L wie Liquidator
heute abend, Robbie«, sagte der alte Huang mit einem vierzähnigen Grinsen.
Die Nachbarschaft hielt sich im Freien auf. Die Frauen saßen auf den Veranden, und die Männer traten lustlos einen Fußball herum, während sie Sam zuschauten, der einen alten Tisch schmirgelte. Die Kinder liefen herum. Heute abend war es zu heiß, um sich im Haus aufzuhalten, aber auf der Straße war es nicht viel besser. Leroy grüßte nach rechts und links und stieg langsam die Treppen hoch. Er spürte die Tagesreise an Beinen und Füßen.
Debra war wach und lehnte aufrecht gegen die Kopfkissen. »Ich habe Hunger, Leroy.« Sie sah fiebrig und mürrisch aus; er schauderte vor der Vorstellung zurück, wie sie den Tag verbracht haben mochte.
»Das ist ein gutes Zeichen; das bedeutet, daß es dir besser geht. Ich habe etwas Suppe dabei, die wird dir bestimmt guttun.« Er strich ihr über die Wange und lächelte.
»Für Suppe ist es zu heiß.«
»Ja, du hast recht, aber wir werden sie nach dem Kochen etwas abkühlen lassen, dann schmeckt sie noch genausogut.« Er setzte sich auf den Boden, schaltete die Kochplatte ein, füllte Wasser aus der Plastikkanne in den Topf, öffnete die Suppendose und vermischte beides. Während sie die Suppe auslöffelten, klopfte Rochelle Jackson an die Tür und trat ein.
»Wie ich sehe, geht es dir besser.« Rochelle war Krankenschwester gewesen, bevor ihr Krankenhaus die Pforten geschlossen hatte, und Leroy hatte sie um Hilfe gebeten, als Debra sich nicht gut gefühlt hatte. »Ich werde deine Temperatur später messen.«
Während er zusah, wie Rochelle an Debra herumfuhrwerkte, verschlang Leroy einen Cracker nach dem anderen. Endlich hatte sie auch die Temperatur gemessen, und Leroy ging mit ihr nach draußen.
»Es ist immer noch hoch, Leroy.«
»Was hat sie?« fragte er, wie jedesmal. Frustration …
»Ich weiß heute auch nicht mehr als gestern. Vermutlich irgendeine Art von Grippe.«
»Kann sich eine Grippe denn so lange hinziehen?«
»Manchmal schon. Laß sie schlafen und trinken, soviel sie will und gib ihr zu Essen, wenn sie Hunger hat. – Mach dich nicht verrückt, Leroy!«
»Ich kann ihr nicht helfen! Ich habe Angst davor, daß sie noch kranker wird … Und es gibt nichts, das ich tun könnte!«
»Ja, ich weiß. Sorge dafür, daß sie ißt. Du machst genau dasselbe, was ich auch machen würde.«
Nachdem er das Geschirr gespült hatte, ließ er Debra schlafend zurück und ging wieder auf die Straße, um sich zu den Männern an den Picknick-Tischen und Bänken zu gesellen, die – an den Wegekreuzungen verborgen – im Park standen. An Sommerabenden war hier das Wohnzimmer. Alle Stammgäste waren auf ihren Plätzen, saßen auf Tischen oder Bankrücklehnen. »Hallo, Robbie! Was liegt an?«
»Wenig, wenig. Nein, Mann, schieß den Fußball nicht zu mir! Ich kann nicht schießen; kein Fußball heute abend.«
»Bist wieder durch die Straßen gelaufen, he?«
»Wie sollten wir sie sonst finden und dir zurückbringen.«
»He, sieh mal einer an. Ghost hat sein TV mitgebracht.«
»Heute ist der Dienstagabend der Filme für euch alle!« rief Ghost, als er näherkam, und er ließ ein kleines Hologramm-TV und einen Honda-Generator auf den Picknicktisch plumpsen. Sie lachten und sahen Ghosts bleiches Gesicht in der Dämmerung leuchten, während er das System anschloß.
»Woher hast du denn den, Ghost? Hast du wieder in den Begräbnissalons rumgeschnüffelt?«
»Darauf kannst du wetten!« Ghost grinste. »Das Bild von dem Ding ist beschissen, aber es läuft noch … glaube ich …«
Er stellte das Gerät an, und in einem Würfel über dem Kasten begannen verschwommene 3-D-Figuren Gestalt anzunehmen – alle in Dunkelblau.
»Mann, heute abend müssen wir den blues haben«, bemerkte Ramon. »Schau’s dir an!«
»Sie sehen alle wie Ghost aus«, sagte Leroy.
»He, es funktioniert, oder etwa nicht?« sagte Ghost.
Spöttisches Geschrei. »Und mach den Ton lauter. Der Ton funktioniert …«
»Dreh ihn auf!«
»Ist schon ganz aufgedreht.«
»Was soll das?« Leroy lachte. »Sollen wir uns vielleicht flüsternde, frierende Zwerge anschauen, Ghost? Was sagen Zwerge in einer kalten Nacht?«
»Wer, zum Teufel, ist das?« sagte Ramon.
Johnnie antwortete. »Das ist Sam Spade, der größte Computerspion der Welt.«
»Warum lebt er dann in so einer Hütte?« fragte Ramon.
»Damit wollen sie zeigen, daß man als Computerspion ein zäher Kerl sein muß, echt hart.«
»Und wieso hat er dann einen
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