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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Gewitterwolken, von der Sonne beleuchtet, zogen in dieselbe Richtung. Es hatte heute noch nicht geregnet, und die drückende Hitze lastete wie ein unsichtbares Laken über der Stadt und erstickte jeden Atemzug mit Feuchtigkeit. Als Leroy das verlassene Haus, in dem sich sein Versteck befand, erreicht hatte, schaute er sich um. Wieder fiel ihm auf, wie vollkommen ruhig eine leere Stadt sein kann. Er erinnerte sich an Ramons Geschichte von den Menschen, die für immer im Niemandsland leben; den Regen durch Kanäle in Keller-Becken leiteten, auf freiem Land Gemüse anbauten und autonom und ohne Geld leben konnten …
    Er trat ins Haus, stieg die Treppe hinauf und kletterte den Balken hoch, kämpfte sich schwitzend bis zum vierten Stock durch und quetschte sich durch das Loch ins Zimmer.
    Die Pflanzen waren fort!
    »Wa …« Er sank auf die Knie. Er hatte das Gefühl, als hätte er einen Boxhieb in den Magen erhalten. Die Plastiktöpfe waren umgeworfen worden und die Erde war über den Holzfußboden verstreut.
    Krank vor Angst jagte er die Treppe hinab und rannte in Richtung Norden, zu seinem zweiten Versteck. Schweiß floß ihm ins Auge und brannte wie wild. Er bekam keine Luft mehr und mußte den Rest des Weges gehen. Den Baum hochzuklettern, war ein Kampf.
    Auch die zweite Ernte war fort.
    Er stand da wie betäubt; er war so geschockt, daß er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Jemand mußte ihm gefolgt sein … es war fast dunkel, und der graue Himmel hing drohend über ihm; leer, aber dennoch … nun … gespannt. Er kletterte den Baum hinunter und rannte wieder in Richtung Süden, sein Atem klang wie Schluchzen. Es war schon dunkel, als er die löte und Caroline erreichte. Er lief die abgebrochenen Treppenstufen hoch, wobei er eine brennende Zigarette zum Leuchten benutzte. Im vierten Stock angekommen, fiel das Licht auf zerbrochene Töpfe, verstreute Erde; die jungen Pflanzen waren nicht mehr da. In ihrer jetzigen Größe waren sie praktisch wertlos gewesen. Selbst die Regentrichter aus Aluminiumfolie waren aus den Plastikkannen gerissen und auf den Boden geschmissen worden.
    Er ließ sich auf dem Boden nieder, während ihm der Schweiß in Strömen herunterlief, und lehnte sich gegen die vernarbte, schimmelige Wand. Er legte den Kopf zurück und betrachtete die orange-weißen Wolken, die von den Lichtern der Stadt angestrahlt wurden.
    Nach einer Weile stolperte er die Treppe hinunter bis zum ersten Stock und hielt auf dem dreckigen Beton, zwischen den Schatten und den leeren Flaschen inne. Er hob eine Whisky-Flasche auf und schnupperte daran. Dann ging er von Flasche zu Flasche und schüttete die winzigen Reste in die Whisky-Flasche. Als er damit fertig war, hatte er einen Fingerbreit Whisky in der Flasche, und er schluckte das Ganze einem einzigen, langen Zug hinunter. Er keuchte. Warf die Flasche gegen die Wand. Nahm alle Flaschen, die herumlagen, und schmiß sie gegen die Wand. Dann stolperte er nach draußen, setzte sich auf den Rinnstein und beobachtete die vorbeifahrenden Autos.
    Er kam zu dem Ergebnis, daß ihm einer seiner alten Team-Kameraden aus Charlies Baseball Club die ganze Zeit gefolgt sein mußte und dabei die Verstecke entdeckt hatte; das würde auch erklären, weshalb sie ihn am anderen Tag so merkwürdig angeschaut hatten. Er machte sich auf den Weg, um das sofort zu überprüfen. Doch als er vor dem Club ankam, fand er ihn verschlossen, stillgelegt; mit einem neuen Vorhängeschloß an der Tür.
    »Was ist passiert?« fragte er einen der Männer, die an der Ecke herumlungerten; einen vom diesjährigen Team.
    »Sie haben Charlie heute morgen hochgehen lassen. Haben ihn wegen Verkauf von Speed drangekriegt; als erstes heute morgen. Jetzt ist der Club geschlossen, und das Team hat sich aufgelöst.«
     
    Es war schon spät, nach Mitternacht, als er ins Apartment-Haus zurückkehrte. Er ging zu Rochelles Tür und klopfte leise.
    »Wer ist da?«
    »Leroy.« Rochelle öffnete die Tür und schaute heraus. Leroy erklärte ihr, was geschehen war. »Kannst du mir für Debra eine Dose Suppe borgen? Ich werde sie dir ersetzen.«
    »Okay. Aber bring sie bald zurück, verstanden?«
    Als er in sein Zimmer kam, war Debra wach. »Wo warst du, Leroy?« fragte sie leise. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«
    Er ließ sich erschöpft neben der Kochplatte nieder.
    »Ich habe Hunger.«
    »Das ist ein gutes Zeichen. Ich hab’ hier eine Pilzcrem-Suppe. Ist gleich fertig.« Er begann zu kochen und fühlte

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