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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Nebentischen wirksam ab.
    »Alles glatt gegangen?« erkundigte sich Johns. Er war bereits drei Wochen vor mir nach England abgereist.
    »Klar.« Mit Ausnahme eines dreistündigen Aufenthalts in Holyhead, weil den Zollbeamten ein Kleinbus mit Unmengen von Whisky, zehn Engländern und einem Iren als höchst verdächtige Kombination erschienen war. Aber weder sie noch die Sicherheitsbeamten von Holyhead wußten so recht, welche Gefahr wir nun für das britische Volk darstellten, und außerdem konnten sie schlecht zehn britische Paßinhaber nach Irland deportieren. »Die meisten der zehn Männer können unsere Freunde inzwischen übrigens auch ohne Alkoholkonsum sehen. Wir haben seit deinem Aufbruch fleißig geübt. Die Getränkerechnung ist enorm.«
    Johns lachte. »Eins hat mir von euren Anstrengungen berichtet. Einen Monat lang mit zehn Säufern unter einem Dach – du verdienst eine Medaille!«
    »Vielleicht kriege ich eine, wenn wir die Sache hinter uns haben.«
    »Übermorgen«, flüsterte er mit Verschwörermiene. »Das Kabinett tritt zu einer Vollversammlung zusammen. Ich kenne die Einteilung für morgen nachmittag, und das Zeug liegt bereit.« Wieder kam mir zu Bewußtsein, daß Johns seine Rolle voll genoß. Aber ein Mann, der seine berufliche Karriere auf der Bereitschaft zum Töten aufbaut, besitzt wohl irgendwo einen Knick im Charakter. Und Johns war und blieb nun mal Soldat.
    In diesem Moment kam mir erstmals der Gedanke, daß mir bei intensivem Nachdenken vielleicht eine weniger extravagante Lösung des Elefantenproblems eingefallen wäre. Aber ich hatte Johns von Anfang an als den besseren Organisator akzeptiert, und als er dann seinen Plan verkündete, hatte Eins ihn ganz begeistert aufgegriffen.
    »Wird es Tote geben?« fragte ich.
    »Nicht, wenn wir es irgendwie vermeiden können.«
    Nein, vermutlich gab es keine Toten. Wozu auch, wenn die Macht und die Gelegenheit zum Töten eine ebenso große Drohung darstellte wie das Töten selbst? Und falls es doch zu Pannen kam … Was war schon ein kleiner Tod gegen das weit offene Universum und ein Stück Unsterblichkeit für die gesamte Menschheit? »Mich braucht ihr nicht, oder?«
    »Wir brauchen jeden, der Kontakt mit uns aufnehmen kann«, erklärte Eins. »Je mehr Leute uns helfen, desto rascher überzeugen wir das Kabinett – und desto weniger Menschenleben sind in Gefahr.«
    »Ich werde keine Waffe tragen«, sagte ich. So leicht, nicht wahr, lernt man den Jargon des Tötens.
    »Nein. Nein, das ist nicht nötig«, pflichtete Johns mir bei. Und er lachte erneut, ein verrücktes, widerhallendes Lachen, laut genug, um die Blicke der anderen Gäste auf uns zu lenken. »Nein«, sagte er schließlich, »du wirst an diesem Tag unser Barkeeper sein.«
     
    Am Tag darauf schlenderten um zehn vor drei etwa zwanzig Mann auf Whitehall zu und mischten sich unter die Schar von Touristen, Polizisten und Sicherheitsbeamten in Zivil. Um fünf vor drei sollte der Lieferwagen mit dem Alkohol eintreffen.
    »Wenn er unterwegs nicht aufgehalten wird«, sagte ich.
    »Selbst dann schaffen sie es«, entgegnete Johns. »Die Männer verstehen sich auf ihr Geschäft.«
    »Aber hier kann es zu einem Schußwechsel kommen, wenn jemand Widerstand leistet. Und was geschieht dann mit all den Menschen?«
    Wir bogen in die Downing Street ein. Eine Schulklasse marschierte in Reih und Glied vor uns her. Ein Elefant stand neben zwei Polizisten an der Ecke.
    »Eins glaubt, daß er dieses Problem bewältigen kann. Es sind genug von uns in der Nähe, um ihm Substanz zu verleihen. Er wird jeden, der uns in die Quere kommt, durch eine Gedankenexplosion ausschalten.«
    Gedankenexplosion! Sie hatten bereits einen Namen dafür, einen Namen, der sich unter TAKTIK einordnen ließ und der Waffe ihren Schmerz nahm. Ein Name, den zwei Verschwörer ausgeheckt hatten. Johns und Eins. Sie verstanden sich gut, die beiden. Der Killer und der … der was? Was war Eins? Die Hand, die allein klatschte? Oder die Hand, die allein zudrückte? Johns? War er ein Killer? Gedankenexplosion! Was machte ich eigentlich hier?
    Der Barbesucher, der mit einem lauten Schrei aufsprang. Ein Elefanten-Spaß? Ein sanftes Kitzeln mit einem Gedankenstrahl? Oder eine schwächere Detonation als gewohnt, weil nur zwei von uns in der Nähe waren, um ihn in unserer Realität zu stabilisieren?
    »Schau nicht so elend drein, Dan! Schließlich ist das alles dein Verdienst.« Er plauderte entspannt und fröhlich, während wir

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