L wie Liquidator
ihn der Grund gewesen, dieses Gebäude auszusuchen – man kam nur schwer nach oben. Aber er hatte sich einen Weg ausgearbeitet; er sprang hoch, griff nach einem Balken, der ins Treppenhaus herunterhing und kletterte daran empor. Noch ein wenig weiter, und er konnte sich auf die dritte Etage schwingen. Von da aus brachte ihn ein vorsichtiger Gang über eine löchrige Treppe in den vierten Stock.
Im Treppenhaus war es dunkel. Weil er die Tür zum nächsten Zimmer blockiert hatte, mußte er durch ein Loch in der Wand kriechen. Dann war er am Ziel.
Er schwitzte wie verrückt, blinzelte ins plötzliche Sonnenlicht und ging zu seinen Pflanzen, die in Plastiktöpfen wurzelten, die er an der gegenüberliegenden Wand aufgereiht hatte. Elf mittelgroße weibliche Marihuana-Pflanzen, deren breite grüne Blätter schlaff herunterhingen. Er entfernte den Trichter von einer der Gießkannen und wässerte die Pflanzen. Die Knospen waren nur etwas größer als sein Daumennagel; wenn er ihnen noch mindestens ein oder zwei Wochen Zeit ließe, wären sie so groß wie sein Daumen oder größer und fünfzig Dollar das Piece wert. Er drehte ein paar nasse Blätter ab und steckte sie in den Beutel.
Dann suchte er sich ein schattiges Fleckchen, setzte sich eine Weile neben die Pflanzen und schaute ihnen zu, wie sie sich mit Wasser vollsogen. Sie waren von einem wunderschönen Grün, das heller war als das der meisten anderen Blätter in D.C. Mit winzigen roten Fäden in den Knospen. Über dem großen Loch im Dach hing der weiße Himmel und blies schweratmend schwüle Luft über alles.
Sein nächstes Versteck befand sich ein paar Blocks weiter nördlich, im Dachstuhl einer ausgebrannten Ruine, in der keine Stockwerke mehr existierten. Man erreichte es über einen Baum, der nahe bei der Mauer wuchs. Ihn zu erklimmen bedeutete eine Herausforderung, aber Leroy hatte einen Weg gefunden, und ihm gefiel es, wie ihn die Blätter, sobald er sich erst einmal auf dem untersten Ast befand, vor den Passanten verbargen, die direkt unter ihm vorbeigingen.
Die Pflanzen hier waren jüngeren Datums – seit er das letzte Mal hier gewesen war, hatte doch tatsächlich bei einer der Samen gekeimt. Er riß sie aus und steckte sie in den Beutel. Nachdem er die übrigen Pflanzen gegossen und die Regentrichter aus Aluminiumfolie, die auf den Kannenspitzen saßen, richtig eingestellt hatte, kletterte er den Baum hinab und ging zurück zur 14ten.
Er hielt an, um in Charlie’s Baseball Club eine Pause einzulegen. Charlie sponserte mit dem Gewinn, den die Bar abwarf, ein Stadt-Team. Die alten Mitglieder des Teams hießen Leroy, der eine Weile nicht reingeschaut hatte, willkommen. Er hatte im linken Feld gespielt und vor ein oder zwei Jahren fünf Treffer gelandet, bis man ihm den Job beim Park-Dienst strich. Danach war er gezwungen gewesen, Handschuhe und Stollenschuhe zu versetzen, hatte Charlie anderthalb Jahre den geringen Mitgliedsbeitrag nicht bezahlt und war dann ausgetreten. Danach tat es zu weh, den Club zu besuchen, mit den Jungs zu trinken und die Trophäen an der Wand zu betrachten; ein paar davon gingen auf seine Kappe. Doch an Tagen wie diesem freute er sich über den eifrigen Ventilator, die Dunkelheit und die Getränke, die Charlie und Fischer mit ihm teilten.
Als er dort fertig war, machte er sich auf den Weg zu dem Versteck in der Nähe seiner Wohnung, wo sich die jungen Pflanzen auf der obersten Etage einer leeren Steinattrappe an der löten und Caroline eben durch das Erdreich kämpften. Der erste Stock war ein Saufplatz für Penner; und alte Thunderbird- und Whisky-Flaschen, die noch halb in den Tüten steckten, lagen überall in dem dunklen Raum herum, der nach Alkohol, Urin und faulem Holz stank. Um so besser: nicht viele Leute wären so verrückt, in solch ein offensichtlich gefährliches Loch einzudringen. Treppen waren kaum noch vorhanden, aber das war ihm egal. Er kletterte über die Löcher hinweg in den zweiten Stock, dann machte er eine Drehung und kletterte weiter bis zum dritten.
Den jungen Pflanzen ging es gut, sie hatten sich ihren Weg erkämpft und reckten sich der Sonne entgegen. Die beiden Blätter verbargen vier neue, die wiederum vier enthielten … Er gab ihnen Wasser und machte sich anschließend auf den Weg nach Hause.
An einem kleinen Lebensmittelgeschäft, das einer vietnamesischen Familie gehörte, machte er Station und kaufte drei Dosen Suppe, eine Schachtel Crackers und Cola. »Zweiundzwanzig o’ fünf
Weitere Kostenlose Bücher