkel, die Tür zum Schlafzimmer geschlossen, doch aus ihrem Arbeitszimmer drang Licht durch die gläserne Tür.
    Ich klopfte und schob sie auf.
    Meine Mutter saß an ihrem Schreibtisch und hob den Kopf.
    Ma Dama Isha ist eine schöne Frau, stets gefasst und makellos in ihrer Haltung. Sogar jetzt zuckte nur ein Hauch von Erstaunen

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