L.A. Woman
und ließ sich dann in den Sessel gegenüber seines Schreibtischs sinken. „Ist alles in Ordnung?“ fragte sie beunruhigt. Sie hatte es zwar eilig, aber sie mochte Richard wirklich sehr.
„Wie? Ja. Oder, nein. Also …“ Er rieb sich nervös die Hände.
Sarah war jetzt richtig beunruhigt. Es war ein sehr schlechtes Zeichen, wenn er sich die Hände rieb. „Das sieht nicht gut aus.“
„Es ist nicht so schlimm“, versicherte er, runzelte dann aber die Stirn. „Oder, ehrlich gesagt, es ist doch schlimm.“
„Dann sagen Sie es einfach ganz schnell“, rief Sarah. „Wir werden schon eine Lösung finden.“
Er sah sie sehr traurig an. „Oh Gott. Ich meine, Sarah, wir können so nicht weitermachen.“
„Wie weitermachen?“
„Wir essen jeden Tag zusammen zu Mittag, wir laufen durch die Stadt, gehen einkaufen … wir haben so viel Spaß zusammen.“
„Und das ist ein Problem?“
„Unglücklicherweise ja“, sagte er düster. „Weil … Sie wissen doch, dass der Abgabetermin immer näher rückt.“
„Ja, in drei Wochen.“
Er blickte auf seinen Schreibtisch. „Und erinnern Sie sich, dass ich sagte, das Buch sei so gut wie fertig?“
„Ja …“
„Nun, da habe ich geflunkert.“
Sie zog die Augenbrauen zusammen. „Wie konnten Sie das tun?“
„Ich habe ja zumindest so was wie ein Konzept.“ Er versuchte, optimistisch zu klingen.
„Ein Konzept?“ Sarah war entsetzt. „Sie können kein Konzept abgeben. Sie haben gesagt, Sie müssten nur noch ein wenig überarbeiten.“
„Die ganze Geschichte überarbeiten, um genau zu sein“, verkündete er.
Sie seufzte. „Nun, das ist tatsächlich ein Problem. Soll ich Madeline anrufen?“ Madeline war seine Lektorin, von der Sarah schon öfter Anrufe abgefangen hatte. „Ich meine, wenn ich mit schuld daran bin, dann kann ich ja aushelfen. Ich erzähle ihr einfach, dass sie krank sind, oder dass irgendetwas passiert ist. Oder …“
„Sarah, ich muss Sie entlassen.“
Sie stoppte ihren Monolog. „Wie bitte?“
„Ich tue das wirklich nicht gerne“, jammerte er. „Doch ich habe heute bereits mit Madeline gesprochen, und ich habe ihr gesagt …, na ja, sie hat mir das Problem geradezu aus der Nase gezogen. Und der Verlag ist wirklich ziemlich sauer, Sarah, Sie machen sich ja keine Begriffe.“
Also haben Sie mich einfach verraten und verkauft?
Wahrscheinlich war es nicht richtig, so etwas zu denken, aber schließlich war sie schon wieder arbeitslos, und das nur, weil sie Freunde geworden waren. Das ergab doch keinen Sinn. Überhaupt keinen Sinn.
„Ich habe Ihnen bereits ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt“, sagte er. „Und Sie bekommen Ihr Gehalt noch einen Monat länger.“
Sie sah ihn an. Ihr Entsetzen über seinen Verrat musste ihr ins Gesicht geschrieben sein. „Zwei Monate“, korrigierte er. „Und wir können immer noch zusammen auf Partys gehen, hm?“
„Oh, Richard“, sagte sie mit einem tiefen Seufzen. Zwei Monatsgehälter Abfindung, speziell für diesen Job, war mehr als fair.
Kann ich denn nichts richtig machen?
„Ich tue alles, um es wieder gutzumachen …“, murmelte e r.
Sarah packte ihre Handtasche. „Nun“, sagte sie langsam. „Ich schätze, dann kann ich heute wohl früher gehen.“
Martika saß im Wartezimmer der Arztpraxis. Sie hatte vor einigen Tagen einen Bluttest gemacht und fast stündlich Taylor angerufen. Sie hatte auch darüber nachgedacht, mit Sarah zu sprechen, aber in letzter Zeit war Sarah so beschäftigt mit all ihren Klamotten und ihren Verabredungen und ihrer Rumkicherei, dass sie sich regelrecht zurückhalten musste, sie nicht anzuschreien.
„Ms. Adell?“
Sie sah auf. Dr. Powell. Das klang seriös, klang so, als müsste er ein paar Jahre älter sein, als er war. Er wirkte pedantisch und präzise und betrachtete sie nur flüchtig.
„Ja. Also, rücken Sie schon mit den schlechten Nachrichten raus. Werde ich sterben?“
Jetzt sah er sie länger an und schüttelte den Kopf. „Wenn Sie meinen, ob Sie irgendwelche Krankheiten haben – nein. Zumindest jetzt nicht. Aber Sie wissen ja, es dauert sechs Monate, bis man bei HIV wirklich sicher sein kann, innerhalb von drei Monaten aber wären Sie zumindest zu fünfundachtzig Prozent positiv, und so weiter …“
„Und alles andere?“ Nicht dass sie sterben wollte. Aber jetzt wünschte sie sich doch etwas mehr Dramatik. „Bin ich sonst irgendwie gefährdet?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, Sie sind wirklich völlig gesund. Natürlich
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