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L wie Love

L wie Love

Titel: L wie Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Haworth-Attard
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was dich bedrückt, es wird nicht so schlimm, wie du glaubst.«
Anmerkung für Uninformierte
    Wenn euch jemand sagt, es wird nicht so schlimm, wie ihr glaubt, glaubt ihm nicht. Es wird immer schlimmer.
    Ich ging allein in die Schule. Ich war platt wie ein Pfannkuchen, geistig wie körperlich. Greg hatte den Verschluss meines Luftpolster-BHs kaputtgemacht und deshalb musste ich meinen alten BH tragen – unter drei Pulloverschichten, damit niemand meine über Nacht geschrumpfte Oberweite bemerkte. Zum Glück schneite es und ich konnte auch meinen Parka tragen. Es war die letzte Schulwoche vor den Weihnachtsferien.
    Außerdem wusste ja niemand von der Sockengeschichte, beruhigte ich mich, als ich durch den Schneematsch stapfte. Greg war bestimmt Gentleman genug, seinen Freunden nichts zu erzählen. Noch als ich die Schule betrat, dachte ich, alles würde gut werden.
    Die Schulglocke läutete. Ich rannte zu den Schließfächern. Warum hingen noch so viele Schüler auf dem Flur herum? Ich drängelte mich zwischen ihnen durch und dann wusste ich warum.
    Meinetwegen! Mein Schließfach hatte jemand verziert – mit Socken! Der Schweiß brach mir aus. Es war der reinste Albtraum: ein Johlen und Schreien, die hämisch grinsendeAshlee, die kichernden Chicas und Greg, ja Greg, der sich vor Lachen krümmte. Ich bekam kaum noch Luft. Ich war kurz davor, in Ohnmacht zu fallen.
    »In die Klassenzimmer!« Mr Timber hatte den Flur betreten und klatschte zweimal in die Hände.
    Neben mir streckte jemand seinen Arm aus und riss eine Socke von der Schließfachtür. »Idioten.« Es war Talia.
    Eine andere Hand rupfte eine weitere Socke herunter. Elisabeth. Sie und Talia entfernten sämtliche Socken von der Schließfachtür und drückten sie mir wortlos in den Arme, bevor sie, ohne eine Wort zu sagen, ins Klassenzimmer gingen.
    Ich stopfte die Socken in mein Schließfach, nahm meine Bücher, biss die Zähne zusammen und folgte ihnen. Von Ashlee und den Chicas wollte ich mich nicht fertigmachen lassen. Und Greg? Der war abserviert.
Anmerkung für Uninformierte
    Es ist immer besser, jemanden abzuservieren, bevor man selbst abserviert wird, auch wenn das bedeutet, dass man jemanden abserviert, obwohl man noch gar nicht soweit ist. Aber ihr könnt mir glauben, irgendwann ist man so weit und deshalb kann man auch gleich den ersten Schritt machen. Sollte sich Greg doch an den anderen Mädchen festsaugen!
    Nachdem uns Mr Timber begrüßt hatte, warteten wir geschlagene acht Minuten auf Großmama T und Nannu. Ich knetete ratlos meine Hände.
    Schließlich verkündete Mr Timber: »Bis Teresas Großeltern hier sind, machen wir einen kleinen Test.«
    Alle stöhnten und sahen mich böse an. Na herrlich, der Tag wurde immer besser.
    Ich konnte mir nicht erklären, wo die beiden bloß abblieben. Ich hatte Nannu den Weg zur Schule genau beschrieben. Er sollte Großmama T unterwegs abholen. Hatten sie den Termin vergessen?
    Wir holten gerade unsere Hefte heraus, als die Lautsprecherdurchsage kam: »Teresa Tolliver soll bitte nach unten kommen. Ihre Gäste sind da.«
    Noch mal Glück gehabt.
    Ich scheuchte Großmama T und Nannu die Treppe hinauf. Während Großmama T die ganze Zeit etwas wie »Einbahnstraßen … es gibt nicht umsonst Stoppschilder … hat uns fast umgebracht …« vor sich hin murmelte, stolzierte Nannu freudestrahlend ins Klassenzimmer und sortierte geräuschvoll seine Dias in das Carousel des Projektors ein.
    Schließlich hatte sich Großmama T gesammelt und rief: »Guten Morgen, Mädchen und Jungen!«
    Die Antwort war Kichern.
    Ich wand mich auf meinem Stuhl. Meine Note in Geschichte war hin, mein Leben war hin. Mom musste mir Hausunterricht geben.
    Dann …
    »Stellt euch eine pechschwarze Nacht vor. Lampen sind wegen der Verdunkelung verboten. Plötzlich das Dröhneneines Motors, ein Flugzeug, dann noch eins und noch eins, bis der ganze Himmel voll davon ist. Aber ihr könnt sie nicht sehen, weil es so dunkel ist.«
    Im Klassenzimmer war es mucksmäuschenstill.
    »Ihr rennt die Treppe hinunter, hinaus in den Garten. Aber bevor ihr den Luftschutzbunker erreicht …«
    He, sie war gut. Echt gut.
    »… leuchtet der Himmel auf. Mit einem schrecklichen
Zisch
fegen Wind, Hitze und Licht über euch hinweg, hinter euch zerplatzen die Fenster eures Hauses und Glassplitter spritzen in alle Richtungen.«
    Ich hörte ein kollektives Einatmen. Großmama T hatte sie voll im Griff.
    »Das mussten wir während des Kriegs in England Nacht für

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