Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
Vom Netzwerk:
Tat ein paar Leute, vor denen die Fernsehgesellschaften im Staub liegen. Wir müssen nur einen einzigen überzeugen, dann kriegen wir neben der Sendezeit einen glaubwürdigen Verfechter der guten Sache.«
    »Und an wen hattest du gedacht?«
    »An den Premierminister.«
    »Der hört dir doch nie zu, selbst wenn du bis zu ihm vordringst …«
    »Ich glaube, da bist du auf dem falschen Dampfer«, sagte Johns. »Und du denkst an den falschen Premierminister.« In seinen Augen war ein Leuchten; diese Sache machte ihm sichtlich Spaß. Ich versuchte ihm zu entlocken, wovon er eigentlich redete, und als ich es endlich geschafft hatte, breitete sich ein scheußlicher Druck in meiner Magengrube aus. Ich stöhnte. Die Elefanten hatten nicht die Spur einer Chance. Wir auch nicht. Ich sah die Weißkittel bereits über unsere Schwelle stürmen.
    »Du bist wahnsinnig, Mann, total übergeschnappt! Den britischen Premierminister?«
    »Die Situation erfordert verzweifelte Maßnahmen«, meinte er. »Wir stehen auf der Schwelle eines neuen Zeitalters – von Frieden, Wohlstand und dem Zusammenwirken aller vernunftbegabten Geschöpfe im All. Der einzige Beitrag, den wir leisten müssen, besteht darin, dem britischen PM einen Liter Wodka einzuflößen. Du darfst jetzt nicht kleinkariert handeln, Danny-Boy – es geht um große Dringe!«
    Ich würgte. Johns peinigte mich. Frieden, Wohlstand und Blabla klang aus seinem Munde ganz schön nach Angabe. Was hatte er gegen den britischen Premierminister – mal abgesehen vom Üblichen?
    »Dann sag mir doch, wie du vorgehen würdest!« forderte er mich auf.
    »Sag mir, wie du vorgehen wirst!« forderte ich ihn später am Abend auf, kurz vor Ankunft seiner Partygäste.
    »Wir, Dan«, entgegnete er. »Es muß wir heißen. Wir werden gemeinsam vorgehen.«
     
    Manche kamen einzeln, andere zu zweit oder dritt. Sechzehn bemerkenswerte Männer, bemerkenswert deshalb, weil sie sich alle ähnlich waren. Alle wirkten durchtrainiert und robust, alle waren eins achtzig oder größer, alle befleißigten sich eines breiten irischen Dialekts, und ich hätte geschworen, daß er echt war …
    »He, Paddy, wie geht’s?«
    »Ho, länger nicht geseh’n, Mick!«
    »Was machen die Geschäfte, Seamus?«
    - wenn ich sie nicht alle gleichzeitig gehört hätte. Johns verteilte sie im Raum, und sie harrten schweigsam und entspannt der Dinge, die da kommen sollten. Als die Sitzgelegenheiten vergeben waren, nahmen die Neuankömmlinge auf dem Fußboden Platz.
    Um halb neun warf Johns einen Blick auf seine Uhr und zählte die Anwesenden. »So, Leute, wenn ihr alle bequem sitzt, können wir ja anfangen. Dieser Gentleman hier …« – er deutete auf mich – »wird euch eine Story erzählen. Die Story kommt euch sicher merkwürdig, ja sogar verrückt vor. Aber ihr habt mein Wort, daß sie ab-so-lu-tes Evangelium ist. Uns stört es übrigens nicht, ob ihr uns glaubt oder nicht. Wichtig ist nur, daß wir uns nach der kleinen Story alle die Nase begießen.«
    Eine plötzliche Bewegung ging durch den Raum, als sich die Männer vorbeugten und erstaunt zu murmeln begannen. Er achtete nicht darauf, sondern trat an den Tisch und schlug mit einer triumphierenden Geste die Decke zurück. Der Anblick all der Getränke ließ das Gemurmel verstummen. Lediglich ein junger Kerl sprang mit einem entrüsteten Sir! auf.
    »Halt den Mund, Kleiner, das Ganze ist doch nur ein Jux«, erklärte eine Stimme in einem Gemisch aus Devon- und Kerry-Dialekt.
    »Das ist doch nur ein Jux?« erkundigte sich die gleiche Stimme, als ich mit meiner Geschichte fertig war. Diesmal in reinem Devon.
    Der junge Mann war erneut aufgesprungen. »Sir, ich halte es für besser …«
    »Sie sind nicht gefragt, O’Neill, oder wie immer Sie im Moment heißen mögen«, sagte Johns.
    »Sir …«
    »Halten Sie den Mund, O’Neill! Oder muß ich Sie an meinen Rang erinnern? Wie lautet unser Schwur? Liebe, Ehre und Gehorsam bis in den Tod!«
    »Wenn ich das alles recht verstanden habe«, faßte Devon zusammen, »dann sollen wir auf Kosten dieses Gentleman hier einen heben, ja? Gut! Dagegen ist doch nichts einzuwenden, Jungs, oder?« Ein gedämpfter Chor Ganz und gar nicht! stützte ihn. »Aber selbst in diesem Fall halte ich Flankenschutz für angebracht. Ich meine, so wie ich es sehe, sollte einer von uns nüchtern bleiben, oder?«
    Johns sah mich an, zuckte die Achseln, und ich nickte. Gerechterweise muß man sagen, daß O’Neill oder wie immer er heißen mochte,

Weitere Kostenlose Bücher