L.A. Woman
alles getan, was in meiner Macht steht, und zum Teufel mit
Frieden innerhalb des Sturmes
!“
Sarah kam unbeschadet nach Hause, was, wie sie glaubte, nur an irgendeinem Schutzengel liegen konnte, der sich um Betrunkene, Landstreicher und dumme Trottel kümmerte, die sich in ihrem Job komplett ausbeuten ließen. Martika war Gott sei Dank noch bei der Arbeit, als Sarah gegen zwölf Uhr dreißig nach Hause kam. Sie zog sich aus und schlüpfte unter die Bettdecke. Gegen drei lief sie nackt durch die Wohnung, um auf die Toilette zu gehen, und legte sich sofort danach wieder schlafen. Um sieben Uhr wachte sie endlich auf und bemerkte, dass sie hungrig war. Sie hatte im Schlaf geweint, und da sie sich nicht abgeschminkt hatte, waren ihre Wimperntusche um die verschmiert, so dass sie aussah, als sei sie verprügelt worden.
Sie durchwühlte den Kühlschrank und fand die Chalula-Sauce, die Martika auf so ziemlich alles Essbare schüttete, und ein paar Tupperdosen, von denen sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie lange sie schon dort standen. Sie durchsuchte die Schränke und fand schließlich ein Päckchen Pilzsuppe, die sie gähnend aufkochte. Schließlich nahm sie das Telefon und wählte Benjamins Büronummer.
„Benjamin Slater.“
„Ich habe gekündigt.“
Sie hörte ihn seufzen und seufzte ebenfalls.
„Was ist passiert?“ fragte er mit erschöpfter Stimme.
Sie erzählte ihm alles, angefangen bei den Folien bis hin zum Katzenklo. „Ich kann nicht glauben, dass sie das von mir verlangt hat“, beendete sie ihre Erzählung, in der sie den Satz „Ich kann es nicht glauben“ bestimmt fünfzig Mal wiederholt hatte. Der Schock saß noch zu tief.
„Nun, offenbar ist jetzt nichts mehr zu ändern“, sagte Benjamin und klang noch immer sehr müde. Sie wusste, dass er hart arbeitete, aber verdammt, ein bisschen mehr Empörung seinerseits wäre hier angebracht gewesen!
„Was wirst du jetzt tun?“
„Ich weiß nicht“, sagte Sarah hölzern. „Ich schätze, ich werde mir einen anderen Job suchen.“
„Das scheint mir auch das Vernünftigste zu sein.“
„Du könntest ein wenig … hilfreicher sein, weißt du“, beschwerte sie sich.
„Ich wüsste nicht, wie“, entgegnete er. „Ich meine, du hast einfach fristlos gekündigt und bist aus dem Büro gerannt mit den Worten ‚Zum Teufel mit inmitten des Sturmes‘ oder so ähnlich. Ich weiß nicht, wie ich dir da wieder raushelfen soll.“
Das ist so
typisch
für ihn, dachte Sarah und wurde richtig wütend. „Warum erzählst du mir dann nicht einfach etwas Aufheiterndes?“ schlug sie in säuerlichem Ton vor. „Du weißt schon, so was wie ‚ich vermisse dich‘ oder ‚ich werde dich bald besuchen‘. Eben Dinge, die Verlobte so sagen.“
„Ich vermisse dich“, sagte er. „Und ich werde dich tatsächlich bald besuchen.“ Er holte tief Luft, und in seiner Stimme klang Stolz mit. „Ich habe es geschafft. Ich kann nach L.A. wechseln.“
Sarah strahlte. „Oh, Liebling! Das ist herrlich!“ Das war es! Ihre Rettung, nein, ihre
Frieden innerhalb des Sturmes
. Das war die Antwort. Er würde ein- und Martika ausziehen. Keine lauten Sexgeschichten mehr, die sie ertragen musste, und ihre finanzielle Lage würde sich endlich auch wieder etwas verbessern. Sie konnte sich in aller Ruhe nach einem neuen Job umschauen, der ihr Spaß machte, weil Benjamin ja genug verdiente, um die Rechnungen zu bezahlen. Außerdem hatte er gesagt, wenn sie erst einmal verheiratet wären, sollte sie zu Hause bei den Kindern bleiben, das hatte er sogar ziemlich bestimmt gesagt, weil er es so toll fand, dass seine Mutter immer für ihn da gewesen war. Wie auch immer, sie konnte eine Pause gut vertragen. „Wann kommst du? Ich muss Martika Bescheid sagen“, frohlockte sie.
Es entstand eine Pause. „Ähm, Sarah … ich habe viel nachgedacht.“
„Ich auch. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass wir nicht beide Tische brauchen, deiner reicht. Er ist sowieso viel größer als meiner und …“
„Sarah, ich werde nicht bei dir einziehen.“
Er hätte ebenso gut Suaheli sprechen können. „Was? Was?“ Sie war ganz benommen.
„Wir werden nicht zusammen leben.“ Er seufzte. „Du lenkst mich einfach zu sehr ab, und ehrlich, ich werde sehr viel arbeiten müssen … ich kann es mir nicht leisten, Fehler zu machen. Ich muss mich wirklich voll auf den Job konzentrieren.“
Der Frieden, den sie sich gerade vorgestellt hatte, zerbrach wie ein Glas auf einem Steinboden. „Du
Weitere Kostenlose Bücher