Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
Vom Netzwerk:
das Telepathie?«
    »Ich weiß es nicht. Eine allzugroße Ausdruckskraft … Wohl eher eine technische Vorrichtung.«
    »Und du?« Er wandte sich an Mia. »Hast du ein Rufen gehört?«
    »Nein. Ich dachte in diesem Augenblick an dich: Was mit dir los ist.«
    »Woher habt ihr gewußt, wo ich zu finden bin?«
    »Ich habe dich gesehen. Übrigens nach Mia …«
    Sie brach ab. Rost wurde nachdenklich.
    »Das gefällt mir alles recht wenig«, sagte er nach einer Weile.
    »Du hast gemeint, daß man sich von hier befreien kann?« Plötzlich änderte er das Thema.
    »Jeden Augenblick.«
    »Wie?«
    »Ganz egal. Wir können in eine freie Richtung gehen.«
    »Durch die Wand?« fragte er halb ironisch.
    »Es sind keine Wände in unserem Sinne des Wortes. Man kann sie mühelos durchschreiten. Kommt!«
    Helia führte Rost zu der nächsten Wand, wo der Fluß der bunten Flecken immer wieder die Form langer Streifen und konzentrischer Ringe annahm.
    Als sie nicht mehr als ein halber Meter von der farbigen Fläche trennte, verschwamm das Bild. Ein milchiger Nebel umhüllte es, von wo so etwas wie ein Tunnel oder Korridor ausging. In der Tiefe, wahrscheinlich war es der Ausgang, leuchtete das Tageslicht.
    »Wohin gehen wir jetzt?« flüsterte Mia flüsternd.
    »Nach draußen. Gleich werdet ihr sehen.«
    Der aus Nebel gewebte Korridor verfloß, und sie bemerkten, daß sie am Rand eines offenen Raumes standen. Dort, von wo sie gekommen waren. Hinter ihnen befand sich jetzt eine glatte leuchtende Fläche ohne Türen und Fenster. Das Bauwerk ragte einer riesigen himmelhohen Spitze ähnlich in den Himmel. Die höchsten Teile wurden immer wieder durch die am Himmel vorbeiziehenden Wolken verschleiert.
    Rost sah hinauf und konnte kaum die Augen von diesem ungewohnten Anblick wenden, als ihn plötzlich ein Gedanke packte und er mit nervöser Spannung in der Stimme fragte: »Woher weißt du, daß es keine Illusion ist? Wenn dieser Himmel nur ein auf die Decke projiziertes Bild ist, dann haben wir keinen Beweis, daß …«
    »Wir haben keinen.« Sie nickte. »Aber meiner Meinung nach ist das gar nicht so wichtig, wie du glaubst …«
    Er versuchte nicht einmal, über ihre Worte nachzudenken. Er blickte gierig in die weitläufige Landschaft hinaus, die sich vor ihm aus dem Nebel abhob. Tief unten sah er breite, rechteckige, mit Grünstreifen durchzogene Flächen. In der Ferne zeichneten sich unzählige Türme oder eher Spitzen ab, ähnlich der Spitze, vor der sie sich jetzt befanden. Es kam ihm vor, als dränge von oben Musik an seine Ohren. Eine sonderbare, schluchzende Melodie … Doch war es wohl eine Illusion, denn je länger er diese Klänge vernahm, desto unwiderstehlicher wurde der Eindruck, daß nur der Wind in den unsichtbaren Baulücken säuselte.
    Er rief sich wieder jene in Vergessenheit geratene Szene in Erinnerung. Der über seinen Flügel geneigte Pianist und der charakteristische, kraftvolle Rhythmus der Toccata … Aber wessen Werk es war, daran konnte er sich nicht erinnern. Hatten die Tausende von Jahren die Vergangenheit auch aus seinem Geist weggewischt? Oder war es vielleicht eine Obsession? Nein! Er durfte sich nicht unterkriegen lassen.
    »Vorläufig bleibt uns nichts anderes übrig, als Beobachtungen anzustellen und Fakten zu sammeln«, sagte er nach längerem Schweigen, schon fast ganz beruhigt. »Vor allem soll Helia sprechen. Über alles, woran sie sich in diesen letzten zehn Stunden erinnert. Wir müssen wissen, was mit ihr passierte, seit sich unsere Wege trennten. Das kann uns weiterhelfen. Und später werden wir versuchen, irgendeinen Handlungsplan zu entwerfen.«
    »Wozu alles im einzelnen erzählen? Ihr werdet in Kürze sowieso alles erfahren«, erwiderte sie mit leiser, verstörter Stimme.
    Rost blickte ihr forschend ins Gesicht.
    »Ich verstehe nicht«, sagte er nach einer Weile. »Was werden wir erfahren? Deine Erlebnisse?«
    Sie bewegte sich unruhig, und ihren Augen waren abwechselnd Verblüffung und Verlegenheit abzulesen.
    »Wie soll ich dir das erklären? Die Einzelheiten meiner Erlebnisse sind nicht das Wichtigste. Außerdem hat vorgestern am Morgen alles anders ausgesehen, als ich es heute sehe.«
    »Aber du erinnerst dich doch, was du in dieser Zeitspanne gemacht hast?«
    »Ja.«
    »Nun, dann sag, wie du das Schiff verlassen hast?« wollte er unnachgiebig wissen.
    »Ich bin mit dem Kran hinter euch hinuntergefahren. Doch wart ihr bereits verschwunden. Ich wußte nicht, was tun. Sollte ich zum Schiff

Weitere Kostenlose Bücher