L.A. Woman
war
absolut
nicht der richtige Zeitpunkt, ihn über West Hollywood aufzuklären. „Wie seltsam.“
Am Ende blieben sie doch zu Hause und bestellten Pizza. Sarah hätte zwar am liebsten ein heißes Bad genommen, aber Benjamin war in sehr gesprächiger Stimmung. Also redeten sie ausführlich über seinen Job, und dann erzählte Sarah, wie schrecklich es in der Werbeagentur war. „Ich muss auch morgen wieder arbeiten“, sagte sie betrübt.
Benjamin schien nicht sonderlich beeindruckt. „Liebling, ich habe dir das schon so oft gesagt … jeder muss seine Pflicht erfüllen. Du hast doch nicht im Ernst geglaubt, dass du sofort ein sechsstelliges Gehalt bekommst und einen Job, der dir wahnsinnig Spaß macht, oder?“
Sie hasste es, wenn er sich wie ein Oberlehrer aufführte, wusste aber auch, dass es seine Art war, hilfsbereit zu sein. „Natürlich habe ich das nicht geglaubt. Allerdings bin ich auch nicht davon ausgegangen, dass ich einen Monat lang jeden Tag arbeiten muss. Um ehrlich zu sein, wenn ich morgens aufstehe wird mir beim Gedanken an den Job regelmäßig schlecht. Und wenn ich im Auto sitze und das Gebäude auch nur in Sicht kommt, nehme ich automatisch den Fuß vom Gas.“
Er zuckte die Achseln. „Das ist normal. Wenn es Spaß machen würde, würdest du dafür kein Geld bekommen.“
„Findest du das nicht schade?“
„So ist es nun einmal“. Er lächelte sie nachsichtig an. „Schätzchen, du lebst einfach in einer Traumwelt.“
„Ich schätze, dafür habe ich mir genau die richtige Stadt ausgesucht“, gab sie zurück und steuerte aufs Schlafzimmer zu. Er folgte ihr. „Sei doch nicht so“, flüsterte er mit einschmeichelnder Stimme, die sie aber nicht darüber hinweg täuschte, dass er von einer Sekunde auf die andere hart und unnachgiebig werden konnte. „Ich bin den langen Weg nach L.A. gekommen, um dich zu sehen. Willst du die wenige Zeit, die wir haben, mit Streit vergeuden?“
Auf der Stelle wallten Schuldgefühle in ihr hoch, und sie murmelte: „Nein, es tut mir Leid.“
„Dann vertragen wir uns wieder.“ Er streichelte ihren Nacken und begann dann, ihre Bluse aufzuknöpfen. Innerhalb kürzester Zeit lag sie nackt auf dem Rücken, alles ging viel schneller, als ihr lieb war.
Andererseits spielte es auch keine Rolle, sie war sowieso viel zu müde und nicht in der richtigen Stimmung. Trotzdem bemühte sie sich, so gut es ging, Interesse vorzutäuschen, sehnte sich aber viel mehr nach einem heißen Bad.
Ein Lavendelschaumbad. O Gott, klingt das gut.
Trotzdem, dachte sie, während er sich zuckend und ächzend über ihr bewegte, bin ich froh, dass Benjamin hier ist. Und das hier wird ja höchstens zwanzig Minuten dauern.
Als Sarah sich am nächsten Morgen im Bett umdrehte und die Augen öffnete, schnappte sie erschrocken nach Luft.
Verdammt, zehn Uhr, zehn Uhr, zehn Uhr!
Sie konnte nur beten, dass ihre Chefin heute nicht ins Büro kommen würde. Becky verplante normalerweise ihre Wochenenden und überließ die Arbeit gerne ihrem „fähigen Team“. Schnell lief Sarah ins Bad, packte ihre Zahnbürste, drehte die Dusche an, sprang darunter und begann gleichzeitig zu duschen und sich die Zähne zu putzen. Sie hüpfte aus der Dusche, trocknete sich ab, und erst jetzt wurde ihr klar, dass etwas fehlte. Zwar war es inzwischen normal für sie, alleine aufzuwachen, doch an diesem speziellen Morgen nicht. Schließlich hatte Benjamin gestern noch in ihr Ohr geschnarcht, bevor sie eingeschlafen war.
In ein Frottiertuch eingewickelt, lief sie aus dem Badezimmer und rief: „Schatz?“ Dann blieb sie abrupt stehen. Martika saß am Küchentisch und aß mit einem großen Löffel Hüttenkäse direkt aus dem Becher. „Schatz?“ äffte sie Sarahs Ton nach.
Sarah blinzelte sie überrascht an. „Entschuldige. Ich dachte … hast du meinen Verlobten gesehen? Ein großer blonder Typ …“
„Ein bisschen ein Arsch?“ Martika schaufelte in aller Ruhe noch mehr Hüttenkäse in den Mund, dann stellte sie den Becher auf den Tisch und träufelte Honig darüber. „Er ist gegangen, als ich gerade nach Hause kam. Ich habe versucht, mich ihm vorzustellen, aber er starrte mich an wie einen Einbrecher, und es dauerte ziemlich lange, bis ihm klar wurde, dass ich deine Mitbewohnerin bin. Daraufhin hat er mich gemustert, als ob ich eine Zimmerpflanze wäre, irgendwas Unverständliches gegrunzt und ist verschwunden.“
Sarahs Herz sank.
„Da hast du dir ja einen richtigen Traumprinzen angelacht.“
„Als
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