L.A. Woman
schlechten Fernsehserie.
Aber du bist eine werdende Mutter!
Sie hatte Taylor natürlich davon erzählt, und er war genau so entsetzt gewesen, wie sie es erwartet hatte. Sie war immer so stolz darauf gewesen, dass nichts sie erschüttern konnte, aber diesmal war es anders. Sie machte ihre Hormone dafür verantwortlich, dass ihre Gefühle Achterbahn fuhren, sie musste diese Abtreibung so schnell wie möglich hinter sich bringen und das Ganze als wirklich, wirklich unschöne Erfahrung verbuchen. Und natürlich würde sie in Zukunft vorsichtiger sein. Erstens: kein Zufallssex mehr. Zweitens: Sie musste eine Beziehung eingehen. Vielleicht würde sie ja sogar „den Einen“ finden. Doch ihre Hand ließ sie weiterhin auf dem Bauch liegen.
Ich frage mich, ob es ein Junge oder Mädchen wird.
Jetzt konnte man das bestimmt noch nicht sagen. Es war schon komisch. Bisher hatte sie über Babys nur theoretisch nachgedacht. Kinder passten nun mal nicht zu ihrem Nachtleben. Für ein Kind musste man Verantwortung übernehmen. Langfristig. In der ersten Zeit bekam man überhaupt keinen Schlaf. Wenn sie dann etwa zwei Jahre alt wurden, verwandelten sie sich in kleine Monster. Sie hatte das oft genug im Fernsehen gesehen.
Aber sie konnte nicht aufhören, sich zu fragen, was es werden würde. Das hier war nicht nur irgendein Kind. Das war
ihr
Kind. Sie fühlte seine Anwesenheit in ihrem Körper, als ob ein Alien von ihr Besitz ergriffen hätte, doch es war kein unangenehmes Gefühl. Natürlich war all das Blödsinn, es war noch viel zu früh, um ein Baby wirklich zu spüren, aber ihre Brüste waren viel empfindlicher als vorher, und ihr war immer noch fürchterlich schlecht. So sehr sie Taylor auch liebte, das konnte er einfach nicht verstehen. Sie musste mit einer Frau darüber sprechen.
Also mit Sarah.
Sie war in letzter Zeit nicht sehr herzlich zu Sarah gewesen, aber hier handelte es sich schließlich um einen Notfall. Sie wusste, dass Sarah sie verstehen würde. Als sie den Schlüssel im Schloss hörte, zuckte ihre Hand zurück. Wie sie da mit den Händen auf dem Bauch auf der Couch saß, sah sie vermutlich aus wie Al Bundy. Also legte sie die Hand auf die Lehne und kämpfte gegen den Wunsch an, sie wieder auf den Unterleib zu platzieren.
„Hi, Sarah“, rief sie, noch bevor Sarah ins Zimmer kam. „Hast du kurz Zeit?“
„Das war ein höllischer Tag“, antwortete Sarah. „Ich bin mal wieder gefeuert worden. Und, noch schlimmer, der Typ, mit dem ich heute schlafen wollte, stellte sich als kompletter Vollidiot heraus. Ganz zu schweigen von seiner Frau.“ Sie stöhnte und ließ sich in einen Sessel fallen. „Ich möchte in einen Club gehen und mich so lange betrinken, bis ich mich nicht mehr an meinen eigenen Namen erinnern kann oder daran, wie ich nach Hause gekommen bin.“
So hatte Martika sich das nicht vorgestellt. Offenbar musste Sarah sich zuerst den Frust von der Seele reden. Sie hoffte nur, dass das nicht zu lange dauern würde, sie hatte eigentlich keine Geduld für all das.
„Dann wirst du dir wohl einen neuen Job suchen?“
Sarah sah sie an. „Ach, meinst du?“
„Du musst nicht gleich zickig werden“, zischte Martika. Sie konnte dieses Geschwätz einer Fünfundzwanzigjährigen definitiv nicht gebrauchen, schließlich saß sie hier und war schwanger. „Ich habe nur ein Problem, von dem ich dir erzählen wollte, das ist alles.“
Sarah zog die Augenbrauen in die Höhe. „Oh, na klar, Martika. Das wird ja immer schöner. Erzähle
mir
von
deinen
Problemen!“
Martika runzelte die Stirn. „Entschuldige. Aber dein Ton!“
„Wird dir dieses mütterliche Gerede denn nie langweilig?“
Martika schnappte ehrlich schockiert nach Luft. „Wie bitte?“
„Du spielst dich immerzu wie eine Mutter auf. Das tust du bei mir genauso wie bei Taylor und überhaupt jedem, der um dich rum ist – zumindest so lange sie es
ertragen
können, um dich herum zu sein. Ich schwöre dir, du erzählst mir, ich soll mich nicht um meinen Job kümmern, sondern mich lieber durch sämtliche Betten schlafen, und ich höre auch noch auf dich. Und jetzt sieh dir an, was aus mir geworden ist. Mir geht es beschissen!“
„Ach, und ist das vielleicht
meine
Schuld?“ schrie Martika. Das konnte sie wirklich nicht brauchen. „Nur weil du einen komische Mutter-Neurose hast, glaubst du, ich würde dich
bemuttern
?“
„Das tust du!“ Sarah sprang auf und begann, durchs Zimmer zu laufen, die Absätze ihre Prada-Schuhe hinterließen
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