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Kyria & Reb - Die Rückkehr

Kyria & Reb - Die Rückkehr

Titel: Kyria & Reb - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schacht
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Ich packte zu und hangelte mich die feuchte, von Algen und Muscheln besetzte Betonwand hoch. Als ich oben angekommen war, schürfte ich mir die Knöchel auf, dann kam ich langsam auf die Füße.
    Fluke machte die Leine los und winkte mir zu. Dann knatterte der Motor, und das Boot entfernte sich.
    Mit ihm ein Abschnitt meines Lebens.
    Ich war wieder in NuYu.
    Genauer gesagt in Honfleur. Ein hübsches Städtchen, wie Fluke mir während der langen Stunden im Boot erzählt hatte. Der kleine, uralte Hafen, in dem ich jetzt stand, galt als eine Attraktion für Touristen, die an warmen Sommerabenden wie diesem hier in großer Zahl flanierten oder die zahlreichen Tische der Restaurants bevölkerten. Ich würde nicht besonders auffallen.
    Das war wichtig, denn im Gegensatz zu allen hier Anwesenden besaß ich kein Id – keinen Ausweis, keinen Kredit, keinen Gesundheitspass. Und ich besaß auch kein KomLink, mit dem ich Kontakt zu denjenigen aufnehmen könnte, die mir weiterhelfen würden.
    Ich schlenderte zwischen Pollern und Tauen Richtung Ufer, um mich unter die Menschen zu mischen. Unterwegs hatte ich mir einen Plan gemacht, den ich jetzt umsetzen wollte. Besonders wohl war mir allerdings nicht dabei.
    Als Erstes musste ich ein KomLink klauen. Schwierig, so hatte ich gedacht, war das vermutlich nicht. Die Touristen waren entspannt und achtlos. Ich war jedoch weit entfernt von entspannt. Jeden Augenblick, den ich mich an den Tischen entlangbewegte, fürchtete ich, dass jemand mich ansprach, mich erkannte, mich festhielt. Aber man beachtete mich nicht, und nach einer Weile gelang es mir, nach offenen Taschen oder unbeachtet herumliegenden KomLinks Ausschau zu halten. Ein junges Mädchen, gerade so alt wie ich, fiel mir ins Auge. Sie plapperte in ein rosafarbenes Gerät und steckte es dann nachlässig in die Tasche ihrer Jacke, die über der Stuhllehne hing. Ich blieb einen Meter entfernt von ihr stehen und las die aufgestellte Speisekarte. Jetzt beugte sie sich vor, um ihrem Begleiter einen hingebungsvollen Kuss zu geben. Ich strich nahe an ihrem Stuhl vorbei und tastete in die Jackentasche. Da war es, das KomLink. Klein und rundlich, verschwand es in meiner Hand. Ich ging zielstrebig weiter am Hafenbecken entlang bis zur Schleuse, dort, wo ein baumbestandener Park begann.
    Mein Herz klopfte noch immer, als ich stehen blieb und mich an einen Baumstamm lehnte. Dann begann ich die Nummer einzutippen, die ich mir vor Monaten gründlich eingeprägt hatte.
    »Ja«, sagte eine männliche Stimme augenblicklich.
    »Ich bin’s, Kyria.«
    Das Schweigen dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, dann kam prompt die Frage: »Wo bist du?«
    »In der Nähe von Le Havre. Honfleur. Ich brauche Hilfe.«
    »Ich schicke jemanden. Aber das dauert ein paar Stunden. Wo finden wir dich?«
    »Ich hab kein Id und kein Geld. Ich bleibe irgendwo in der Nähe der Schleuse. Hier ist ein Park.«
    »Woher hast du das KomLink?«
    »Gestohlen.«
    »Wirf es weg. Klau ein anderes, wenn es geht. Irgendwann im Morgengrauen. Ruf mich wieder an.«
    »In Ordnung.«
    »Bist du okay?«
    »Einigermaßen.«
    »Der Kurier bringt dir ein Id, auf den Namen Ria Meier. Damit spricht er dich auch an.«
    »Ist gut. Danke.«
    Die Verbindung war unterbrochen. Ich betrachtete das hässliche, pinkfarbene Ding und bemerkte, dass meine Hände zitterten. Aber immerhin, der erste Schritt war getan. Ich trat an den Kai und warf das KomLink ins Wasser.
    Cam war kurz angebunden gewesen, aber – Himmel, es war Verlass auf ihn.
    Inzwischen war es dunkel geworden, Lampenlicht schimmerte auf den kleinen Wellen. Ein Segelboot glitt vorbei, lautlos fast, suchte eine Anlegestelle. Von dem belebten Platz am Hafen klang Musik zu mir, vom Meer her brachte eine leichte, kühle Brise meine Haare durcheinander und trug den Geruch von verrottendem Tang mit sich. Mich schauderte, und ich wühlte aus meiner Tasche die Jacke, um sie über mein leichtes Hemd zu ziehen. Es würde eine lange Nacht werden. Langsam ging ich zurück zu der kleinen Ansammlung von Bäumen und setzte mich zwischen ihnen nieder. Cam hatte recht, ich musste mir ein weiteres KomLink besorgen, eines, dessen Verschwinden nicht so schnell bemerkt wurde. Eine vertrackte Aufgabe.
    In meiner Tasche befanden sich noch ein letztes Brot und ein Apfel. Ich aß beides auf und döste eine Weile vor mich hin. Erholsam war der Schlaf nicht, zu wachsam war ich, zu unbequem mein Lager, zu angespannt meine Sinne. Ich fror, stand schließlich auf

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