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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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vibrierten grelle Lichter, die ihm in die Augen stachen.
    Er schloß die Lider. Doch es half nichts. Der Schmerz nahm zu. Wieder verspürte er die Berührung einer kühlen Hand auf der Stirn. Aus der Ferne erreichte ihn die Stimme Helias:
    »Du hast Fieber …«
    »Mir fehlt nichts! Gar nichts …« Er wollte aufstehen, doch die Kräfte verließen ihn. Er fühlte, daß er in einer Kluft versank, in eine schwarze undurchdringliche Nacht ohne das Licht der Sterne und der fernen Galaxien … Riesige düstere Bauten türmten sich übereinander, immer höher und höher, und darunter, insektengleich, schossen tausende dahinsausende Fahrzeuge umher. Sie strebten, einzeln und gruppenweise, in die eine oder andere Richtung. Ihre Wege kreuzten sich im Raum und bildeten Zickzacklinien, Spiralen, Sinuskurven … Doch aus dem Untergrund fließt ein schwarzer Strom auf die Straße … Dieser Strom steigt immer breiter aus den Ufern. Immer höher steigen seine Gewässer, um schließlich im uferlosen Ozean des Nichts zu verschwinden.
    Die durchsichtige Kuppel des Eingangs ging auf. Zum ersten Mal seit Jahrtausenden drang die von Waldluft durchzogene Atmosphäre der Erde ins Innere des Schiffes. Mit ihr strömten acht glänzende Kugeln ins Innere. Ohne den Boden zu berühren, strebten sie zu den Wohnkabinen wie von einem leichten Windhauch bewegte Ballons.
    Helia geleitete sie bis zur Kabine Rosts und Mias. Dann stellte sie sich vor den Abstieg, und mit dem Rücken an die Wand gelehnt, harrte sie aus, den Blick starr auf die ungewöhnlichen Ankömmlinge geheftet.
    Inzwischen teilten sich die Kugeln in zwei Gruppen und schwammen über den Kojen. Eine Weile kreisten sie in der Luft, schließlich blieben sie über den reglos ruhenden menschlichen Körpern stehen. Mia schlief nicht. Mit vor Verwunderung aufgerissenen Augen musterte sie die Kugeln.
    Plötzlich stieg ihr Körper langsam nach oben.
    Ein unruhiger Schauder durchlief sie.
    »Helia!« rief sie verzweifelt. »Wo bist du? Ich habe Angst.«
    Bei diesem Ruf, oder vielleicht unter dem Einfluß der Bewegung des eigenen Körpers, der ebenso hinaufgetrieben worden war, erwachte Rost aus seiner Erstarrung. Einen Augenblick irrten seine halbwachen Augen umher.
    »Also … ist es soweit?«
    »Ja. Wir sind bereits auf der Erde!« vernahm er die Stimme Helias.
    »Gleich wirst du sehen …«
    »Nein. Ich will nicht«, flüsterte er entsetzt. »Besser zurück. Zurück in den Kosmos!«
    »Wohin sollen wir zurückkehren?« fragte sie sanft. »Hier ist doch unser Zuhause.«
    »Das ist nicht wahr! Hier gibt es kein Zuhause mehr! Wir haben kein Zuhause!«
    »Beruhige dich! Alles wird gut werden. Ihr werdet gesund werden.«
    »Gesund? Was hätten wir davon? Werden wir die Erde verlassen dürfen?«
    »Wenn wir nur möchten.«
    »Wenn wir möchten?« Er sah sie zerstreut an. »Aber du wirst wollen. Du wirst mir helfen. Du würdest wollen. Du wirst unsere Gespräche nicht vergessen. Wir werden ein neues Leben beginnen. Wir werden eine neue Welt aufbauen!«
    »Ja, ja. Fürchte dich nicht! Dort sind Menschen«, sagte sie sanft und folgte den Gefährten, die von unsichtbaren Kraftfeldern in die Luft gehoben worden waren.
    Rost schien sie nicht gehört zu haben. Er blickte gespannt geradeaus, als wartete er auf etwas. Inzwischen trugen ihn die Kugeln durch die offene Luke der Kuppel ins Freie hinaus.
    In der herabsinkenden Dämmerung sah er von oben einen weiten ovalen Platz, von einem Waldring umgeben.
    »Wo sind sie? Wo sind die Menschen?« rief er heiser.
    Doch niemand antwortete ihm. Sein Körper sank langsam nach unten. Rund um ihn sprossen schwarze bizarre Gebilde mit langen dünnen Armen aus der Erde. Er spürte, daß er auf einem weichen, federleichten Lager zum Ruhen kam.
    Wie dunkel es ist, registrierte er fast ohne Verwunderung. Dunkelheit. Nur Dunkelheit …
    Das war der letzte Gedanke, der in seinem Gedächtnis zurückblieb. Er zuckte heftig, wurde wach, plötzlich von einem heftigen Stoß aus tiefem Schlaf gerissen. Das Erwachen war allerdings nicht unangenehm: Er fühlte sich frisch und erholt und mit dem Verschwinden der letzten Spuren von Benommenheit erfaßte ihn eine angenehme Aufregung und ein unwiderstehlicher Tatendrang. Er erblickte über sich das Blau des Himmels und weiße, leicht ausgefranste Wolken. Sie verschoben sich langsam und verschwanden über den Rändern der von der Sonne beleuchteten Mauer.
    Er befand sich in einem geräumigen, runden Saal oder eher einem Atrium mit

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